Date: Thu, 28 Mar 2024 10:00:54 +0100 (CET) Message-ID: <1350319118.265.1711616454877@www.wadoku.de> Subject: Exported From Confluence MIME-Version: 1.0 Content-Type: multipart/related; boundary="----=_Part_264_921890063.1711616454876" ------=_Part_264_921890063.1711616454876 Content-Type: text/html; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: quoted-printable Content-Location: file:///C:/exported.html
Hermann Schmitz: Replik Ph=C3=A4nomenolgie als Anwalt der unwill= k=C3=BCrlichen Lebenserfahrung
=20((1)) Ich gliedere meine Erwiderung in drei Abteilungen: 1. Methodenfrag= en, 2. Ph=C3=A4nomenologen, 3. Naturwissenschaft. In der zweiten und dritte= n Abteilung strebe ich eine Ordnung nach abnehmender Aggressivit=C3=A4t der= Kritiken an. Ich habe alle Kritiken gr=C3=BCndlich ausgearbeitet, doch zwi= ngt mich die Enge des verf=C3=BCgbaren Druckraumes zu harten K=C3=BCrzungen= . Ausf=C3=BChrlich bleibe ich, wenn scharfe Kritiken auf groben Mi=C3=9Fver= st=C3=A4ndnissen beruhen und wenn interessante Einw=C3=A4nde mir Gelegenhei= t zu erg=C3=A4nzender Kl=C3=A4rung und St=C3=A4rkung der Position meines Th= esenpapiers geben, ferner bei den Ph=C3=A4nomenologen, die sich von Husserl= her =C3=BCber meine Neue Ph=C3=A4nomenologie =C3=A4u=C3=9Fern, und bei dem= Mediziner, der etwas =C3=BCber deren praktische Brauchbarkeit f=C3=BCr sei= n Fach zu erfahren w=C3=BCnscht. Eine kurze prinzipielle Einleitung der ers= ten Abteilung ist zum Ver-st=C3=A4ndnis des Folgenden unerl=C3=A4=C3=9Flich= .
=20((2)) Den gedanklichen Hintergrund meines Thesenpapiers bildet mein endl= ich=E2=80=94mit von mir nicht zu vertretender Verz=C3=B6gerung =E2=80=94 er= schienenes Buch Was ist Neue Ph=C3=A4nomenologie? (Rostock, Ingo Koch Verla= g, 2003), das ich, im Vertrauen auf mir zugesagtes fr=C3=BCheres Erscheinen= , schon in den Anmerkungen des Thesenpapiers erw=C3=A4hnt hatte. Es gibt zu= sammen mit den B=C3=BCchern Der Spielraum der Gegenwart und Adolf Hitler in= der Geschichte (beide Bonn 1999), auf die ich mich im Folgenden gleichfall= s berufe, den gegenw=C3=A4rtigen Stand meiner =C3=9Cberlegungen wieder.
= =20((3)) Die Wissenschaften forschen nach objektiven Tatsachen in einzelnen= Gegenstandsgebieten; die Philosophie dagegen, als Sichbesinnen des Mensche= n auf sein Sichfinden in seiner Umgebung, forscht nach objektiven Tatsachen= um subjektiver Probleme willen auf Grund von Fragen der Art: Was soll ich = davon halten? Wie soll ich mich dazu stellen? Was kann ich mir zutrauen? Es= ist klar, da=C3=9F solche Fragen wegen der Unsicherheit des Sichfindens ni= e ganz auf Fragen der Wissenschaft zur=C3=BCckgef=C3=BChrt werden k=C3=B6nn= en. Die Philosophie kann nicht davon abh=C3=A4ngen, Wissenschaft zu sein, w= eil nicht alle Rechenschaft des Menschen von seinem Sichfinden in seiner Um= gebung die Systematik wissenschaftlichen Raisonnements vertr=C3=A4gt. Sie i= st bei der Wissenschaft gleichsam zu Gast mit einer Aufgabe, die fundamenta= ler ist als die der Wissenschaft, aber sie darf die Gastrolle nicht dazu mi= =C3=9Fbrauchen, den Dilettanten zu spielen.
=20((4)) Der Ph=C3=A4nomenologe leistet die philosophische Besinnung durch = Rechenschaft von dem, was er jeweils gelten lassen mu=C3=9F. Die Naturwisse= nschaften zeigen ihm viel davon. Ihre d=C3=BCrftige und durch geschickte Au= ssparungen prognostisch extrem erfolgversprechende Abstraktionsbasis verzer= rt aber die Proportionen philosophischer Rechenschaft, wenn sie nicht in ei= ne umfassende ph=C3=A4nomenologische Besinnung eingebettet wird. Daf=C3=BCr= ein Beispiel: Gehirnforscher leugnen neuerdings eifrig die zu sittlicher V= erantwortung geh=C3=B6rige Freiheit, weil alle Entschl=C3=BCsse determinier= t seien. Sie verwechseln sittliche Freiheit mit Willensfreiheit und diese m= it Entschlu=C3=9Ffreiheit. Die M=C3=B6glichkeit sittlicher Verantwortung ka= nn nur auf der Grundlage einer Theorie der subjektiven Tatsachen nachgewies= en werden, vgl. von mir: System der Philosophie Band BI Teil 3 S. 463-605; = Der unersch=C3=B6pfliche Gegenstand S. 362-381; Der Spielraum der Gegenwart= S. 136-156 und 229-233; Was ist Neue Ph=C3=A4nomenologie? S. 6671. Das Bei= spiel soll zeigen, welche groben und leider gar folgenreichen Verzerrungen = des Selbstverst=C3=A4ndnisses drohen, wenn dieses sich ohne genaue Ph=C3=A4= nomenologie auf Naturwissenschaft verl=C3=A4=C3=9Ft.
