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Vorwort und Zusammenfassendes Fazit

InhaltInhaltsverzeichnis

1.

Vorwort

2.

Zusammenfassendes Fazit

2.1

Welt als Gegenüber des Menschen

2.2

Vom Raum zum Lebensraum

2.3

Geschäfts- und Lebensprozesse

2.4

Praxis des Spacing-Management und Sustainable Branding

Teil I - Theorie

3 1.

Über Weltbilder und wissenschaftliche Modelle

3 1.1.

Welt als Bild und Wort

3 1.2.

Welt als Raum und Zeit

3 1.2.1.

Philosophie

3 1.2.2

Soziologie

3 1.2.3

Wirtschaftswissenschaften

3 1.2.3.1

Nachhaltigkeit und Nachhaltige Entwicklung

3 1.2.3.2

Nachhaltigkeits-Management

3 1.2.3.3

Das Beispiel des St. Galler Management-Modells

3 1.2.4

Physik

3 1.2.5

Geschichts- und Kunstwissenschaft

3 1.3.

Welt als Lebensraum

3 1.3.1

Analyse: Räume, Lebensraum und Ort

3 1.3.2

Synthese: Die den Den Lebensraum durchdringenden Aspekte Energie, Information und Masse

3 1.3.3

Topisch-henadische Raumauffassung

4 2.

Zur Weiterentwicklung von Organisations- und Management-Modellen

4 2.1

Grundmodell des ganzheitlich-nachhaltigen Managements

4 2.2

Ganzheitlich-Nachhaltige Weiterentwicklung des Prozessmanagements

4 2.2.1

Trans-Formationsprozesse

4 2.2.1.1

Trans-Formationsprozesse im individuelle Eigenraum

4 2.2.2.2

Trans-Formationsprozesse im institutionellen Eigenraum von Organisationen

4 2.2.2

In-Formationsprozesse

4 2.2.2.1

In-Formationsprozesse im Selbst-/Körperraum: Human Spacing

4 2.2.2.2

In-Formationsprozesse im Lebensraum: Private und Corporate Spacing

4 2.3

Ganzheitlich-nachhaltige Weiterentwicklung wichtiger betrieblicher Funktionen

4 2.3.1

Ganzheitlich-nachhaltiger Managementbegriff

4 2.3.2

Ganzheitlich-nachhaltiges Marketing- und Kommunikationsmanagement als Markenmanagement

Teil II - Praxis

5 1.

Zur Praxis des ganzheitlich-nachhaltigen Managements

5 1.1

Praxisbezogene Raumstrukturierung

5 1.2

Praxisbezogene Prozesstypen

5 1.2.1.

Geschäfts-, Management- und Spacingprozesse

5 1.3

Zur geschichtlichen Entwicklung des Marketing- und Kommunikationsmanagements

5 1.3.1

Vom Corporate Design zum Corporate Spacing

5 1.3.2

Von der Corporate Communication zum Human Spacing 156

5 1.3.2.2

Klassischer Kommunikationsbegriff

5 1.3.2.3

Ganzheitlich-nachhaltiger Kommunikationsbegriff

5 1.3.3

Vom Marketingmanagement zum ganzheitlich-nachhaltigen Spacing-Management/Sustainable Branding

5 1.4

Integration von Corporate und Human Spacing im Sustainable Branding

6 2.

Schlusswort: Ganzheitliche Nachhaltigkeit im Kampf gegen den „Kampf der Kulturen"

6 2.1

Kritische Betrachtung aktueller Ansätze des Marketing- und Kommunikationsmanagements

6 2.2

Manager der Zukunft: Musterknaben oder Musterbrecher?

6 2.3

"Kampf der Kulturen" auch in der Wirtschaft verhindern

7 3.

Literatur

...

1. Vorwort

In dieser Publikation werden mehrere thematische Stränge verbunden, mit denen ich mich in den letzten 25 Jahren befasst habe. Früh schon interessierte mich die Ausgestaltung von Räumen in einem ganz lebensnahen Sinne, nämlich hinsichtlich deren Möb-lierung, Ausstattung und Gebrauch. Dabei betrachtete ich auch die soziologischen und ökonomischen Aspekte, so das Verhältnis zwischen Möbelmachern, Raumausstattern und Auftraggebern sowie die Produktionsverhältnisse: das Zunftwesen in früheren Zeiten, die Veränderung des Selbstverständnisses von Möbelmachern, Innen-architekten und Architekten vom 16. bis ins 20. Jahrhundert. Letztlich ging es mir darum, die Beziehungen und Prozesse zwischen Eigner, Nutzer und Gestalter von Räumen und Orten präziser zu verstehen.

