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Messages posted by: JPP
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Message
Liebe Community,

ich habe eine Frage bezüglich der Kennzeichnung mit Tags. Bis vor Kurzem ist mir manchmal gelungen die Tagkennzeichnung bei der Anlegung eines Eintrags direkt zu tätigen,
indem ich den jeweiligen Tag mit geschweiften Klammern angegeben habe, doch leider scheint das nun nicht mehr zu funktionieren. Wenn ich den Tag angebe, kann ich den
Neutrag nicht mehr erfolgreich anlegen und Folgendes wird angezeigt:

「未知の範囲:「phil.」。入力を確認してください。」

Den Neueintrag kann ich dann erst erfolgreich anlegen, wenn ich die Tagkennzeichnung wieder lösche. Gibt es da vielleicht einen Trick, wie man den Tag doch markieren kann?


Liebe Grüße
JPP
Hallo zurück,

erstmal: das ist kein Japanisch, sondern Chinesisch. Das erkennt man an dem zweiten Schriftzeichen 「庆」 , das auf Japanisch 「慶」geschrieben wird.

Übersetzung: »Glücksverheißende Dinge/Ereignisse [möge es] in Hülle und Fülle [geben]«
Ohne das in den eckigen Klammern ist es die wörtliche Übersetzung, aber da es sich bei 「吉庆有余」um einen der im Chinesischen zahlreich vorhandenen »Glücksbeschwörungszaubersprüche« (wie ich sie hier einmal behelfweise nenne) handelt, die z.B. im Kontext der Neujahrsfeiern Verwendung finden, kann man hier »möge es geben« sehr sinnvoll ergänzen.

Fernerhin findet dieser Glücksbeschwörungszauberspruch auch verschiedenen Formen von künstlerischer Ausgestaltung. Z.B. als »traditionelles glücksverheißendes Ornament« (传统吉祥纹). Hier ein Link zu einem Foto (das rote Ding oben rechts).

https://baike.baidu.com/item/%E5%90%89%E5%BA%86%E6%9C%89%E4%BD%99

Im Einklang mit einer animistischen Auffassung von Sprache werden Homophone von 吉庆有余, nämlich 戟 (Hellebarde) , 磬 (Klangstein) und Fisch (鱼) zur Ausgestaltung des Ornaments verwendet. Im Ornament, das über den Link einsehbar ist, findet sich jedoch nur der Fisch, in anderen dann wohl mehr...

Gruß
JPP
Hey Domi,

kein Problem; ich hatte auch meine Freude an dieser wolfigen Angelegenheit Es freut mich sehr, dass du mit meinen Ausführungen etwas anfangen konntest!

Schöne Wolfszitate oder gar eine Sammlung von Wolfszitaten sind mir leider nicht bekannt. Wenn ich allerdings so ein Gefäß mit Wolfszitaten machen würde, würde ich auf jeden Fall folgendes Zitat mit raufmachen:

「養其一指、而失其肩背、而不知也、則為狼疾人也。」»Wer einen einzelnen Finger hegt, ohne [dabei] zu bemerken, dass er [seine] Schultern und [seinen] Rücken verliert, der nämlich ist ein Mensch, der die Wolfshast/Wolfskrankheit hat.« – der Wolf kommt dabei leider nicht gut weg, ja wird sogar kraft seiner metaphorischen Stärke missbraucht, um für eine Krankheit herhalten zu können. Es handelt sich dabei um ein altes Menziuszitat (Menzius ist der wichtigste Schüler von Konfizius), das aber auch sehr stark mit der Literatur von Nakajima Ton (heutzutage meist als Nakajima Atusushi gelesen) verbunden ist. Dieser hat dieses Zitat einem seiner Werke vorangestellt und versteht die Wolfshast als das Verlieren des Wichtigsten über das Konzentrieren auf etwas, was im Gesamtzusammenhang nur nebensächlich erscheinen kann. Er sieht darin die Krankheit des modernern Menschen an sich, aber auch die Krankheit des Großjapanischen Kaiserreiches (Nakajima Ton war vor allem zur Zeit des Pazifischen Krieges als Schriftsteller aktiv), dessen Imperialismus und Kolonialismus er in vielen seiner Werke versuchte zu kritisieren. Mit Bezug auf den japanischen Imperialismus und Kolonialimus wäre die Wolfskrankheit das Ausbilden von »genuin japanischen Tugenden« etc. , ohne dabei zu bemerken, dass man zum Monster für seine Nachbarn wird; ein Darstellen der eigenen »Stärken«, dass dafür herhalten soll, die imperialistischen Herrschaftsansprüche dem Nachbarn gegenüber zu rechtfertigen. Da mir das eine sehr wichtige Aussage ist, wäre dieses Menziuszitat – obwohl der Wolf nicht gut dabei wegkommt – mir persönlich eines der liebsten Wolfszitate.