=20((5)) Methodische Vorgaben f=C3=BCr die ph=C3=A4nomenologische Revision,= die den harten Kern des jeweils Unbestreitbaren aus der weichen Schale der= f=C3=BCr das Umdenken verf=C3=BCgbaren Annahmen herauszusch=C3=A4len trach= tet, w=C3=BCrden die Revision an sachliche Voraussetzungen binden, die frag= w=C3=BCrdig w=C3=A4ren und den Horizont verengten. Solche Vorgaben m=C3=BCs= sen daher im Interesse ph=C3=A4nomenologischer Strenge schwach sein. Die Va= gheit der Methode ist unentbehrlich f=C3=BCr die Radikalit=C3=A4t philosoph= ischer Selbstpr=C3=BCfung. Ich habe ein abgrundtiefes Mi=C3=9Ftrauen gegen = alles, was Menschen sich zurechtmachen. Quintessenz der ph=C3=A4nomenologis= chen Methode ist das Absteigen von allen hohen R=C3=B6ssern, auf denen jema= nd sitzen kann, um zu pr=C3=BCfen, wie gut der Boden h=C3=A4lt, auf dem die= R=C3=B6sser stehen, und wie gut die R=C3=B6sser halten, auf denen die Reit= er sitzen, und um den Boden genauer zu pr=C3=BCfen, als es vom hohen Ro=C3= =9F aus m=C3=B6glich ist. Dieser B oden ist die unwillk=C3=BCrliche Lebense= rfahrung. Unwillk=C3=BCrliche Lebenserfahrung ist alles, was Menschen merkl= ich widerf=C3=A4hrt, ohne da=C3=9F sie es sich mit konstruktiver Absicht zu= rechtgelegt haben.
=20((6)) An diese Darlegung schlie=C3=9Ft sich nahtlos an, was WOLFF unter = ((8)) gegen meine Subsumtion der Ph=C3=A4nomenologie unter wissenschaftlich= e Philosophie einwendet, Statt =C3=BCber das sch=C3=B6ne Wort =E2=80=9EWiss= enschaft" zu streiten, ist es besser, erst einmal zu bestimmen, was an kl= =C3=A4render Pr=C3=BCfung einerseits experimentelle Wissenschaft, andererse= its Ph=C3=A4nomenologie vollbringen kann. Das Experiment dient der prognost= ischen Bew=C3=A4hrung naturwissenschaftlicher Theorien an einer aus der unw= illk=C3=BCrlichen Lebenserfahrung abgezogenen schmalen Datenbasis prim=C3= =A4rer Sinnesqualit=C3=A4ten, z.B. Zeigerstellungen an Me=C3=9Fapparaten. D= ie geschickte Ausn=C3=BCtzung dieser Befunde durch Deutung der Apparate als= Signalgeber nach physikalischen Theorien erlaubt dann eine zweite, f=C3=BC= r das gro=C3=9Fe Publikum weit interessantere Stufe prognostischer Bew=C3= =A4hrung. Die von Wolff als wissenschaftlich ausgezeichnete intersubjektive= Objektivit=C3=A4t beruht aber auf der prognostischen Bew=C3=A4hrung erster= Stufe, der Pr=C3=BCfung von Theorien im Experiment. Damit ist es schon vor= bei, wenn zu den Daten, wie in psychologischen Experimenten, auch sprachlic= he =C3=84u=C3=9Ferungen geh=C3=B6ren, deren Sinn sich nicht so genau messen= l=C3=A4=C3=9Ft wie die Zeigerstellung. In den empirischen Wirtschaftswisse= nschaften =C3=BCberspringt die Pr=C3=BCfung sogar die experimenteile Stufe = und greift gleich ins volle Leben der Konjunkturzyklen. Mit der Auszeichnun= g empirischer Wissenschaften durch experimentell garantierte Intersubjektiv= it=C3=A4t sollte man also vorsichtig umgehen.
