Untergeordnete Seiten
  • Zusammenfassendes Fazit (Pfister)

Versionen im Vergleich

Schlüssel

  • Diese Zeile wurde hinzugefügt.
  • Diese Zeile wurde entfernt.
  • Formatierung wurde geändert.
Kommentar: Corrected links that should have been relative instead of absolute.

(Zitat aus: Raum - Gestaltung - Marketing (Pfister))

2. Zusammenfassendes Fazit

Die Wissenschaft, der wissenschaftliche Blick auf die Welt, hat in den letzten Jahrhunderten viel entdeckt, erklärt und verständlich machen können. Dabei galt und gilt: Je präziser eine Aussage sein soll, desto genauer und enger muss zuvor definiert werden, was Sache ist und wie sie begrifflich zu fassen sei. Doch je stärker durch die Wissen-schaft der mikroskopische Blick ins Kleine und der kosmologische ins Grosse geschärft worden ist, desto mehr geriet der Sinn fürs Ganze und die Zusammenhänge zwischen den in immer kleinere Stücke „sezierten" Einzelteile verloren.

...

Doch es gibt auch Gegenbewegungen. So versuchen die Vertreter der  gesellschaftspolitischen der gesellschaftspolitischen Leitidee der Nachhaltigen Entwicklung seit Jahrzehnten, der Tendenzen hin zu einseitiger Individualisierung, Atomisierung und Autonomisierung von Menschen und Dingen entgegenzutreten und das Verhältnis des Menschen zu Raum und Zeit wieder integrierter und langfristiger zu gestalten. Der Erfolg dieser Idee stellt sich aber eher langsam ein, wofür die vorliegende Studie die Gründe herauszuarbeiten sucht. Dabei stösst sie, wie erwähnt, bis auf die Ebene der Weltbilder vor und kommt zur Erkenntnis, dass diese vermehrt in die Diskussion einbezogen werden müssen, wenn es darum geht, wissenschaftliche Modelle auf ihre Nachhaltigkeits-Tauglichkeit zu prüfen. Denn weil sich das laufend vermehrende Spezialwissen und die daraus abgeleiteten Regelungen einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung erheblich im Wege stehen, muss die Studie den Finger auf die zugrunde liegende Problematik der Beziehung zwischen den Teilen und dem Ganzen legen. Ins Abstrakte und Weltbildliche gehoben heisst dies, sich grundsätzliche Gedanken zu machen zum Verhältnis von Ich-Welt, System-Umwelt etc.

Die Studie stellt dieses Problematik aber nicht nur fest, sondern macht konkrete Vorschläge, wie das Welt- und Raumverständnis weiter-entwickelt werden kann, erarbeitet dabei aus den drei bisherigen, oben genannten Raumvorstellungen eine vierte, nämlich die „ortsorientiert-ganzheitliche", in der Studie „topisch-henadisch" genannte  genannte Raumauffassung.

2.2 Vom Raum zum Lebensraum

...

Der Lebensraum im topisch-henadischen Raumverständnis kann weiter differenziert werden. Im Unterschied zur relationalen Raumvorstellung ist die Differenzierung aber nicht als ein System-Umwelt-Verhältnis und eine Gegenüberstellung zu betrachten, son-dern als ein Feld-Resonanz-Verhältnis, bei dem sich die Räume durchdringen, und zwar in stufenmässig aufbauender Weise vom Kosmos bis zum Ort hin. Folgende Räume werden in der Studie ausführlich dargestellt:

1. Der als gegeben zu betrachtende Zeit-Raum/Sphärenraum, der auf den Kosmos konstituierend, allumfassend und einheits-stiftend wirkt.
2. Die Themenräume der Nachhaltigen Entwicklung: der Natur-, Gesellschafts- und Wirtschaftsraum, dessen Fragestellun-gen und Gegebenheiten auf die nächsten Raumstufen wirken.
3. Die Eigenräume: der überindividuelle/institutionelle und der individuelle Eigenraum, der Markenraum und der Selbst-/Körperraum. Über sie können Institutionen und Menschen - verglichen mit allen übrigen Räumen - am meisten verfügen und wirken dadurch auf die Lebensräume.
4. Die Lebensräume des überindividuellen/institutionellen Eigenraums: der Kultur-, Wissens- und Arealraum, dessen Fragestellungen und Gegebenheiten auf die Gestaltung des institutionellen Lebensraums Auswirkungen haben.
5. Die Lebensräume des individuellen Eigenraumes: Beobachter- und Denkraum sowie Ort, wo sich alle nicht-lokalen Raumstufen zeigen, örtlich und zeitlich präsent sind.

Vor Ort also verbindet sich Zeit, Raum und Leben. Nachfolgende Abbildung zeigt die ganze Terminologie der topisch-henadischen Raumauffassung auf einen Blick, und zwar in der Mitte die raum-, links die wahrnehmungs-/macht- und rechts die prozessbezogenen. Dies Spirale in der Bildmitte weist auf das Sich-Durchdringen der Eigen- und Lebensräume hin.