Vielleicht findest du ja neben weiteren Inspirationen aber auch einen zitierenswerten Wolf in den bereits angesprochenen »Tausend Plateaus« von Deleuze und Guattari. Das zweite Kapitel (bzw. Plateau) mit dem Titel »1914 – Ein Wolf oderer mehrere?« behandelt den Wolf nämlich sehr intensiv :

Ich weiß jetzt ja nicht wie sehr du mit dem Japanischen vertraut bist. Daher noch eine kleine Anmerkung, falls du mit der Grammatik nicht so sehr vertraut sein solltest: 「狼する狼」ist in der »Grundform« des Verbs gehalten und trifft damit keine wirkliche Aussage über den Aspekt des Geschehenden. Wenn du den Aspekt der Gegenwärtigkeit betonen möchtest – und bei der philosophischen Definition des Wolfens, bei der wir angekommen sind, wäre das eigentlich sehr wichtig zu betonen – müsstest du 「狼している狼」nehmen, denn nur dann wird auch wirklich deutilich, dass das Wolfen etwas sich aktuell ereigendes ist.

(Falls du darüber hinaus mit der Übersetzung von »Was den Wolf Wolf sein lässt, ist seine Wolflichkeit« noch etwas anfangen möchtest, hier noch eine stilistisch optimierte Version:

「狼を狼たらしめるのはその狼性なのだ。」.

Dir ganz viel Erfolg bei deinem wolfigen Gefäß. Arbeitest du da eigentlich auch mit stilisiertem Wolfshaar? Eine haariges Gefäß fänd ich auf jeden Fall interessant... Kannst du vielleicht ein Foto schicken, wenn dein
Wolfgefäß fertig ist? Mich würde es auf jeden Fall interessieren, das mal zu sehen! Vielleicht ist das dann aber zu unjapanologisch für dieses Forum, daher wäre es vielleicht besser, dass dann mit der PM-Funktion (Private Message) des Wadokuforums zu verschicken... (an die »Forumsaufseher«: Wenn so ein Foto hier ok ist und allgemeines Interesse an der Veröffentlichung im Forum besteht, könnt ihr das ja vielleicht einmal kurz anmerken, damit man weiß, was hier erlaubt ist und was nicht...)