=20((7)) Was wird nun aber mit Hilfe der Experimente in exakten Naturwissen= schaften prognostisch bew=C3=A4hrt? Nicht die Theorie selbst; sondem eine a= us ihr abgeleitete Vorhersage =C3=BCber Vorkommnisse in der Lebens- und All= tagswelt, z. B. Zeigerstellungen. In der Theorie kommt so etwas gar nicht v= or, sondern da ist die Rede von Dingen, von denen niemand eine Ahnung h=C3= =A4tte, wenn es die Naturwissenschaft nicht g=C3=A4be. Dieser ganze Apparat= von Konstrukten ist so etwas wie eine durch Indizien eingekreiste Verschw= =C3=B6rerbande oder Heinzelm=C3=A4nnehenschar, deren Mitglieder noch nie je= mand gesehen oder auf andere Weise erwischt hat. Welchen erkenntnistheoreti= sch berechtigten Status darf man dieser Gesellschaft zugestehen? Dazu gebe = ich meine salomonische Antwort in ((25)). Gesichert ist nur, was sich =C3= =BCber vorhersagbare Ver=C3=A4nderungen in der Alltagswelt aus den Theorien= ableiten l=C3=A4=C3=9Ft. Das ist zwar wichtig, aber f=C3=BCr Menschen zu w= enig, um sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden. Die dazu erforderliche Bes= innung ben=C3=B6tigt eine breitere Abstraktionsbasis; uni die bem=C3=BCht s= ich die ph=C3=A4nomenologische Revision, indem sie systematisch herauszusch= =C3=A4len sucht, was der sich I3esinnende jeweils als Tatsache gelten lasse= n mu=C3=9F, weil er sich selbst nicht glauben k=C3=B6nnte, wenn er das best= ritte. Der Preis f=C3=BCr die Vergewisserung ist der Verlust garantierter i= ntersubjektiver Transportierbarkeit. Zu weit geht aber der Verdacht von Wol= ff in ((II)), dieser Verlust f=C3=BChre zwangsl=C3=A4ufig =E2=80=9Ezur Schu= lbildung wie im Christentum". Der Unterschied besteht darin, da=C3=9F die c= hristlichen Dogmatiker geh=C3=A4uft metaphysischen, ja phantastischen Vorga= ben folgen, w=C3=A4hrend die Ph=C3=A4nomenologen auf die Frage, was sie als= Tatsache gelten lassen m=C3=BCssen, als Pr=C3=BCfstein ausgerichtet sind. = Ihr =E2=80=9Estrenger Ernst" (Wolff) ist daher ein intellektueller, nicht n= ur ein moralischer oder dogmatischer. Trotz aller Meinungsverschiedenheit i= st nicht anzunehmen, da=C3=9F die unwillk=C3=BCrlichen Lebenserfahrungen de= r meisten Menschen radikal abweichen; sonst k=C3=A4me man schneller an solc= he Grenzen des Verstehens wie z. B. vor Verr=C3=BCckten.
=20((8)) Ich habe einmal geschrieben: =E2=80=9EGef=C3=BChle sind das Wichti= gste im Leben, weil nur durch sie den Menschen irgend etwas wichtig ist." M= an k=C3=B6nnte einwenden, wichtiger sei doch, was die Naturwissenschaften b= ieten, weil es dabei um Leben und Sterben, Wohlstand und Not geht. Aber ohn= e Gef=C3=BChle w=C3=A4ren Leben und Sterben nicht mehr wichtig, und von Woh= lstand und Not k=C3=B6nnte man ohne affektives Betroffensein von Gef=C3=BCh= len und leiblichen Regungen nicht sprechen. Soll das Wichtigste im Leben vo= n der Sorgfalt begreifender Besinnung nur so tangential ber=C3=BChrt werden= , wie es durch die echte Naturwissenschaft (Gehirnphysiologie) oder die nac= hgemachte (psychologische Experimente) m=C3=B6glich ist? Vielmehr bedarf es= der Ph=C3=A4nomenologie, die in der Tat, wie Wolff ((10)) mit Worten von H= olzkamp schreibt, berufen ist, eine =E2=80=9EM=C3=B6glichkeit der Kl=C3=A4r= ung und Vereindeutigung der Redeweise =C3=BCber Erlebnisse zu schaffen", ab= er nicht nur, wie er fortfahrt, um =E2=80=9Eeine Verst=C3=A4ndigung =C3=BCb= er das jeweils Gemeinte herbeif=C3=BChren zu k=C3=B6nnen", sondem auch im I= nteresse systematischer Vergewisserung, die zugleich vieles bisher =C3=9Cbe= rsehene in der unwillk=C3=BCrlichen Lebenserfahrung aufdecken kann. Daraus = sch=C3=B6pft die angewandte Ph=C3=A4nomenologie, die die in ph=C3=A4nomenol= ogischer Revision aufgedeckten Befunde fruchtbar machen kann und schon in d= er Medizin (besonders Psychiatrie), im Kulturvergleich (Sinologie), in Reli= gionswissenschaft, Kunstgeschichte, P=C3=A4dagogik, Phonetik usw. n=C3=BCtz= liche Spuren hinterlassen hat.
=20((9)) Mit den Bedenken von Wolff ber=C3=BChren sich die von MOHR, die au= f den Ton gekr=C3=A4nkter Altersweisheit eines ausgezeichneten Naturforsche= rs gestimmt sind. Sie f=C3=BChren nicht weiter, und ich bedauere, wegen der= Knappheit des Druckraumes nicht mit meiner schon ausgearbeiteten Stellungn= ahme auf sie eingehen zu k=C3=B6nnen; zur Relativit=C3=A4tstheorie s. u. di= e Auseinandersetzungen mit Kanitscheider und Schr=C3=B6ter.