...

Basel, im Sommer 2007
Dieter Pfister

2. Zusammenfassendes Fazit

Die Wissenschaft, der wissenschaftliche Blick auf die Welt, hat in den
letzten Jahrhunderten viel entdeckt, erklärt und verständlich machen
können. Dabei galt und gilt: Je präziser eine Aussage sein soll, desto
genauer und enger muss zuvor definiert werden, was Sache ist und
wie sie begrifflich zu fassen sei. Doch je stärker durch die
Wissenschaft der mikroskopische Blick ins Kleine und der kosmologische
ins Grosse geschärft worden ist, desto mehr geriet der
Sinn fürs Ganze und die Zusammenhänge zwischen den in immer
kleinere Stücke „sezierten" Einzelteile verloren.

...

Column

2.1 Welt als Gegenüber des Menschen

In der vorliegenden Studie wird zunächst dieser Weg zur
zunehmender „Atomisierung und Individualisierung der Welt" in
geraffter Form zurückverfolgt, und zwar in den Wissenschaftsdisziplinen
der Philosophie, Soziologie, Wirtschaftswissenschaften,
Physik sowie Geschichts-/Kunstwissenschaft. Dabei werden relevante
wissenschaftliche Modellvorstellungen und die sie prägenden
Weltbilder herausgearbeitet.
In den Weltbildern zeigen sich ja auch Menschen- und
Geschichtsbilder, Vorstellungen über die Beziehungen zwischen Ich
und Welt, Zeit und Raum. Je nach Auffassung dieser Beziehungen
erkennt man unterschiedliche Raumbilder, Vorstellungen der
Relationen von Menschen, Lebewesen und sozialen Gütern
untereinander und zum Raum. In der bisherigen Literatur werden
hier meist drei Raumauffassungen genannt:
• Die absolute (Raum und Körper dualistisch gesehen und Raum
als von Beobachtern, Objekten sowie physikalischen Abläufen
unabhängiger physikalischer Raum verstanden).
• Die relative (Raum als Ergebnis der Struktur der relativen Lagen
der Körper).
• Die relationale (Raum als netzartig-polyzentrisches Relationengefüge).
Diesen Raumauffassungen kann man bestimmte Denker und
Denkrichtungen zuordnen und deren Entwicklung in eine zeitliche
Abfolge bringen. Doch ein Blick in die Gegenwart zeigt, dass - zumal
weltweit gesehen - diese Raumverständnisse nicht zu betrachten sind
als nacheinander gültig, sondern als nebeneinander wirksam. Ein
ähnliches Nebeneinander kann beispielsweise bei der Entwicklung
der Physik beobachtet werden. Denn die Grundüberlegungen der
Quantentheorie zu Raum und Zeit, zu Energie, zu Information und
Masse haben zwar den Erkenntnishorizont verglichen mit früheren
Modellen wesentlich erweitert, die Richtigkeit der Aussagen der
klassischen Physik in ihrem beschränkten Geltungsraum jedoch
belassen.
Wenn man nun „den Raum" als Schichtenraum definiert und so die
Geltungsbereiche für bestimmte Theorien räumlich statt zeitlich
betrachtet, so kann man die These aufstellen, dass aktuelle Probleme
der Wahrnehmungs- und Erklärungskraft gewisser wissenschaftlicher
Modelle, vor allem im Bereich der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften,
weniger mit bestimmten, durch wissenschaftlichen
Fortschritt behebbaren Mängeln zu tun haben, als vielmehr mit
grundlegenden Begrenzungen und so mit Fragen der Welt-,
Geschichts- und Menschenbildern, also mit den weltanschaulichen
Grundlagen der Modellbildung. Diese These wird bezogen auf
ganzheitliche Nachhaltigkeit durch die vorliegende Studie bestätigt.
Das grundsätzliche Hinterfragen dieser Zusammenhänge nahm im
Vorfeld der Erarbeitung dieser Studie ihren Ausgang bei
Beobachtungen, die bei der praktischen Umsetzung der Idee der
Nachhaltigen Entwicklung in Unternehmen gemacht wurden. Dort
entstand die Vermutung, dass gerade in den Wirtschaftswissenschaften
auf der Ebene der Modelle und Weltbilder
Begrenzungen vorhanden sind, welche die Umsetzung solch
komplexer Ideen behindern. So behandelt die Studie zunächst
mögliche Begrenzungen von wissenschaftlichen Modellen, insbesondere
in der Soziologie, Betriebswirtschaftslehre und (Kunst-)Geschichte.
Im Bereich der Wirtschaftswissenschaften wird
diesbezüglich das für den deutsprachigen Raum wichtige St. Galler
Management-Modell kritisch betrachtet. Hier zeigt sich, dass die es
prägenden Vorstellungen explizit in der Tradition der retiv-polyzentrischen
Sozialsystem-Modellierung und des relationalen Raumverständnisses
