Ich habe mittlerweile einige Regalmeter mit Japanisch-Lehrbüchern vollgestellt, aber so richtig hilfreich war nur sehr wenig.
Grundsätzlich: Auf gar keinen Fall Geld für irgendwas ausgeben, was einem verspricht, Japanisch oder Kanji lernen "einfach" zu machen. Kanji sind kompliziert, Japanisch ist kein schön gepflegter Zen-Garten, es ist ein wildgewachsener Unkrauthaufen von einer Sprache, die mühsam zu lernen ist. Wer diese einfache Wahrheit nicht akzeptiert und sich drauf einstellt, braucht nicht anfangen die Sprache zu lernen. Wer das seinen Lesern nicht mitteilen will, braucht gar kein Buch über Japanisch zu schreiben.
2. Der beste Weg, in Japanisch Fortschritte zu machen, ist ein Japanaufenthalt, und zwar je länger desto besser. Klar ist es das nicht alleine, aber wenn man die Sprache ernsthaft lernen möchte, sollte man das direkt mit einplanen. Am besten ein Sprachkurs als Austauschstudent.
3. Karteikarten sind gut, selbstgemachte noch besser.
4. Leider ist alles, was ich an Lehrbüchern, Wörterbüchern etc. in deutscher Sprache kenne, Mittelmaß bis Schrott (wadoku.de mal ausgenommen, und einige sprachwissenschaftliche Abhandlungen). Wenn es denn irgendwie geht, sollte man zu englischer Literatur greifen.
5. Manga sind nicht wirklich ideal zum Lernen, zumindest am Anfang. Zum einen unterschätzt man leicht, wie schwer es für einen Anfänger sein kann, einen Manga zu entziffern, vor allem wenn es umgangssprachliche Begriffe sind, die nicht im Wörterbuch stehen, oder historische Begriffe aus einem Samurai-Manga. Zum anderen ist Manga-Sprache nicht gerade das, was man, sagen wir mal, in einer Japanisch-Klausur oder bei einem Vorstellungsgespräch verwenden sollte. Außerdem stehen japanische Frauen nicht auf Manga-Nerds. Diese Warnungen mal beiseite, ist es eine gute Übung, wenn man denn einen Manga findet, den man mag.
6. Zu Übungszwecken alles Lesen, nachschlagen und entziffern, was einem in die Hände fällt. Das kann eine Flasche grüner Tee genauso sein wie eine Bedienungsanleitung. Wichtig ist, dass man so früh wie möglich mit "echtem" Japanisch in Kontakt kommt, und nicht dem weichgespülten Kunstjapanisch der Lehrbücher.
7. Ein gutes Wörterbuch ist Gold wert. Ich empfehle, sich so früh wie möglich ein elektronisches Wörterbuch (電子辞典) zu besorgen. Gut ist auch das NTC Kanji Dictionary, mittlerweile in elektronischer Form erhältlich.
http://www.kanji.org/kanji/dictionaries/ed/kald_edj.htm
Das Teil ist an Features unschlagbar (Komposita, Strichfolge, SKIP-System, englische Bedeutung etc. etc.). Weit besser als der Nelson. Einziges Manko ist, dass nicht-joyo-Kanji nur schwach vertreten sind.
8. Wenn man Kanji wirklich verstehen will, hilft es nur, sich damit zu beschäftigen, wie Kanji wirklich entstanden sind. Für den Anfang ist es noch lustig, wenn man sich das Zeichen 兎 als Osterhase mit Schleifchen vorstellt, auf die Dauer bringt es nichts. Um ein Wort wie 国連特別使節 so runterlesen zu können, da bringt es gar nichts wenn man anfängt die Zeichen einzeln an Hand irgendwelcher Eselsbrücken zusammenzustückeln. Wichtiger ist, mit Begriffen wie Radikal, Phonetikum, Ideogramm, sinojapanische Lesung etc. etwas anfangen zu können.
Nur so versteht man, wie es kommt, dass es ein Zeichen für Sonne 日 gibt, Sonne aber trotzdem 太陽 heisst, warum über 80 verschiedene Zeichen ショウ gelesen werden, etc.
9. Geduld. Japanisch lernen ist anstrengend, und geht über viele Stufen...
- Hiragana, Basisvokabeln, Aussprache
- Katakana, einfache Sätze
- erste Kanji, grammatische Formen
- mehr Kanji, Höflichkeit
- komplizierte Komposita, gehobene Satzstrukturen, Akzent
- Sprachebenen, Kontext, Umgangssprache
- literarische / akademische Fachsprache, Wortwahl
Auf jeder Stufe gibt es passendes Material, zu einfaches Material und zu schweres Material. Schwierig ist, immer das zu finden, was einem in der gegebenen Situation weiterhilft.