=20((10)) Gegen mein methodologisches Postulat des R=C3=BCckgangs der Begri= ffsbildung auf =E2=80=9EErfahrungen, die durchschnittlich (wenn auch mit Au= snahmen) jedermann jederzeit frisch oder in der Erinnerung zug=C3=A4nglich = sind" ((44)) richtet JANICH die Frage: =E2=80=9EWoher will H. S. wissen, wa= s jedermann jederzeit frisch oder in der Erinnerung zug=C3=A4nglich ist?" M= eine Antwort gem=C3=A4=C3=9F ((5)) oben lautet: Es handelt sich um eine unv= erbindliche Absichtserkl=C3=A4rung. Wenn die philosophische Selbstpr=C3=BCf= ung radikal sein soll, darf sie sich nicht gleich anfangs mit starken Anspr= =C3=BCchen an ein Wissen belasten. Der Ph=C3=A4nomenologe, wie ich ihn will= , h=C3=A4lt sich f=C3=BCr die Basis seiner Begriffsbildung an Erfahrungen, = von denen er glaubt, da=C3=9F sie nicht erlesenes Sondergut sind, damit er = selbst jederzeit (nicht nur in hohen Momenten) und andere einigerma=C3=9Fen= verl=C3=A4=C3=9Flich verstehen k=C3=B6nnen, wovon die Rede ist. Es handelt= sich um ein regulatives Postulat, das seinen Dienst getan hat, wenn es wol= kige Esoterik verhindert und der eigenen Perspektive die Aussicht auf Gemei= nsamkeit im Abgleich mit anderen Perspektiven vorh=C3=A4lt. Die Unterstellu= ng eines homogenen common sonne aller Menschen liegt mir fern.
=20((11)) F=C3=BCr die folgende Diskussion mit Janich ist es n=C3=BCtzlich,= den Unterschied zwischen seiner und meiner philosophischen Methode zu verd= eutlichen. Zu diesem Zweck f=C3=BChre ich zwei Passagen aus einem Brief von= mir an ihn vom 24. 11. 2001 an. =C3=9Cber die Anwendung des =E2=80=9EPrinz= ips der methodischen Ordnung" habe ich geschrieben: =E2=80=9EWir gehen dabe= i nur etwas anders von Sie progressiv, orientiert am Leitbild eines Handeln= s, das Schritt f=C3=BCr Schritt vormacht, was dann in Worte gefa=C3=9Ft wir= d; ich regressiv, indem ich zun=C3=A4chst in normalsprachlich umschreibende= r Rede auf etwas hinweise, woran sich im Gro=C3=9Fen und Ganzen jeder aus e= igener Erfahrung erinnern k=C3=B6nnen sollte, und die darin analytisch ermi= ttelten Z=C3=BCge mit terminologischer Standardisierung zu Definitionen n= =C3=BCtze, immer bedacht darauf, da=C3=9F dank klarer Kombination der Merkm= ale bis auf den relativ trivialen Anfang hin durchsichtig bleibt, wovon die= Rede ist." =E2=80=9EDemgem=C3=A4=C3=9F ist f=C3=BCr mich nicht die Aufford= erung zu vormachenden (demonstrativ exemplarischen) Handlungen, sondem die = Erinnerungen vergegenw=C3=A4rtigende satzf=C3=B6rmige Rede das Werkzeug phi= losophischer Bahnung."
=20((12)) Aus diesem Unterschied der Methode l=C3=A4=C3=9Ft sich weitgehend= die Kritik erkl=C3=A4ren, die Janich an meinen Ausf=C3=BChrungen zur Natur= wissenschaft =C3=BCbt, soweit er diese nicht (wie bez=C3=BCglich der Physik= der Zeit) billigt. Ich habe unter ((20)) keineswegs leugnen wollen, was er= mir unter ((6)) entgegenh=C3=A4lt: da=C3=9F die Funktion der physikalische= n Apparate =E2=80=9Eniemals ersch=C3=B6pfend durch die empirischen Gesetze = der Physik beschrieben werden" k=C3=B6nne. Au=C3=9Ferdem geh=C3=B6rt dazu n= =C3=A4mlich das Vertrauen, da=C3=9F bei der an den einschl=C3=A4gigen Theor= ien orientierten Anwendung die gem=C3=A4=C3=9F jenen Gesetzen erwartbaren R= esultate nicht durch St=C3=B6rfaktoren (=C3=BCbersehene Gesetze oder Umst= =C3=A4nde, gesetzlose Zuf=C3=A4lle) ver=C3=A4ndert werden. Wenn man daran d= urch =C3=9Cberraschungen irre wird, mu=C3=9F man wie im t=C3=A4glichen Lebe= n pr=C3=BCfen, Erinnerungen wecken, Wahrscheinlichkeiten absch=C3=A4tzen us= w. Aus dem empirischen Vortasten kommt man dabei nicht heraus, auch nicht d= urch die selbstverst=C3=A4ndliche Feststellung von Janich, da=C3=9F St=C3= =B6rungen nur durch Verfehlen menschlicher Zwecke definiert sind.
=20((13)) Wichtiger ist der Einwand von Janich in ((7)), ich h=C3=A4tte die= Verwendung dynamischer Gr=C3=B6=C3=9Fen (also von Kr=C3=A4ften) in der mec= hanischen Physik =C3=BCbersehen. Vielmehr habe ich unter ((16)) die Kraft a= ls prim=C3=A4ren Gegenstand der Physik ausgezeichnet und mein Bedenken nur = daran gekn=C3=BCpft, da=C3=9F sie so wenig wie z. B. die W=C3=A4rme auf ein= e Abstraktionsbasis pa=C3=9Ft, die nur intermomentan und intersubjektiv beq= uem identifizierbare, me=C3=9Fbare und selektiv variierbare Merkmalsorten z= ul=C3=A4=C3=9Ft. Bei der W=C3=A4rme hilft man sich Mt dem Thermometer, aber= wo ist der Ersatz im Fall der Kraft? Janich gr=C3=BCndet in seinem Buch Da= s Ma=C3=9F der Dinge 5. 279 f. die Einf=C3=BChrung des Massebegriffs auf di= e Erfahrung, an einem Seil zu ziehen. Ziehen ist nur im eigenleiblichen Sp= =C3=BCren einschlie=C3=9Flich leiblicher Kommunikation erfahrbar. Wenn man = bereit ist, solche Erfahrungen in die Datenbasis der Physik aufzuneho - ren= n, entf=C3=A4llt mein Vorbehalt unter ((16)). Die Frage ist nur, ob die Phy= sik nach solcher Erweiterung ihrer Abstraktionsbasis sich noch mit gleichem= Stolz auf die von Janich unter (00)) eingeforderte =E2=80=9ETranssubjektiv= it=C3=A4t willk=C3=BCrlicher Erfahrung" berufen kann.