stehen, weshalb diese dann vertieft behandelt werden.
Unterschiedliche Raum- und Systemauffassungen führen zu je
anderen Akzentsetzungen bei der Betrachtung von verknoteten,
polyzentrischen Netzwerken: einerseits neigen diese eher zur Beton13
ung des Knotens (etwa harte, messbare Faktoren in Wirtschaftswissenschaften,
Individuum in Soziologie, Atome und Teilchen in
Physik, Künstler/Einzelwerk in Kunstgeschichte); andererseits
befassen sie sich mehr mit den Beziehungen zwischen den Knoten
(beispielsweise weiche Faktoren in Wirtschaftswissenschaften,
Kommunikation/Interaktion in Soziologie, Wellen/Felder in Physik,
Stimmung/Raum in Kunstgeschichte).
Diese Akzentuierungen der Betrachtungsweise in ein „Sich-
Gegenüber-Treten" und ein „Sich-Verbinden-Können" der Dinge
zeigen sich in vielen Themenbereichen, so etwa bei den Beziehungen
vom Ich zur Umwelt, vom Individuum zur Geschichte/Vergangenheit,
vom Wort/Bild zu den Dingen, vom Innen zum Aussen
von Menschen und Objekten. Das in dieser Sichtweise fortschreitende
Zergliedern der Welt ist auch auf organisatorischer Ebene
beobachtbar, so in der Spezialisierung in immer neue Fächer und
Teilbereiche des Wissenschaftsbetriebs oder in immer feinere
Aufteilung in Profit-Center in der Wirtschaftspraxis. Interessanterweise
hat die Frage von „Raum und Organisation" in der bisherigen
wirtschaftswissenschaftlichen und soziologischen Literatur eher
wenig Beachtung gefunden. Gerade deshalb werden die
Auswirkungen des Raumverständnisses auf Organisationsformen
(Strukturen, Prozesse) in der Studie ausführlich behandelt.
Das derart Aufgetrennte wieder zu verbinden ist immer mehr
Aufgabe von „Kommunikation" geworden - und gleichzeitig zu
deren Kernproblem. Denn in Kommunikation und Marketing führt
das Auseinaderdriften des kommunizierten Wortes und Bildes
einerseits und dem Unternehmensleben andererseits zu Problemen
hinsichtlich Authentizität und Glaubwürdigkeit. Viele Firmen und
Führungskräfte „kommunizieren" heute nicht „einfach" durch ihr
Reden und Handeln, sondern lassen sich dabei beraten und
unterstützen durch Fachpersonen der Bereiche Public Relations,
Public Affairs, Sponsoring und des Event- bis Viralmarketing. Diese
Spezialaktivitäten werden dann weitervermittelt von Journalisten,
Massenmedien sowie vom Internet. Und da nun diese „Vermitteltheit
der Vermitteltheit" das Problem der Echtheit und Glaubwürdigkeit
verstärkt, wird das wiederum zum Anlass genommen, weitere
Spezialisierungen vorzunehmen, indem sich Firmen explizit mit ihrer
Reputation befassen, um mit „Corporate Governance" und
„Wirtschaftsethik" Glaubwürdigkeit zurück zu gewinnen.
Doch es gibt auch Gegenbewegungen. So versuchen die Vertreter der
gesellschaftspolitischen Leitidee der Nachhaltigen Entwicklung seit
Jahrzehnten, der Entwicklung hin zu einseitiger Individualisierung,
Atomisierung und Autonomisierung von Menschen und Dingen
entgegenzutreten und das Verhältnis des Menschen zu Raum und
Zeit wieder integrierter und langfristiger zu gestalten. Der Erfolg
dieser Idee stellt sich aber eher langsam ein, wofür die vorliegende
Studie die Gründe herauszuarbeiten sucht. Dabei stösst sie, wie
erwähnt, bis auf die Ebene der Weltbilder vor und kommt zur
Erkenntnis, dass diese vermehrt in die Diskussion einbezogen werden
müssen, wenn es darum geht, wissenschaftliche Modell auf ihre
Nachhaltigkeits-Tauglichkeit zu prüfen. Denn weil sich das laufend
vermehrende Spezialwissen und die daraus abgeleiteten Regelungen
einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung erheblich im
Wege stehen, muss die Studie den Finger auf die zugrunde liegende
Problematik der Beziehung zwischen den Teilen und dem Ganzen
legen. Ins Abstrakte und Weltbildliche gehoben heisst dies, sich
grundsätzliche Gedanken zu machen zum Verhältnis von Ich-Welt,
System-Umwelt etc.
Die Studie stellt dieses Problematik aber nicht nur fest, sondern macht
konkrete Vorschläge, wie das Welt- und Raumverständnis weiterentwickelt
werden kann, erarbeitet dabei aus den drei bisherigen,
oben genannten Raumvorstellungen eine vierte, nämlich die
„ortsorientiert-ganzheitliche", in der Studie „topisch-henadisch"
genannte Raumauffassung.