Wolfige Grüße und ein fröhliches Weiterwolfen
JPP
Liebe Wadoku-Community,

wie wir alle wissen, verfügt das Japanische über eine sehr stark ausgeprägte Diglossie und in dieser wiederum über eine Vielfalt von Ausdifferenzierungen, die ihresgleichen sucht. Wadoku bringt hier Ordnung hinein, indem Tags verwendet werden, die ja gerade für die mit dem Japanischen noch nicht so sehr vertrauten Nutzer sicherlich sehr wertvoll sind.
Anlässlich des Lexems 「残涙」frage ich mich erneut, ob man das Register solcher Ausdrücke mit {lit.} und {poet.} ausreichend erfasst. Auch frage ich mich, ob es ausreichen würde, hier ein {altertüml.} zu ergänzen, um die Spezifität des Registers wirklich zu erfassen. Diese scheint mir nämlich gerade darin zu liegen, dass es sich um einen schriftsprachlichen, poetischen Ausdruck handelt, der unmissverständlich auf die Tradition der chinesischen Dichtung verweist. Der Ausdruck an sich ist natürlich leicht verständlich, doch findet er sich nur in sehr wenigen Wörterbüchern und auch bei 少納言 finde ich nur ein einziges Verwendungsbeispiel. Weiterhin beschränkt sich dieser Umstand nicht auf 「残涙」, sondern auf viele Ausdrücke von Autoren, die von der chinesischen Lyrik geprägt sind. Bei Sōseki, Tanizaki, Akutagawa u.v.m. trifft man ständig auf Ausdrücke, die man so nicht oder nur kaum in einem Wörterbuch findet. Ich erinnere mich noch sehr gut an eine meiner ersten Akutagawa-Lektüren, bei der ich fast verzweifelte, weil mir keines meiner Wörterbücher sagen wollte, was 「曛」 heißt, doch Akutagawa vom 「曛日」 schrieb. Hier hilft kein noch so gutes 辞典, nicht einmal das 日本国語大辞典, sondern nur (漢和)字典, und um 「曛」 in den Text zu kriegen ist man mit einem Wechsel zur chinesischen Tastaturbelegung auch sehr viel schneller, als wenn man「クン」auf Japanisch eingibt und sich dann erst einmal durch den Homophondschungel scrollen muss – bei anderen Zeichen aus dem Kontext der chinesischen Lyrik, die durchaus von Japanern verwendet werden, führt die Suche in der Homophondschungelscrollleiste manchmal gar nicht zum Ergebnis, da die japanische Tastatur, wie ja auch die 辞典, einfach nicht alles aufführt, was tatsächlich im Japanischen in Verwendung ist. Bitte entschuldigt die Anekdote, ich möchte damit illustrieren, wie sehr derartige Ausdrücke sich am Rande des Japanischen bewegen – eine Beobachtung, die natürlich auch auf schräge Latinismen/Gräzismen der deutschen Wissenschaftssprache zutrifft; im Japanischen aber, sind derartige Ausdrücke, die sich an der Grenze der eindeutigen Zuordnung zu einer Sprache befinden, jedoch nicht nur das Unterfangen von ein paar akademischen Freaks, für die sich die breite Masse eh nicht interessiert, sondern über die (kanonisierte) Literatur Teil des vergleichsweise breit rezipierten kulturellen Erbes und damit integraler Bestandteil der Sprache, auch wenn die geläufigen Wörterbücher da hinterherhinken bzw. meinen, dass sie solche Ausdrücke nicht zu behandeln hätten, weil dafür ja die 漢和字典 zuständig seien.
Was ich schließlich vorschlagen möchte, ist Folgendes: Wie wäre es, wenn man auf Wadoku einen neuen Tag einführte, der sich explizit auf derartige Ausdrücke aus dem Kontext der chinesischen Lyrik bezieht. Man könnte ihn bspw. {Kanshiausdruck} bzw. {kanshipoet.} nennen. Den Vorteil, den ich in so einem Tag sehen würde, bestünde einerseits darin, dass der Nutzer das nachgeschlagene Wort sofort effizient einordnen kann und andererseits auch darin, dass die Distinktion von Schriftsprache und gesprochener Sprache innerhalb der poetischsprachlichen Ausdrücke differenzierter erfasst werden kann. Beispielsweise finden sich bei Wadoku unter {poet.} gar nicht wenig Ausdrücke, die man auch in der gesprochenen Sprache problemlos verwenden kann bzw. dort zumindest verstanden werden – was die Ausdrücke, die der chinesischen Lyrik entstammen, jedoch auszeichnet, ist, sofern es sich denn nicht um (unter Japanern) sehr populäre Gedichte handelt, dass die Bezeichnungen nur zusammen mit den Zeichen verständlich sind: wohl kein Mensch wird das gesprochene 残涙 verstehen, es wird nur ein 残類oder ein 残塁 bei ihm ankommen. Noch stärker gilt dies für 曛日(くんじつ): Das versteht wirklich niemand, der es nicht sieht, und selbst wer es sieht, versteht es nur, wenn er in der chinesischen Lyrik bewandert ist. Diese Spezifität des Ausdrucks, also das Zusammentreffen von poetischer Qualität mit »Sinizität« und die daraus resultierende ausschließliche Schriftsprachlichkeit des Ausdrucks sowie sein nahezu exotischer Status innerhalb des Japanischen (→ nicht einmal lexikalisiert), schlage ich daher vor als solche zu bezeichnen. Kann die Community dem etwas abgewinnen?