=20((14)) Janich wirft mir Vernachl=C3=A4ssigung dieser Transsubjektivit=C3= =A4t, ja sogar =E2=80=9Eder individuellen Genese unseres Handlungs- und Spr= achverm=C3=B6gens in der Gemeinschaft" und =E2=80=9Edes historischen Stande= s der menschlichen Bezugsgemeinschaft, in die das Individuum hineingeboren = und hineinsozialisiert wird" vor ((12)). Was dies betrifft, k=C3=B6nnte ich= ihm rasch entsprechende Stellen meiner Schriften zeigen. Aber sein Einspru= ch ist grunds=C3=A4tzlicher gemeint. Er beruht auf dem Postulat, philosophi= sche Begriffe auf reduzierbare Schemata willk=C3=BCrlich ausgef=C3=BChrter = Handlungen und die dabei gemachten typischen Erfahrungen zu st=C3=BCtzen. E= r steht damit in der Tradition des VICOPrinzips, das Kant einmal schlagend = so formuliert: =E2=80=9EWir begreifen nur, was wir selber machen k=C3=B6nne= n." (Akademieausgabe Band XVI S. 345 Z. 17) Auf dieser Grundlage gelingt Ja= nich eine einsichtsvolle Ersch=C3=BCtterung der dogmatischen Ideologie des = naturwissenschaftlichen Weltbildes, aber sie ist mit starken Verk=C3=BCrzun= gen seiner Perspektive erkauft. Ich verweise auf die Thematik von Raum und = Zeit, In Logisch-pragmatische PmpildeutIk S. 151 unterst=C3=BCtzt Janich di= e These: =E2=80=9EDie r=C3=A4umlichen W=C3=B6rter betreffen die Lage, die F= orm und die Gr=C3=B6=C3=9Fe von K=C3=B6rpern und Hohlk=C3=B6rpern." Von all= em anderen abgesehen, vermisse ich die Feststellung, da=C3=9F der Raum, wie= ihn der Handwerker und der Naturwissenschaftler f=C3=BCr ihre Zwecke ben= =C3=B6tigen, nicht aus K=C3=B6rpern, sondern aus Orten (genauer: relativen = Orten) besteht. Ich glaube, gezeigt zu haben, da=C3=9F der n=C3=B6tige Orts= begriff zirkelfrei nur auf der Grundlage unwillk=C3=BCrlicher leiblicher Er= fahrungen (nicht nur willk=C3=BCrlicher Handlungen) eingef=C3=BChrt werden = kann, vgl. Was ist Neue Ph=C3=A4nonzendlogie? S. 61 f. und dort zu Raum und= Zeit S. 54-62 und 76-89.
=20((15)) W=C3=A4hrend zwischen Janich und mir weniger ein Gegensatz in der= Sache als ein Unterschied in der Methode besteht, der gegenseitige Erg=C3= =A4nzung und sachliche =C3=9Cbereinstimmung nicht auszuschlie=C3=9Fen brauc= ht, stehe ich vor der Kritik von H=C3=96RZ wie vor der Mauer einer gegen Ph= =C3=A4nomenologie abgeschlossenen, vom Bekenntnis zu einem naturwissenschaf= tlichen Weltbild getragenen Weltanschauung. Die =E2=80=9Erationale Aneignun= g der Wirklichkeit" ist f=C3=BCr ihn =E2=80=9ESache der Wissenschaft, dabei= vor allem der Naturwissenschaft", neben der die Kunst und die Praxis eigen= e Aufgaben haben, w=C3=A4hrend der Philosophie die =E2=80=9EBewertung" des = gesellschaftlichen W=C3=BCnschenswerten und human Vertretbaren =C3=BCberlas= sen bleibt, wobei sie als =E2=80=9Eweltanschauliche Lebenshilfe Humankriter= ien aus den Erkenntnissen zum Wesen des Menschen und aus historischen Ausei= nandersetzungen ableiten kann." ((4)) Fragt sich nur, wer die Erkenntnisse = liefern soll? Doch wohl die Naturwissenschaft. Der Philosophie bleibt dann = noch das Recht, in =E2=80=9Ehistorischen Auseinandersetzungen" ihre eigene = Geschichte zu bebr=C3=BCten.