Image Added
Abbildung 1: Kernbegriffe des topische-henadischen Raumverständnisses im Überblick

Nach diesen raum- und ortsbezogenen begrifflichen Klärungen wird auf die prozess- und damit auch organisationsbezogenen Zusammenhänge ausführlich eingegangen und damit dargestellt, wie vom sezierenden Beobachten zum synthetisierenden Handeln fortgeschritten werden kann.

2.3 Geschäfts- und Lebensprozesse

In der topisch-henadischen Raumauffassung stehen Mensch, Lebens-raum und Ort im Zentrum der Betrachtungen. Wenn nun der Aspekt der Zeit dazu kommt, rücken die Raumveränderungsprozesse ins Blickfeld, die hier sogenannten In-Formations- und Trans-Formationsprozesse, also die Umwandlungsprozesse von Infor-mation, Masse/Materie sowie Lebensenergie des in einem Ort Befindlichen. In dieser Studie liegt der Akzent auf der Information, die im Ort und Lebensraum feldhaft denkbar ist, wohingegen Masse und Energie dies auch ausserhalb von Orten sind.

Die genannten Prozesstypen werden in diesem Raumverständnis als gleichzeitig ablaufende, untrennbar miteinander verbundene und sich durchdringenden Prozesse gedacht. Sie können wie folgt unter-schieden werden:

1. Trans-Formationsprozesse:

  • Ökonomische Energien, den Wirtschaftsraum betreffend.
  • Soziale Energien, auf den Gesellschaftsraum bezogen.
  • Physikalische Energien, den Naturraum betreffend.

Diese Prozesse transformieren sich jeweils horizontal, „innerhalb" der eigenen Energieform oder vertikal, hin zu einer anderen Energieform im Eigenraum.

2. In-Formationsprozesse:

  • Im Selbst-/Köperraum: persönlichkeitsbasierte Prozesse/Denk-prozesse des Durchdringens, des Wahrnehmens, Erinnerns etc. des individuellen und überindividuellen/institutionellen Lebens-raumes und des Durchdrungen-werdens von den übrigen Räumen, was sich insgesamt in der gefühlten und analysierten Atmosphäre zeigt.   
  • Im Lebensraum: Menschen, Lebewesen und Soziale Güter betreffende Prozesse der Informations-Kondensation von abstrak-ter über klassische Information bis zur Masse/Materie und zurück, also von der Formation, Formierung, Gestaltentwicklung und von Masse/Materie „zurück" zur gestaltimpliziten Information.

...

Die nächste Abbildung zeigt überblicksmässig die Trans- und In-Formationsprozesse in vereinfachter Darstellung. Die Pfeile deuten an, dass diese Prozesse gleichzeitig, sozusagen ein- und ausgreifend ablaufen. Sie gehen vom Einzelmenschen in seiner intuitionsgeleiteten Gestaltungsarbeit (gestrichelter Pfeil in der menschlichen Figur) in den Eigenräumen aus und wirken vor Ort in den Lebensräumen. Den  primären und sekundären Geschäftsprozessen einer Organisation/Institution entsprechen die ökonomischen, sozialen und physikalischen Trans-Formationsprozesse auf der Ebene des Individuums (horizontale Schleifen in Abbildung). Im Durchdringen der beiden Prozesstypen gestaltet sich dann der Lebensraum eines Menschen und Unternehmens, indem sich Information zu Masse hin materialisiert (gestrichelte Pfeile oben und unten in Abbildung). Dass der Mensch so zentral in der Mitte steht, heisst keineswegs, ihn zum Hyper-Individualisten stilisieren zu wollen, sondern ihn als für sich und das Ganze gleichzeitig verantwortlicher Einzelmensch wieder ins Zentrum des Raumgeschehens zu rücken. Der in der Abbildung gezeigte gestichelte Kubus bedeutet, dass hier die menschenmögliche Gestaltungsarbeit im Eigenraum von Individuum und Institution wirksam wird, diese aber auch in Bezug steht zu den Themenräumen. Der Kubus hat also nicht Behältercharakter.

Image Added
Abbildung 2: Vereinfachte Darstellung der Zusammenhänge zwischen Ort, Prozessen und Räumen mit dem Menschen als für sich und das Ganze verantwortlicher Lebensraum-Gestalter

Dieses Modell ist als Weiterentwicklung des St. Galler Management-Modells zu verstehen und soll die dort festgestellten weltbildinhärenten Begrenzungen hinsichtlich der Realisierung einer ganzheitlichen Nachhaltigkeit überwinden helfen. Dabei werden unter Anderem folgende Aspekte weiter entwickelt:

...

Nachfolgende Abbildung stellt nun dar, worin sich das im Durch-dringen Verbindende im Arealraum zeigt. Es sind die im Pfeil einge-schriebenen Aspekte Raumnutzen, Raumgestaltungsleitbild und Raumbild, welch Letzteres zur Verdeutlichung seiner Ausschnitt- und Bildhaftigkeit von einen Bilderrahmen eingefasst wird. Die Aus-prägung, die Strategie dieser Aspekte ist abhängig vom Kulturraum, von der dort herrschenden Wert-/Normhierarchie, die ihrerseits vom umfassenden Lebensraum-Gestaltungsfeld bestimmt wird.

Image Added
Abbildung 3: Vereinfachte Darstellung der raumdurchdringenden Dimen-sionen, welche die Raumatmosphäre vor Ort bestimmen

...