2.2 Vom Raum zum Lebensraum

Ausgehend von raumphilosphischen Vorstellungen aus Japan, die in
den beiden schon veröffentlichten Buchpublikationen dieser Trilogie
(Pfister 2004/1 und 2005/1) ausführlich behandelt und verarbeitet
worden sind und analog zu Kernvorstellungen der Quantentheorie
stellt die vorliegende Arbeit den feldhaft verstandenen Ort und den
Prozess des „Spacing", zu deutsch der Raumentwicklung, Lebensraumbildung
oder Raumformation ins Zentrum.
Im relationalen Raumverständnis steht der Mensch im Beobachterraum
dem Natur-, Gesellschafts- oder Wirtschaftsraum gegenüber. Da
das Beobachten des Lebens und der Dinge im Raum aber nicht vom
Raum getrennt werden kann, sich im Beobachten die Dinge zeigen
und verändern, muss nun der beobachtende Mensch in den hier
sogenannten Lebensraum integriert werden, wodurch der Beobachtungs-,
Denk- und Lebensraum in eins „zusammenfallen". Das
heisst: Menschen, Lebewesen und soziale Güter stehen dann „dem
Raum" nicht gegenüber, sondern mitten in ihm, werden von ihm
durchdrungen. Das Ganze, das im kosmischen Raum nicht-lokal
präsent ist, wird in Menschen/Lebewesen und sozialen Gütern lokal
wirksam, wirklich, der Kosmos damit zum Ort der Orte. Der
Netzwerk-Knoten, die Masse und Materie verdängt so nicht „den
Raum", sondern zeigt die in Materie kondensierte Information über
das Ganze vor Ort.
Als Lebensraum soll der Raum dessen verstanden werden, was für
das Leben von Bedeutung ist, worin sich das Leben bewegt, und zwar
individuell und überindividuell/institutionell gesehen. Weiter kann
das Gesichtsfeld eines Individuums - soweit das Auge reicht - als
Arealraum bezeichnet werden, der für das eigene Leben zu einem
bestimmten Zeitpunkt von Bedeutung ist. Dynamisiert man diese
Vorstellung, so kann der individuelle Lebensraum als Raum-
Kontinuum gesehen werden, und zwar im Sinne eines nahtlosen
Aneinaderreihens der Orte, worin sich ein Mensch im Laufe des
Lebens befindet.
Um dies denkbar zu machen, wird im Sinne der japanischen
Vorstellung einer „retiv-topischen" Sozialsystem-Modellierung und
eines „topischen Raumverständnisses", die relationale Raumauffassung
zu einer „topisch-henadischen" weiterentwickelt. Bei ihr
ist das Verbindende nicht etwas zwischen den Netzwerk-Knoten,
sondern das diese Durchdringende. Dieses Durchdringende kann im
abendländischen und physikalischen Sinne verstanden werden als
Information, die sich im Durchdringen von der abstrakten in die
kondensierte Form umwandeln und sich materialisieren kann. Die
Lebensenergie bewirkt diese Wandlung, die sich dann physikalisch
im „Zustand" der Masse zeigt. Dabei durchdringen sich die
Lebensprozesse sozusagen ihrerseits, indem sie abhängig von
einander und gleichzeitig prozessieren. Analog der Äquivalenz von
Energie, Information und Masse (Quantentheorie) können Energie
und Information als das betrachtet werden, was an der Stelle der
raumeinnehmenden Masse dort präsent bleibt.
Bei diesem Raumverständnis sind also Raum und Körper/
Masse/Materie nicht, wie im absoluten und relativen Raum,
dualistisch zu verstehen und auch nicht als relationale Anordnung
