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Suche korrekte Übersetzung für ein eigenes Motto  RSS feed
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Merith



Joined: 20/06/2019 18:13:56
Messages: 2
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Hallo miteinander!

Ich suche eine korrekte Übersetzung für das Motto "Leben durch Veränderung".
An sich habe ich schon geschaut was sich da finden läßt, sei es bei bereits Sprüchen oder Texten, bin hier aber nicht fündig geworden. Ebenso traue ich den Übersetzern im Netz nicht so ganz. Am besten wäre auch die Übersetzungen mit den entsprechenden Schriftzeichen in Kanji wenn das machbar ist.

Vielen Dank im voraus

Gruß Merith
JPP


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Joined: 01/11/2011 13:22:17
Messages: 49
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Hallo Merith,

wie man »Leben durch Veränderung« gut übersetzen kann, ist eine gar nicht so einfache Frage. Wenn man es nämlich direkt übersetzt – was man natürlich einfach tun könnte – klingt es nämlich nicht nach natürlichem Japanisch. (So denke ich zumindest – vielleicht findet sich hier aber auch noch jemand anderes, der da einen klugen Einfall hat) Daher würde ich empfehlen auszuweichen, also einfach etwas zu nehmen, was einen möglichst ähnlichen Sinn hat. Dafür wäre aber interessant zu wissen, welche Nuancen und Konnotationen Dir wichtig sind.
Da Du ja selbst sagst, dass es sich um ein Motto handelt, würde ich empfehlen eine Sprachebene des Japanischen zu nehmen, die den Ton des Mottos trifft. Eine Eigenheit des Japanischen ist, dass der dem Motto, Maxime, Aphorismus etc. entsprechende Ton meist über Elemente des klassischen Japanisch oder gar direkt über das klassische Chinesisch gebildet wird – das verleiht dem Ausspruch dann einen Anstrich, der der Autorität, die das Motto, Maxime etc. einzufordern versucht, entspricht.
Auf diesen Überlegungen basierende Vorschläge、die so auch klassisch/sprichwörtlich sind:

1) 万物流転 (banbutsu ruten) – »Alle Dinge verändern sich«; entspricht etwa Heraklits »panta rhei« hat aber eine buddhistische Färbung

2) 生生流転 (shōjō ruten) »Alles Leben verändert sich fortwährend«; ist ein buddhistischer Terminus, der die Idee des ewigen Kreislaufes der Wiedergeburt (Samsara) ausdrückt
→ konnotiert beides die Unbeständigkeit des Seins

3)行雲流水 (kōun ryūsui) »Wolken ziehen am Himmel, das Wasser fließt«; ist ein ursprünglich chinesisches Sprichwort, das sich erstmals beim (ebenfalls buddhistisch geprägten) großen Meisterkalligraphen und Dichter Sū Dōngpō findet. Der Schwerpunkt liegt hier aber nicht auf der Unbeständigkeit, sondern auf der Dynamik. Es steht für Freiheit und die Fähigkeit unbefangen und sich auf die Dinge einlassend zu leben oder auch mit ungezwungenem und gelungenem Strich zugleich den Pinsel zu schwingen bzw. Texte zu verfassen, die einen solchen Eindruck vermitteln). Dass mit dem Leben, kann man dann auch noch genau ausformulieren (dann büßt es aber Nuancen des Sprichwortcharakters ein, besser: wird zu einer normalen Formulierung, in der halt auch noch ein Sprichwort enthalten ist)

→行雲流水の如く生きること (kōun ryūsui no gotoku ikiru koto)

Ich nehme an, dass es um Tatoos oder so was geht – meiner Meinung nach, sehen nur chinesische Schriftzeichen schöner aus, als wenn da noch japanische Silbenschrift dabei ist. Wenn Du das auch so siehst, hier noch eine Variante im klassischen Chinesisch (die dann zwar nichts mehr mit Japanisch zu tun hat, aber durch das klassische Chinesisch die Autorität sehr gut wahrt)

以行雲流水為人生之範 (yi xingyun liushui wei rensheng zhi fan)

Eigentlich reicht 行雲流水 allein aber auch.

Hoffe, dass hilft Dir erst mal – sonst gib noch genauere Nuancen durch, und dann finden wir vielleicht noch was anderes ;


Herzliche Grüße
JPP



胡蝶の夢
Merith



Joined: 20/06/2019 18:13:56
Messages: 2
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Ich nehme an, dass es um Tatoos oder so was geht

Könnte man vermuten, aber hier dreht es sich um eine Visitenkarte wo das Motto mit enthalten sein soll, da ich in Zukunft viel mit Japaner zu tun habe werde. Aktuell versuche ich mich auch auch die Sprache anzueignen (was gar nicht mal so einfach ist).

Ich denke aber mal das ich deine zweite Option nehme, da sie mehr dem Original entspricht. Oder besser gesagt, es hat denselben Hintergedanken. Daher passt es auch am besten.

Ich danke dir für die Übersetzung!

Gruß Merith
Niremori



Joined: 31/05/2006 14:32:12
Messages: 549
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Merith wrote:
Ich denke aber mal das ich deine zweite Option nehme, da sie mehr dem Original entspricht. Oder besser gesagt, es hat denselben Hintergedanken. Daher passt es auch am besten.