Herzliche Grüße
JPP
Nein, da ist mir der Wolf durchgegangen – obwohl ja gar nicht Vollmond ist.

「狼として現前する狼」, der als Wolf erscheinende Wolf setzt dadurch, dass der Wolf »als Wolf« erscheint ja gerade voraus, dass es so etwas wie das Wesen des Wolfes gibt.
Da das »Wolfen des Wolfes« ja gerade sagen will, dass es dessen Wesen nicht gibt, sondern nur sein »Wolfen«, ist »das Erscheinen des Wolfes als Wolf« doch viel zu ungenau.
Nimm daher lieber 「狼する狼」- egal wie unkorrekt es klingen mag, sagt es schließlich doch besser aus, dass der Wolf nur durch das Wolfen als Wolf erscheint, genauer: sich Materie in einem energetisch-spatio-temporalen Prozess, der vereinfacht »Wolfen« genannt wird, ereignet/territorialisiert. (Bei Deleuze/Guattari findet man genauere Erklärungen, siehe [/i]Tausend Plateaus)
Eigentlich gibt es den Wolf nämlich gar nicht, sondern nur ein Wolfen, das wir vereinfacht als »Wolf« bezeichnen – zumindest will der Ausdruck vom wolfenden Wolf genau das sagen.

Wolfige Grüße
JPP
Ich meinte natürlich wolfige Grüße
Was für ein wolfiger Tag, lustigerweise lese ich auch gerade etwas wolfiges. Und wenn der eine Wolf zum anderen wolft, wolft sich doch noch ein wolfiger Wolf ins Japanische hinein:

「狼として現前する狼」(Wolf, der als Wolf »erscheint«)

Durch den Terminus 現前 wird hier – zumindest für die mit der philosophischen Terminologie vertrauten Leser – ganz klar auf das Erscheinen im phänomenologischen Sinne (vgl. Husserl) hingewiesen und da das Wolfen des Wolfes nichts anderes ist, als dieses Erscheinen als Wolf (womit halt der ereignishafte, sich nur in der Singularität der konkreten Erscheinung offenbarende Chrakter des Wolfes betont werden soll), hast Du hiermit Deinen wolfenden Wolf in einem Japanisch, das nicht nach falscher Formulierung klingt. Leider geht aber die phonetisch-ästhetische Komponente der Tautologie dabei verloren. Wenn Dir die wichtiger als korrekt klingendes Japanisch ist, kannst Du ja doch 「狼する狼」nehmen...


Herzliche Grüße
JPP
Habe gerade zu Abend gegessen, wobei mir Dein Wolf noch einmal durch den Kopf gewolft ist. Dabei habe ich bemerkt, dass die Wesensbestimmung, also 「狼を狼(と)せしめるのはその狼性なのだ」, ein völlig falscher Ansatz ist. Was mit sprechender Sprache oder wolfenden Wölfen versucht wird auszudrücken, ist nämlich gerade der Versuch propositionales Wissen und prädikative Logik (also Wesenbestimmungen=Platonismen) zu unterlaufen. Es geht bei sprechender Sprache und wolfenden Wölfen vielmehr darum, den Ereignischarakter von Phänomenen zu fassen zu versuchen (vgl. den Begriff des Ereignisses bei Heidegger und seinen Erben in Frankreich, insbesondere den Ereignisbegriff von Deleuze; für Näheres sei z.B. das Buch Ereignis auf Französisch: Von Bergson bis Deleuze (Marc Rölli: 2004) empfohlen), d.h. man geht davon aus, dass man den Wolfs NICHT in einer Wesensbestimmung erfassen kann, sondern nur in der Singularität seines konkreten Erscheinens, also seinem Wolfen. Daher darf man das NUR MIT EINEM VERB übersetzen. Du musst also 「狼する」bzw. 「狼は狼する」nehmen; auch auf die Gefahr hin, dass es falsch klingt, weil alles andere eine völlige Sinnentstellung wäre.