von Körpern im Raum. Das retiv-topische Sozialsystem-Modell
verweist vielmehr auf einen sozial erlebbaren Raum, welcher als
Atmosphäre sinnlich wahrnehmbar ist. Der Raum wird so weder als
Zwischenraum noch als Bühne verstanden, sondern als Lebensraum,
der in seiner Atmosphäre und Stimmung wirksam ist.
Indem die vierte Raumvorstellung hier „topisch-henadische
Raumauffassung" genannt wird, betont sie den Aspekt der Ganzheitlichkeit.
Auch die Vertreter der drei anderen erwähnten
Raumauffassungen haben sich immer wieder um Ganzheitlichkeit
bemüht und damit um ein integrierteres Verhältnis zwischen dem
Ganzen und den Teilen, zwischen Kosmos, Makro- und Mikrokosmos.
Im topisch-henadischen Raumverständnis erhält nun Ganzheitlichkeit
ein besonderes Gewicht. Sie wird im Sinne der
Nachhaltigen Entwicklung gedacht und hat Konsequenzen bezüglich
einer (ganzheitlichen) Begrifflichkeit und Denkarbeit, welche
ausführlich erörtert wird. So soll zum Beispiel Energie im Sinne der
drei Dimensionen der Nachhaltigen Entwicklung als Lebensenergie in
ihrer
• ökonomischen,
• sozialen und
• physikalischen Form
differenziert und definiert werden, was ja wieder dem alten abendländischen
Begriffsverständnis von Energie nahe kommt, nämlich als
etwas „einer Wirkung Fähiges", als alles, was - auf einer abstrakten
Ebene betrachtet - die Entstehung von Wirklichkeit er-möglicht.
Der Lebensraum im topisch-henadischen Raumverständnis kann
weiter differenziert werden. Im Unterschied zur relationalen
Raumvorstellung ist die Differenzierung aber nicht als ein System-
Umwelt-Verhältnis und eine Gegenüberstellung zu betrachten, sondern
als ein Feld-Resonanz-Verhältnis, bei dem sich die Räume
durchdringen, und zwar in schichtenmässig aufbauender Weise vom
Kosmos bis zum Ort hin. Folgende Räume werden in der Studie
ausführlich dargestellt:
1. Der als gegeben zu betrachtende Zeit-Raum/Sphärenraum, der
auf den Kosmos konstituierend, allumfassend und einheitsstiftend
wirkt.
2. Die drei Themenräume der Nachhaltigen Entwicklung: der
Natur-, Gesellschafts- und Wirtschaftsraum, dessen Fragestellungen
und Gegebenheiten auf die nächsten Raumschichten wirken.
3. Die drei Eigenräume: der überindividuelle/institutionelle,
individuelle Eigenraum und der Selbst-/Körperraum. Über sie
können Institutionen und Menschen - verglichen mit allen
übrigen Räumen - am meisten verfügen und wirken dadurch auf
die Lebensräume.
4. Die drei Lebensräume des überindividuellen/institutionellen
Eigenraums: der Kultur-, Wissens- und Arealraum, dessen
Fragestellungen und Gegebenheiten auf die Gestaltung des
institutionellen Lebensraums Auswirkungen haben.
5. Die drei Lebensräume des individuellen Eigenraumes:
Beobachter- und Denkraum sowie Ort, wo sich alle nicht-lokalen
Raumschichten zeigen, örtlich und zeitlich präsent sind.
Vor Ort also verbindet sich Zeit, Raum und Leben. Nachfolgende
Abbildung zeigt die ganze Terminologie der topisch-henadischen
Raumauffassung auf einen Blick, und zwar in der Mitte die raum-,
links die wahrnehmungs-/macht- und rechts die prozessbezogenen.