=20((16)) Der Fehler dieser Denkweise zeigt sich an der von H=C3=B6rz in ((= 3)) zustimmend aufgef=C3=BChrten =C3=84u=C3=9Ferung eines Astrophysikers; = =E2=80=9EF=C3=BCr Treder schlie=C3=9Ft die reine Subjektivit=C3=A4t der Erf= ahrungen ihre Mitteilbarkeit aus. Jeder Versuch, sie zu objektivieren, ents= tellt und verf=C3=A4lscht sie!" Wenn das zutr=C3=A4fe, w=C3=A4re Lyrik Betr= ug. Aber von anderer Art als das naturwissenschaftlich-reduktionistische is= t das ph=C3=A4nomenologische Objektivieren als rational durchsichtige, krit= isch sichernde Besinnung auf die eigene, an fremden Zeugnissen sich messend= e Lebenserfahrung. Ohne diese Rationalit=C3=A4t k=C3=B6nnte sich die Selbst= besinnung nur noch in Essays, Einf=C3=A4llen und gelegentlichen Nachdenklic= hkeils=C3=BCbungen ergehen. Das liefe auf eine partielle Vertierung der men= schlichen Intelligenz hinaus, weit dann die Chance der Gebrechlichkeit d. m= enschlichen Selbstverst=C3=A4ndnisses, aus der Bcirrung des Sichfindens in = der Umgebung die Distanz zu rational gef=C3=BChrter Selbstbesinnung zu gewi= nnen, an den Konsum von ohne Bezug auf Selbstbesinnung gewonnenen Forschung= sergebnissen preisgegeben werden m=C3=BC=C3=9Fte. Aus besonnenem Sichfinden= w=C3=BCrde geistige F=C3=BCtterung. Mit ihren von Rationalit=C3=A4t abgesp= altenen Emotionen m=C3=BC=C3=9Ften die Menschen sich abfinden. Aber das Mac= htwort Tenders ist irrational.
=20((17)) Ich =C3=BCbergehe viele Einzelbemerkungen von H=C3=B6rz, z. B. di= e wenig konsistenten =C3=BCber Kausalit=C3=A4t unter ((6)) und ((7)), und w= eise nur noch darauf hin, da=C3=9F er in der Wiedergabe meines Argumentes (= (24)) gegen den umfassenden Erkl=C3=A4rungsanspruch des naturwissenschaftli= chen Weltbildes unter ((7)) solche Entstellungen anbringt, da=C3=9F keine A= useinandersetzung lohnt.
=20((18)) Angesichts des urbanen, unpolemischen Tones von JANSSEN tut es mi= r leid, da=C3=9F ich den gr=C3=B6=C3=9Ften Teil meiner Auseinandersetzung d= er Knappheit des von meiner Replik be-druckbaren Papiers opfern mu=C3=9F, z= umal unsere =C3=9Cberzeugungen sich teilweise decken; den ersten Satz seine= s Punktes ((4)) k=C3=B6nnte ich selbst geschrieben haben. Keineswegs aber b= illige ich seine unter ((9)) erhobene Forderung, da=C3=9F eine an =E2=80=9E= Tatsachen ausgerichtete (deskriptive) Wissenschaft sich aus aktuell vollzie= henden geschichtlichen Formierungsprozessen herauszuhalten hat". Ich folge = nicht Hegels Eule der Minerva, die erst in der Abendd=C3=A4mmerung fliegt. = In Was ist Neue Ph=C3=A4nomenologie? sind die Seiten 275-287 =C3=BCberschri= eben: =E2=80=9EWelchen Toleranzbegriff brauchen wir im 21. Jahrhundert?" De= r Titel des 8. Kapitels meines Buches Adolf Hitler in der Geschichte lautet= : =E2=80=9EPerspektiven nach Hitler". Freilich kann der Philosoph den Mensc= hen die Funde, die sie durch Gl=C3=BCck und Gestaltungskraft erringen m=C3= =BCssen, nicht durch Rezepte ersetzen, aber er kann den Horizont m=C3=B6gli= cher Besinnung auszuleuchten suchen, in dem sich die Menschen vor und bei i= hren Entscheidungen Rechenschaft geben k=C3=B6nnen, damit diese nicht gar z= u flach ausf=C3=A4llt. Besinnung und Betroffenheit sind im heutigen Lebenss= til auseinandergedriftet; die Folgen sind Herrschaft der Eruptionen und Lau= nen, w=C3=A4hrend das Denken in spezialisierte Eliten auswandert, die sich = oft gegenseitig nicht mehr verstehen. Indem der Ph=C3=A4nomenologe bem=C3= =BCht ist, diesen Spalt von der Besinnung her zu schlie=C3=9Fen, leistet er= ebenso Lebenshilfe wie die in den von Janssen unter ((13)) vorgeschlagenen= rein praktischen Formen.
=20((19)) Der Beitrag von SCHIEMANN besteht in der Darlegung einer mit der = meinigen unvereinbaren Auffassung von der Aufgabe der Ph=C3=A4nomenologie u= nd damit zusammenh=C3=A4ngenden Mi=C3=9Fverst=C3=A4ndnissen meines Thesenpa= piers. Das Themengebiet der Ph=C3=A4nomenologie ist nach Schiemann =E2=80= =9Edas F=C3=BChlen, Wahrnehmen und Denken des Subjektes in der ihm gegebene= n Welt. Ein Weg, zu dieser Quelle zu gelangen, geht von der Lebenswelt aus = (...)". ((2)) Die Erfahrung dieser Lebenswelt hat nach Schiemann zwei Richt= ungen: Erstens gilt =E2=80=9Edie wache Aufmerksamkeit des Bewu=C3=9Ftseins = dem praktischen Umgang mit vertrauten Dingen und Personen"; zweitens =E2=80= =9Erichtet sich die Aufmerksamkeit einer Person in der subjektiven Erfahrun= g auf ihre eigenen Bewu=C3=9Ftseinsereignisse und - zust=C3=A4nde." ((6)) E= ine =E2=80=9Eunwillk=C3=BCrliche Lebenserfahrung" will Schiemann gleichwohl= nicht gelten lassen, denn diese Rede unterstelle =E2=80=9Eeine in allen Ku= lturen vorkommende grundlegende Erfahrungsform. (...) In der Moderne kann a= ber keine von Typisierungen freie Erfahrung nachgewiesen werden." ((5)) Daz= u will ich nun Stellung nehmen.