Herzliche Grüße
JPP
Mir ist da gerade doch noch etwas eingefallen:

「狼を狼(と)せしめるのはその狼性なのだ」

»Was den Wolf Wolf sein lässt, ist seine Wolflichkeit«

Da klingt zwar deutlich der philosophische Sprachstil raus, aber das kann man so auf Japanisch sagen, ohne das es falsch klingt.

Es ist zwar kein wolfender Wolf dabei rausgekommen, aber hat man so eine verständliche Umschreibung, denke ich. Das ist auch allemal besser als 「狼は狼として行動する」, weil sich das Wolfen des Wolfs ja nicht nur
auf seine Handlungen, sondern auf sein gesamtes Wesen bezieht – und genau die hat mit 「狼性」erfasst. Ich denke, das ist eine gute Lösung; auch geht die phonologisch-ästhetische Ebene der Tautologie dabei nicht verloren ;

Herzliche Grüße
JPP
Hallo Domi,

Du sprichst da ein sehr schwieriges Problem an, denn sind solche tautologischen Ausdrücke, die ja gerade durch Heidegger sehr populär im Deutschen sind, im Japanischen so nicht reproduzierbar – selbst wenn es das entsprechende Wort im Japanischen gibt. So wird z.B. aus »Die Sprache spricht« 「言葉は語る」oder 「言語が語る」etc., wodurch, selbst wenn die Semantik korrekt übertragen wird, der tautologische Effekt auf der ästhetischen Dimension, der ja in der phonetischen Ähnlichkeit beider Ausdrücke liegt, schließlich kein Äquivalent im Japanischen findet. Solche tautologischen Ausdrücke sind immer nur innerhalb einer Sprache bildbar und können nicht in ihrer vollen Tragweite übertragen werden. Schließlich gilt es hier auch die in einer Kultur und Sprache betreffenden Normen zu berücksichtigen: Im Deutschen kann der Wolf gut wolfen, weil wir hier von Hegel über Heidegger bis zur Gegenwart einen Umgang mit der Sprache pflegen, der solche Ausdrücke ermöglicht – in Japan gibt es solch einen Umgang mit der Sprache nicht.
Daher gilt: Selbst wenn man »der Wolf wolft« behelfsweise als 「狼が狼する」übersetzt, ist das im Japanischen nichts als ein total merkwürdiger Ausdruck, der höchstwahrscheinlich nur dafür sorgen wird, dass man denkt, dass Du das Japanische nicht beherrschst. Wenn man das trotzdem übersetzen will, träfe man den Sinn mit 「狼は狼として行動する」wohl ganz gut – dabei geht dann aber der ästhetische Effekt von »der Wolf wolft« leider verloren... Also wirklich ein Dilemma ohne zufriedenstellende Lösung

Herzliche Grüße
JPP
Hallo Merith,

wie man »Leben durch Veränderung« gut übersetzen kann, ist eine gar nicht so einfache Frage. Wenn man es nämlich direkt übersetzt – was man natürlich einfach tun könnte – klingt es nämlich nicht nach natürlichem Japanisch. (So denke ich zumindest – vielleicht findet sich hier aber auch noch jemand anderes, der da einen klugen Einfall hat) Daher würde ich empfehlen auszuweichen, also einfach etwas zu nehmen, was einen möglichst ähnlichen Sinn hat. Dafür wäre aber interessant zu wissen, welche Nuancen und Konnotationen Dir wichtig sind.
Da Du ja selbst sagst, dass es sich um ein Motto handelt, würde ich empfehlen eine Sprachebene des Japanischen zu nehmen, die den Ton des Mottos trifft. Eine Eigenheit des Japanischen ist, dass der dem Motto, Maxime, Aphorismus etc. entsprechende Ton meist über Elemente des klassischen Japanisch oder gar direkt über das klassische Chinesisch gebildet wird – das verleiht dem Ausspruch dann einen Anstrich, der der Autorität, die das Motto, Maxime etc. einzufordern versucht, entspricht.
Auf diesen Überlegungen basierende Vorschläge、die so auch klassisch/sprichwörtlich sind:

1) 万物流転 (banbutsu ruten) – »Alle Dinge verändern sich«; entspricht etwa Heraklits »panta rhei« hat aber eine buddhistische Färbung