Abbildung 1: Kernbegriffe des topische-henadischen Raumverständnisses im Überblick

Auf die prozess- und damit auch organisationsbezogenen
Zusammenhänge wird, wie erwähnt, in der Studie ausführlich
eingegangen.

...

2.3 Geschäfts- und Lebensprozesse

In der topisch-henadischen Raumauffassung stehen Mensch,
Lebensraum und Ort im Zentrum der Betrachtungen. Wenn nun der
Aspekt der Zeit dazu kommt, rücken die Raumveränderungsprozesse
ins Blickfeld, die hier sogenannten In-Formations- und Trans-
Formationsprozesse, also die Umwandlungsprozesse von Information,
Masse/Materie sowie Lebensenergie des in einem Ort
Befindlichen. In dieser Studie liegt der Akzent auf der Information,
die im Ort und Lebensraum feldhaft denkbar ist, wohingegen Masse
und Energie dies auch ausserhalb von Orten sind.
Die genannten Prozesstypen sind in diesem Raumverständnis als
gleichzeitig ablaufende, untrennbar miteinander verbundene und sich
durchdringenden Prozesse gedacht. Sie können wie folgt unterschieden
werden:
1. Trans-Formationsprozesse:
• Ökonomische Energien, den Wirtschaftsraum betreffend.
• Soziale Energien, auf den Gesellschaftsraum bezogen.
• Physikalische Energien, den Naturraum betreffend.
Diese Prozesse transformieren sich jeweils horizontal, „innerhalb" der
eigenen Energieform oder vertikal, hin zu einer anderen Energieform
im Eigenraum.
2. In-Formationsprozesse:
• Im Selbst-/Köperraum: persönlichkeitsbasierte Prozesse/Denkprozesse
des Durchdringens, des Wahrnehmens, Erinnerns etc.
des individuellen und überindividuellen/institutionellen Lebensraumes
und des Durchdrungen-werdens von den übrigen
Räumen, was sich insgesamt in der gefühlten und analysierten
Atmosphäre zeigt.
• Im Lebensraum: Menschen, Lebewesen und Soziale Güter
betreffende Prozesse der Informations-Kondensation von abstrakter
über klassische Information bis zur Masse/Materie und
zurück, also von der Formation, Formierung, Gestaltentwicklung
und von Masse/Materie „zurück" zur gestaltimpliziten
Information.
In der topisch-henadischen Raumauffassung und im feldhaft
verstandenen Ort steht, wie eben erwähnt, Information im Zentrum.
Die In-Formations-Prozesse werden deshalb ausführlich behandelt.
Im Praxisteil fokussiert sich die Studie dann auf das sogenannte Area
Spacing. Dabei wird denkend ein Ort durchdrungen und planend
verändert. Das Handeln (der sinnlich wahrnehmbare der beiden In-
Formations-Prozesstypen) gestaltet dann den Ort entsprechend um.
So kondensiert gedachte Information in Masse und Materie.
Die nächste Abbildung zeigt überblicksmässig die Trans- und In-
Formationsprozesse in vereinfachter Darstellung. Die Pfeile deuten
an, dass diese Prozesse gleichzeitig, sozusagen ein- und ausgreifend
ablaufen, vom Einzelmenschen in seiner Gestaltungsarbeit in den
Eigenräumen ausgehen und vor Ort in den Lebensräumen wirken.
Die primären und sekundären Geschäftsprozesse einer
Organisation/Institution entsprechen den physikalischen, sozialen
und ökonomischen Trans-Formationsprozesse auf der Ebene des
Individuums (von links nach rechts in Abbildung gesehen). Im
Durchdringen der beiden Prozesstypen gestaltet sich dann der
Lebensraum eines Menschen und Unternehmens, indem sich
Information zu Masse hin materialisiert (von oben nach unten in
Abbildung betrachtet). Dass der Mensch so zentral in der Mitte steht,
heisst keineswegs, ihn zum Hyper-Individualisten stilisieren zu
wollen, sondern ihn als für sich und das Ganze gleichzeitig
verantwortlicher Einzelmensch wieder ins Zentrum des
Raumgeschehens zu rücken. Dieses Modell soll als Weiterentwicklung
des St. Galler Management-Modells verstanden werden.
Abbildung 2: Vereinfachte Darstellung der Zusammenhänge zwischen