=20((20)) Schiemann scheint sich die Welt als ein wohlgebautes Haus vorzust= ellen, in dem lauter einzelne Subjekte existieren, denen diese Welt als Obj= ekt gegeben ist. Ein ph=C3=A4nomenologisch ausgezeichneter Teil dieser Welt= ist f=C3=BCr Schiemann die Lebenswelt, in der sich jedes Subjekt mit einer= Innenwelt eigener Bewu=C3=9Ftseinszust=C3=A4nde bekleidet, w=C3=A4hrend ih= m in =C3=A4u=C3=9Ferer Wahrnehmung die vertraute Au=C3=9Fenwelt begeg,net. = Mit einer solchen Lebenswelt hat, was ich =E2=80=9Eunwillk=C3=BCrliche Lebe= nserfahrung" nenne, herzlich wenig zu tun. Jene ist vielmehr das Konstrukt = der psychologistisch-reduktionistisch-introjektionistischen Vergegenst=C3= =A4ndlichung von Demokrit/Platon bis zu Husserl. Was ich =E2=80=9Eunwillk= =C3=BCrliche Lebenserfahrung" nenne, habe ich oben unter ((5)) definiert, D= ie Annahme einer in allen Kulturen vorkommenden Erfahrungsform wird dadurch= nicht impliziert, obwohl ich sie f=C3=BCr sehr wahrscheinlich halte. Eine = kulturspezifische Typisierung steht dieser Annahme nicht im Wege, sofern si= e das Gemeinsame nur modifiziert, nicht beseitigt. Allerdings widerspricht = meine unwillk=C3=BCrliche Lebenserfahrung dem Weltbild von Schiemann, n=C3= =A4mlich der Voraussetzung einer den ohne Weiteres einzelnen Subjekten gege= benen Welt, mit allerhand hinzunehmenden Einrichtungen, unter denen eine Bi= n den Ph=C3=A4nomenologen besonders interessante die Lebenswelt sei. Meine = unwillk=C3=BCrliche Lebenserfahrung steigt bis zur primitiven Gegenwart ab = und sch=C3=B6pft daraus Identit=C3=A4t. Subjektivit=C3=A4t und Wirklichkeit= , erst auf h=C3=B6herer Stufe aber Einzelheit und damit die Welt als das Fe= ld der freien Einzelheit, versehen mit einzelnen Subjekten und r=C3=A4umlic= h-zeitlichen Strukturen wie dem Ortsraum und der modalen Lagezeit. Diese We= lt ist wie ein br=C3=BCchiger Film auf einer fl=C3=BCssigen Oberfl=C3=A4che= ; das zeigt sich besonders in den Aporien des Flusses der modalen Lagezeit,= vgl. Was ist Neue Ph=C3=A4nomenologie? S. 76-89. In diesem Sinn habe ich g= eschrieben, =E2=80=9Eda=C3=9F die Welt auf der Spitze des Pl=C3=B6tzlichen = steht" (Der Spielraum der Gegenwart S. 166).
=20((21)) Auf einem Mi=C3=9Fverst=C3=A4ndnis beruhen Schiemanns Einwendunge= n zur Subjektivit=C3=A4t. Er vermengt sie mit deren Behandlung durch Philos= ophen von Shoemaker und Rorty ((7)). Diese Behandlung ist erkenntnistheoret= isch, meine Theorie der subjektiven Tatsachen dagegen ontologisch, allerdin= gs von mir dazu beraten, jene zu ersetzen. Das Neue an meiner Theorie beste= ht darin, da=C3=9F es nicht nur viele verschiedene Tatsachen gibt, sondem a= uch viele verschiedene Tats=C3=A4chlichkeiten, unter denen die Tats=C3=A4ch= lichkeit der objektiven oder neutralen Tatsachen die blasseste ist, ein ver= d=C3=BCnnter, die Wirklichkeit in eine gleichsam blo=C3=9F noch erz=C3=A4hl= te Welt transformierender Rest von Tats=C3=A4chlichkeit, berufen, alle ande= ren Tats=C3=A4chlichkeiten auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Nur auf= objektive Tatsachen beziehen sich alle Erkl=C3=A4rungen der Naturwissensch= aft Daran scheitert die von Schiemann unter ((3)), ((10)) und ((1 I)) eifri= g verteidigte M=C3=B6glichkeit naturwissenschaftlicher Erkl=C3=A4rung der S= ubjektivit=C3=A4t.