2) 生生流転 (shōjō ruten) »Alles Leben verändert sich fortwährend«; ist ein buddhistischer Terminus, der die Idee des ewigen Kreislaufes der Wiedergeburt (Samsara) ausdrückt
→ konnotiert beides die Unbeständigkeit des Seins

3)行雲流水 (kōun ryūsui) »Wolken ziehen am Himmel, das Wasser fließt«; ist ein ursprünglich chinesisches Sprichwort, das sich erstmals beim (ebenfalls buddhistisch geprägten) großen Meisterkalligraphen und Dichter Sū Dōngpō findet. Der Schwerpunkt liegt hier aber nicht auf der Unbeständigkeit, sondern auf der Dynamik. Es steht für Freiheit und die Fähigkeit unbefangen und sich auf die Dinge einlassend zu leben oder auch mit ungezwungenem und gelungenem Strich zugleich den Pinsel zu schwingen bzw. Texte zu verfassen, die einen solchen Eindruck vermitteln). Dass mit dem Leben, kann man dann auch noch genau ausformulieren (dann büßt es aber Nuancen des Sprichwortcharakters ein, besser: wird zu einer normalen Formulierung, in der halt auch noch ein Sprichwort enthalten ist)

→行雲流水の如く生きること (kōun ryūsui no gotoku ikiru koto)

Ich nehme an, dass es um Tatoos oder so was geht – meiner Meinung nach, sehen nur chinesische Schriftzeichen schöner aus, als wenn da noch japanische Silbenschrift dabei ist. Wenn Du das auch so siehst, hier noch eine Variante im klassischen Chinesisch (die dann zwar nichts mehr mit Japanisch zu tun hat, aber durch das klassische Chinesisch die Autorität sehr gut wahrt)

以行雲流水為人生之範 (yi xingyun liushui wei rensheng zhi fan)

Eigentlich reicht 行雲流水 allein aber auch.

Hoffe, dass hilft Dir erst mal – sonst gib noch genauere Nuancen durch, und dann finden wir vielleicht noch was anderes ;


Herzliche Grüße
JPP


Hallo Dominik,

welche Zeichen richtig sind hängt davon ab, was für eine Kampfkunst Du praktizierst, denn bezeichnet 少林拳 (shàolínquán; jap. Lesart: shōrinken) (meist modernes) chinesisches Wǔshù, 少林寺拳法 (shōrinji kenpō) hingegen eine Mitte des 20. Jahrhunderts in Japan gegründete Kampfkunst, die aber große Einflüsse des 北派少林拳 (běipài shàolínquán = Shaolinquan nördlicher Schule) aufweist. Wenn es Dir wirklich wichtig ist ganz korrekt mit den Zeichen auf Deinem Gürtel zu sein, würde ich an Deiner Stelle das Gespräch mit Deinem Meister suchen, dabei versuchen rauszufinden, was Du denn eigentlich genau trainierst und mich dann entscheiden, was auf den Gürtel soll.

Verschweigen möchte ich Dir gegenüber jedoch nicht, dass es sich bei der Entscheidung für die jeweiligen Zeichen auch um ein ideologisch geprägtes Problem handelt. Einige, bzw. meinen persönlichen Erfahrungen in der Volksrepublik China nach, gar nicht so wenige (nationalistische) Chinesen sind der Meinung, dass die gesamte japanische Kultur nur eine Kopie der chinesischen ist. Wenn Du also die japanische Variante (少林寺拳法) machst, das aber mit dem chinesischen Namen bezeichnest (少林拳) würden die Dir sicherlich zustimmen, vielleicht sogar der Meinung sein, dass Du das besser benannt hast als der eigentliche Name ist. In Japan, einem Land, dem in Sachen Nationalismus keiner so schnell etwas vormacht, würde man sich davon jedoch sehr angegriffen fühlen, denn besteht man heutzutage sehr stark darauf, dass 少林寺拳法 (shōrinji kenpō) 「日本独自のもの」(etwas originär Japanisches) ist. Meinen eigenen Erfahrungen an japanischen Universitäten nach, ist es den entsprechenden Mitgliedern der universitären Sportclubs auch sehr wichtig dies zu betonen. Dass China für viele Japaner (leider immer noch) häufig mit Attributen wie »rückständig«, »vergleichsweise unkultiviert« und/oder, besonders unter jungen Menschen, einfach »uncool« einhergeht, sorgt sicherlich dafür, dass etwaige Unterschiede zwischen den beiden Kampfkunstarten von japanischer Seite überbetont werden, um den nationalistischen Wunsch sich von China unterscheiden zu können (vgl. Distinktion) besser verwirklichen zu können. Weiterhin sollte man bei aller Berücksichtigung des Gegenwartsnationalimus in China und Japan nicht übersehen, dass die japanische Bezeichnung 少林寺拳法(shōrinji kenpō)selbst eine andere Ideologie widerspiegelt, nämlich den Panasianismus, in dessen Wirkungskreis sich auch der (japanische) Gründer des shōrinji kenpō befand, was sich unter anderem daran ablesen lässt, dass mit der Benennung offenkundig versucht wird den chinesischen Ursprung direkt zu bezeichnen – und zu nicht zu verstecken oder zu leugnen, wie es junge Gegenwartsjapaner häufig tun. In diesem Sinne hätte sich Sō Dōshin, der Gründer des shōrinji kenpō, wahrscheinlich sogar gefreut, wenn Du shōrinji kenpō mit chinesischem Kung Fu verwechselst...