Prozessen und Räumen mit dem Menschen als für sich und das Ganze
verantwortlicher Lebensraum-Gestalter
Die genannten Vorstellungen von In- und Trans-Formation haben
Konsequenzen auf den klassischen Begriff von Information und
Kommunikation.
Die Umsetzung des klassischen Kommunikationsmodells im Sinne
des retiv-polyzentrischen Sozialsystemmodells hat in der Praxis dazu
geführt, dass Denken, Reden und Handeln immer mehr auseinander
gerissen und einander gegenübergestellt worden sind. Das wird
möglich, indem man Energie, Information und Materie im Geiste der
klassischen Physik eindimensionalisiert und separiert. Im ganzheitlich-
nachhaltigen Sinne jedoch soll Kommunikation als jener
Prozess betrachtet werden, der das Denken, Fühlen, Reden und
Handeln als Aspekte einander durchdringender Prozesse verstanden
wird. Im Denken wandelt das Individuum die Welt sich an, erkennt
es das Implizite im Explizierten der Themen- und Eigenräume. Und
im Handeln expliziert sich das Denken und Fühlen wiederum vor Ort.
Mehr Glaubwürdigkeit und Authentizität sind hier somit nicht durch
immer feinere Überwachungs- und Inszenierungsmassnahmen
erreichbar, sondern durch das Wiedererlangen von Vertrauen. Dieses
jedoch wächst nicht ohne Authentizität. Denn einem sich selbst
inszenierenden Schauspieler kann im wirklichen „Lebens-Theater"
niemand trauen, denn nicht einmal er selbst weiss heute, welche Rolle
er morgen spielen wird.
Es gilt also, die räumlich Distanzierung von Ich und Welt, die ja erst
eine bildliche Inszenierung ermöglicht, zu überwinden, was dadurch
geschehen kann, dass sich im authentischen Leben Mensch und Raum
im Lebensraum durchdringen. Dadurch wird aber in der
Kommunikationsarbeit der Akzent von der Vermittlung von Text und
Bild verschoben, und zwar hin zum Gestalten der genannten,
einander durchdringenden Lebensprozesse im Eigenraum.
Kommunikation heisst also weniger Verbindung schaffen durch
Austauschprozesse zwischen Systemen, als vielmehr Menschen,
Lebewesen und soziale Güter im Lebensraum in sich
durchdringenden Umwandlungsprozessen zu verbinden.
Nachfolgende Abbildung stellt nun dar, worin sich das im
Durchdringen Verbindende im Arealraum zeigt. Es sind die im Pfeil
eingeschriebenen Aspekte Raumnutzen, Raumgestaltungsleitbild und
Raumbild, welch Letzteres zur Verdeutlichung seiner Ausschnitt- und
Bildhaftigkeit von einen Bilderrahmen eingefasst wird. Die
Ausprägung, die Strategie dieser Aspekte ist abhängig vom
Kulturraum, von der dort herrschenden Wert-/Normhierarchie, die
ihrerseits vom umfassenden Lebensraum-Gestaltungsfeld bestimmt
wird.

Abbildung 3: Vereinfachte Darstellung der raumdurchdringenden Dimensionen,
welche die Raumatmosphäre vor Ort bestimmen

2.4 Praxis des Spacing-Management und Sustainable Branding

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