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Der nächste Turn, der den Namen verdient, muss mindestens eine ebenso große Reichweite haben, wie der „Linguistic Turn".   Als Kandidat bietet sich der „spatial turn" an, aus folgenden Gründen:

  • Der „spatial turn" hat bereits stattgefunden. So hat es sich seit den 1980er Jahren in Sozial-, Geistes- und Kulturwissenschaften , ein neues Paradigma ausgebildet, das als kopernikanische Wende im Raumdenken bezeichnet werden kann. Der Raum wird nicht mehr - wie schon von Einstein bemängelt - als Behälter, Zimmer oder Schachtel verstanden, sondern als Resultat oder Effekt eines Prozesses. Je nachdem, welchen Raum man betrachtet, entwickelt sich daher der Blick auf bisher völlig vernachlässigte Prozesse, wie den der Entstehung eines sozialen Raumes.
  • Der „spatial turn" ist ebenso umfassend, wie der „linguistic turn" oder sogar noch mehr. Hat der „lingustic turn" die Naturwissenschaft gar nicht erreichen können, so bezeichnet der „spatial turn" ein von Einstein schon ausgelöste Neubestimmung des Raumes in der Physik. Der „spatial turn" hat auch ganz einfach deshalb eine größere Breitenwirkung, da das Raumerlebnis noch vorsprachlich ist , und auch ohne Sprache daher unvermittelter wahrgenommen werden kann. Aus den genannten Gründen , spricht einiges dafür, dass der „spatial turn" der nächste große Turn nach dem „linguistic turn" ist. Damit könnte man diesen Aufsatz beenden.

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Das war's?

Es wird folgende These vertreten: Die Wende hinter dem „spatial turn" ist nur halb vollzogen, wenn er man beim „spatial turn" stecken bleibt. Für einen vollständigen Vollzug des Turns wäre eher der Begriff „topische Wende" angebracht, da der Topos als Ort bzw. Feld den Raum in wesentlichen Eigenschaften ergänzt.
Die „topische Wende" soll Bezug nehmen auf eine ebenso bereits stattgefunden Wende, allerdings nicht in unserem Kulturkreis. Ebenso wie schon früh mit Kant im Westen die kopernikanische Wende in der Philosophie vollzogen wurde, die zu dem „linguistic turn" führte, so ist in der japanischen Philosophie ist schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts eine zweite kopernikanische Wende in Gestalt einer „topischen" oder „topologischen" Wende vollzogen worden. Sie blieb bisher nur für den Westen so gut wie unentdeckt, was nichts an ihrer Tragweite und Tiefe ändert.
Die „topische Wende" führt zu einen neuen Verständnis nicht nur vom Raum, und geht somit über den „spatial turn" hinaus. Auch grundlegendere Denkstrukturen wie unsere westliche Logik sind betroffen. In Mit der topischen Wende werden folgende Begriffe als Schlüsselworte verwendetkommt es zur folgenden begrifflichen Gegenüberstellung:

  • Subjekt- und Prädikatlogik
  • Polylogik – Topologik
  • Subjektinformation und Feldinformation
  • Egozentrisches Selbst – Topozentrisches Selbst

Diese Gegenüberstellung der Begriffe soll einen ersten Eindruck geben, wie umfassend die „topische Wende" sein wird. Man könnten den „spatial turn" als ersten Schritt in die Richtung der „topischen Wende" werten, und gespannt sein, inwieweit der dahinter liegende Wandel damit vollständig vollzogen werden kann.

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Wiki-Markup
\[1\] Bachmann-Medick, Doris (2006): Clutural Turns. Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften. Hamburg.