Lange Rede kurzer Sinn: Die genaue Zuordnung wird, besonders in Profikreisen, heißer gekocht als gegessen. Letztlich, so finde ich, stellt sich dabei auch die Frage, wieso man etwas unbedingt korrekt bezeichnen muss, was (hier) eh eigentlich kaum jemand durchdringt – nicht einmal die Ausübenden selbst. Reicht dann nicht auch eine ungefähre Bezeichnung? Natürlich sehen die Schriftzeichen ästhetisch aus, aber wenn sie Dir eine Entscheidung aufzwingen, die Du gar nicht fällen willst oder kannst, dann wäre es vielleicht am klügsten einfach auf sie zu verzichten. Gerade, wenn Du im Rahmen Deiner Kampfkunsttätigkeit mit Chinesen und Japanern zu tun hast, die mit dem hierigen Bezeichnungswirrwarr nicht vertraut sind, solltest Du Dir darüber im Klaren sein, dass die Wahl der Schriftzeichen auch mit einer politisch-ideologischen Aussage verbunden ist.

Herzliche Grüße
JPP


Hallo wasser52,
auf der von Dir links platzierten Verpackung steht »Mokubē« (杢兵衛), was ein Eigenname ist. Weiterhin findet sich »Tee aus den Bergen« (山出し茶) und, mit dem goldenen Kreis versehen, »goldenes Siegel« (金印).
Auf der Verpackung daneben steht das gleiche, wie auf der ersten Verpackung, die Du Dir bereits von PerryWinkle hast übersetzen lassen. Ich finde es schön, dass Du Dich dafür interessierst, was auf Deinen Teepackungen draufsteht. Schade finde ich aber, dass Du nicht einmal bemerkst, dass Du nach den gleichen Zeichen zweimal fragst... So viel sei Dir versprochen: Die Beschäftigung mit
den Zeichen ist mindestens genau so spannend, wie Dein Tee lecker ist

Herzliche Grüße
JPP
Liebe Wadoku-Community,

ich möchte mich gerne als Freiwilliger melden Euer Editorenteam zu verstärken.
Ich würde mich sehr freuen mit Euch in Zukunft zusammenarbeiten zu können.

Herzliche Grüße

JPP
Lieber Joschi,

wirklich zufriedenstellendes Lehrmaterial, dass dem Aufbau eines Kurses folgt, ist mir leider nicht bekannt. Wenn Du einsprachiges Material suchst,
helfen Dir aber vielleicht japanischsprachige Vorbereiitungsbücher für den JLPT und das 『日本語文型辞典』 (1998年、くろしお出版) weiter. In Ersteren findest
du Aufgaben, Beispiele und knappe Erklärungen, im Letzteren recht genaue, aber sehr verständliche Erklärungen und noch weitere Beispielsätze. Vielleicht kannst
Du damit gerüstet ja einen eigenen Kurs konzipieren...

Herzliche Grüße
JPP
 
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