Meinst Du mit "Leben durch Veränderung" wirklich den Kreislauf der Wiedergeburt? Wohl eher nicht.
Ein religiöser Begriff auf einer Visitenkarte wirkt befremdend, ausser es soll ein Bekenntnis zum Buddhismus sein. 生生流転 (shōjō ruten) empfiehlt sich auch deshalb nicht, weil die meisten Japaner (sofern sie 生生流転 überhaupt kennen) nichts damit anfangen können. 生生流転 (seisei ruten, alternative Lesung) ist auch der Titel eines Liedes von Sada Masashi.

niremori
JPP


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Joined: 01/11/2011 13:22:17
Messages: 49
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Hallo,

ist nun schon länger her und ich nehme an, dass die Visitenkarten schon gedruckt sind. Solltest Du noch einmal neue drucken wollen, hier nun eine Verbesserung, die mir gerade während meiner Zhuāngzǐ-Lektüre in den Kopf kam. Ich schrieb Dir ja, dass die wörtliche Übersetzung keinen Sinn mache, weil es dann unnatürlich klingt. Das war falsch. Ich dachte da in den Grenzen des Gegenwartsjapanisch (also mit 変化), erkannte dass das nicht passt und nahm deshalb Ausflüchte zu Alternativen. Tatsächlich ist der Begriff »Wandel« in der klassischen chinesischen Philosophie jedoch äußerst populär – einer der Klassiker wird gar als »Buch der Wandlungen« übersetzt – ich ärgere mich nun im Nachhinein, dass ich da damals nicht dran gedacht habe! Um nur einige Vertreter des Wandels in der klassischen chinesischen Philosophie zu nennen, kann man hier das Yìjīng, die Daoisten und auch Konfuzius anführen. Da ich annehme, dass das, was Du mit »Veränderung« bezeichnen möchtest letztlich auch mit dem Begriff »Wandel« ausgedrückt werden kann, ist nun doch eine annähernd wörtliche Übersetzung möglich. Ich kann Dir diese nur empfehlen, da Niremoris Anmerkung, dass buddhistische Begriffe im Kontext einer Visitenkarte eher befremdlich wirken auch aus meiner Perspektive nur beizupflichten ist.



 1) 生則ち易なり bzw. 生則易也 (nach dem Yìjīng)
 2) 生則ち物化なり bzw. 生則物化也 (nach Zhuāngzǐ)
 3) 生則ち化なり bzw. 生則化也 (nach Konfuzius)

Diese drei Varianten sind allesamt eine gelungene Übersetzung für »Leben ist Wandel«, doch ist in der Gegenwart natürlich nicht jeder mit der klassischen Lexik vertraut. Deswegen gilt:
1) ist für den Menschen der Gegenwart am unproblematischten, da das Zeichen 易 in Zusammenhang mit 則ち und なり sofort an die klassische und auch heute noch zumindest einigermaßen geläufige Bedeutung des Zeichens 易 denken lässt.
2) entspricht der spezifischen Lexik Zhuāngzǐs und ist daher eher für die mit seinem Œuvre vertrauten Leser verständlich.
3) ist kompliziert: Einerseits mag sich der eine oder andere Japaner der Gegenwart fragen,»wieso denn ausgerechnet 化?«, gerade, da dieses Zeichen ja auch Gespenster etc. konnotiert, andererseits wird damit die Terminologie von Konfuzius aufgegriffen und da die Annalen des Konfuzius die mit Abstand populärsten Schriften der klassischen chinesischen Philosophie darstellen, kann es doch auch sein, dass ein gebildeter Japaner etwas damit anfangen kann. Schließlich liest man Konfuzius in Japan auch in der Schule, aber nur im Kanbun-Unterricht, also könnte man sagen, dass seine Schriften dem Japaner der Gegenwart ungefähr so geläufig sind, wie hier Dir die Schriften Cäsars (falls du Latein-Unterricht hattest) – nur mit dem Unterschied, dass Kanbun kein Wahlfach ist und Konfuzius natürlich mehr war als ein gebildeter Kaiser, der literarisch anspruchsvolle Beschreibungen seines Feldzugs hinterließ. Im Weltbild von Konfuzius ist 化 (im Gegensatz zu 変) schließlich ein stets positiver Wandel, der durch die Begegnung mit 徳 eingeleitet wird. 徳 wird zuweilen als »Tugend« übersetzt, was aber falsch ist, da es sich dabei nicht um eine Tugend oder Tugend an sich handelt, sondern um ein Potential, das dem Einzelnen ermöglicht 君子 (ein Edler) zu werden, bei hoher Konzentration Kaiser zu werden und in seltenen (gemäß der chinesischen Geschichtsschreibung war Konfuzius selbst der letzte) Fällen – und nur bei äußerster Konzentration von 徳 – zum Heiligen (聖人) zu werden. Auch wrikt 徳 über den einzelnen Menschen hinaus: der Kaiser, dessen 徳 genügend ist, beherrsche die Natur, was sich darin ausdrücke, dass es keine Naturkatastophen gibt. Wenn z.B. die Flüsse übertreten, heißt das, dass das 徳 des Kaisers nicht mehr wirksam ist und ein neuer Kaiser her muss, dass das »Mandat des Himmels« erneuert werden muss. 化 hat also eine sehr umfangreiche Bedeutung und sehr positive Konnotationen (wenn man denn Konfuzius im Kopf parat hat) und ist zudem in dieser Bedeutung nicht allen Menschen der Gegenwart unbekannt. Zudem wurde Konfizius gerade in der Wirtschaft teilweise von Managern und Verkäufern »neuentdeckt« – allerdings nur vergleichbar mit dem Niveau wie hier die aristotelische Trinitas von Logos, Ethos und Pathos als Ideal der Rhetorik für Überzeugungstechniken im Verkauf immer mal wieder Aristoteles »neuentdeckt« wird – weshalb es vielleicht für eine Visitenkarte (wenn Du denn in der Wirtschaft tätig sein solltest) vielleicht gar nicht so unangemessen ist.

Mein Favorit wäre aber trotzdem 易, weil das einfach mehr Leute verstehen.

Gruß,
JPP


胡蝶の夢
 
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