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  • Die zweite topologische Wende

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Die erste topologische Wende hat sich in der Mathematik vollzogen und die euklidische Geometrie durch eine topologische erweitert. Diese topologische Wende hatte aber nicht nur Auswirkungen in der Mathematik sondern auch auf andere Disziplinen und Fachbereiche: Der Psychologe [Kurt Lewin] z.B. greift die Topologie auf und versucht ein topologisches Modell in der Psychologie zu entwerfen und entwickelt seine psychologische Feldtheorie \[1\]. Auch der russische Biologe Alexander Gurwitsch entwickelt eine Feldtheorie des biologischen Lebens mit Bezug zur mathematischen Topologie \[2\].

Dennoch bleibt diese erste topologische Wende Anfang des 20. Jahrhunderts ohne weitreichende Folgen. Dies mag unter anderem daran gelegen haben, dass damals keine fruchtbaren transdisziplinären Bemühungen von Seiten der Philosophie ausgingen, diese verschiedenen einzeldisziplinären Feldtheorien zu reflektieren und zu integrieren. Auch die Umstände der beiden Weltkriege sorgten dafür, dass die Erforschung der Feldtheorien nicht die erforderliche Kontinuität erfuhr. So kam es dazu, dass Mitte des 20. Jahrhunderts die begonnenen topologische Ansätze mit Ausnahme der Mathematik nicht weitergeführt wurden.

Erst mit dem Aufkommen der Selbstorganisationstheorien in den 80er Jahren wurder der inderdiszplinäre Dialog wieder lebendig und der Versuch unternommen, ein gemeinsames neues Paradigma einzuführen. Die Selbstorganisations- und Systemtheorien waren darin sogar recht erfolgreich und schafften es, fast alles Disziplinen in miteinzubeziehen. Die vorherrschenden soziologischen Selbstorganisations- und Systemtheorien hatten ein entscheidendes Merkmaljedoch eine Schwäche, die es ihr nicht erlaubten, den topologischen Ansatz konsequent weiterzuführen: sie waren in ihrem erkenntnistheoretischen Standpunkt von dem damals populären Konstruktivismus stark beeinflusst und waren nicht in der Lage, erfahrungsbasierte Raum- und Feldphänome zu thematisieren. Hinzu kam, dass in der damals dominanten (Luhmannschen) Systemtheorie der Raum zugunsten der Zeit ganz ausgeblendet wurde. Die Selbstorganistaions- und Systemtheorien des ausgehenden 20. Jahrhunderts entsprachen also dem damaligen Zeitgeist, und klammerten jedoch Raum- und Feldphänome nahezu komplett aus.

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  • Anschluss an die topologische Wende die im 18. Jahrhundert mit Leibniz und Listing in der Mathematik eingeleutet wurde, und zu Beginn des 21. Jahrhunderts z.B. durch Lewin und Gurwitsch auch auf andere Disziplinen angewendet wurde
  • Weiterführung des transdisziplinären Anspruchs der Systemtheorie mit revidierter Systemarchitektur, in welcher räumliche Kategorien wieder eine Rolle spielen
  • Anschluss an die topologische Diskussion in anderen Wissenschaftskreisen, wie dem japanischen, wo der "topological turn" schon eine längere und breitere Tradition hat

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\[1\] Lewin, Kurt: Grundzüge der topologischen Psychologie, a.d. Amerik. von Raymund Falk und Friedrich Winnefeld, Bern: Huber 1969, S.9
\[2\] Gurwitsch, Alexander: Die mitogenetische Strahlung. Berlin 1932.