=20((22)) Die Widerlegung des umfassenden Erkl=C3=A4rungsanspruches des nat= urwissenschaftlichen Weltbildes durch das in meinem Thesenpapier unter ((24= )) mitgeteilte Argument gibt Schiemann unter ((9)) unrichtig wieder. Ich st= =C3=BCtze mich keineswegs auf die Behauptung, da=C3=9F die Naturwissenschaf= t den Bereich aller satzf=C3=B6rmig registrierbaren Beobachtungen von Mensc= hen nicht =C3=BCberschreite; vielmehr betone ich, da=C3=9F sie das durch vo= n ihr erdachte Parameter wirklich tut. Mein Einwand beruht vielmehr darauf,= da=C3=9F sie die Glaubw=C3=BCrdigkeit ihrer Behauptungen lediglich der Bew= =C3=A4hrung ihrer Prognosen in diesem Bereich verdankt. Die Frage der Korre= ktheit meiner Argumente in ((24)) und ((26)) wird durch die Bedenken von Sc= hiemann nicht ber=C3=BChrt. (Statistische Erkl=C3=A4rungen erheben ebenso k= ausale Anspr=C3=BCche wie solche mit Angabe einzelner Ursachen; .,Koexisten= zbedingungen" soll die Naturwissenschaft erforschen, soviel sie kann, das i= st ihr rechtm=C3=A4=C3=9Figes Metier.)
=20((23)) LOCKER identifiziert zu Unrecht den Sachverhaltsbegriff des Ph=C3= =A4nomens laut meinem Thesenpapier ((41)) ((51)) mit Goethes verschwommenem= Ph=C3=A4nomenbegriff, den er unter ((6)) anf=C3=BChrt, und h=C3=A4lt mir d= eswegen Goethe als ph=C3=A4nomenologisches Vorbild vor. Zu Goethes Ph=C3=A4= nomenologie habe ich in dem 15. Aufsatz meines Buches H=C3=B6hleng=C3=A4nge= Stellung genommen: Goethe, verf=C3=BChrt durch den ihm von Schiller nahe g= ebrachten Kant, hat fruchtbare Ans=C3=A4tze einer Situationsontologie zu Gu= nsten einer glatten Unterscheidung von Subjekt und Objekt mit dem Versuch a= ls Vermittler zwischen ihnen unterdr=C3=BCckt, indem er f=C3=BCr den Versuc= h denselben Anspruch auf intersubjektive Objektivit=C3=A4t erhob wie die Ph= ysik: =E2=80=9EDie Elemente dieser Erfahrungen der h=C3=B6heren Art, welche= s viele einzelne Versuche sind, k=C3=B6nnen alsdann von jedem untersucht un= d gepr=C3=BCft werden, und es ist nicht schwer zu beurteilen, ob die vielen= einzelnen Teile durch einen allgemeinen Satz ausgesprochen werden k=C3=B6n= nen; denn hier findet keine Willk=C3=BCr statt." (Goethe, Der Versuch als V= ermittler von Subjekt und Objekt) Da er aber die Abstraktionsbasis seiner B= egriffsbildung nicht so rigoros wie die Physik auf bequem intermomentan und= intersubjektiv identifizierbare, me=C3=9Fbare und selektiv variierbare Mer= kmalsorten einschr=C3=A4nkte, hatte er sich mit solchem Anspruch auf ein Fe= ld begeben, wo er den exakten Ma=C3=9Fst=C3=A4ben Newtons nicht gewachsen w= ar. Jedoch sind ihm gl=C3=A4nzend der Ph=C3=A4nomenologie vorleuchtende For= schungsmaximen gelungen; eine solche steht als Motto meines Hauptwerkes =C3= =BCber der Vorrede zu Band I.
=20((24)) Zu den =C3=BCbrigen Anregungen und Kritiken Lockers kann ich kaum= Stellung nehmen, da er einen Ph=C3=A4nomenbegriff verwendet, den er weder = verdeutlicht noch zu dem meinigen ((41)) in Beziehung setzt. Einen Widerspr= uch scheint er in ((7)) zwischen dem Bed=C3=BCrfnis =E2=80=9Etheorief=C3=B6= rmiger Ann=C3=A4herung" an die Ph=C3=A4nomene und der Unm=C3=B6glichkeit, s= ie direkt abzulesen, konstatieren zu wollen, doch liegt kein Widerspruch vo= r, sondem die von mir stets betonte und in ((51)) hervorgehobene Tatsache, = da=C3=9F die Ph=C3=A4nomenologie in der Lebenswelt nicht glatt landen, sond= em ((38)) die unwillk=C3=BCrliche Lebenserfahrung nur als kritische Instanz= n=C3=BCtzen kann.
=20((25)) Einer Stellungnahme bed=C3=BCrfen dagegen Locken Anstalten, die A= useinandersetzung ins Pers=C3=B6nliche hin=C3=BCberzuspielen. In meinem Wer= k sind nach seiner Meinung berechtigte Anliegen, sachliche Irrt=C3=BCmer un= d =E2=80=9Ewohl echte Verr=C3=BCcktheiten" nicht zu trennen ((2)); von solc= hen Verr=C3=BCcktheiten gibt er kein Beispiel. In Adolf Hitler in der Gesch= ichte tr=C3=A4gt Schmitz nach Locker ((3)) alles zusammen, =E2=80=9Ewas sic= h an Negativem, ja F=C3=BCrchterlichem =C3=BCber Christentum und Kirche sag= en l=C3=A4=C3=9Ft, womit er offenbar sein Leben belastende, vielleicht tmum= atisch verursachte Komplexe zugibt und durch die offen zutage tretende Emot= ionalit=C3=A4t seiner Beweisf=C3=BChrung jede Stichhaltigkeit nimmt." Das B= uch enth=C3=A4lt aber keine Ausf=C3=A4lle gegen das Christentum und von Neg= ativem nur den Bruchteil, der f=C3=BCr die Gedankenf=C3=BChrung unerl=C3=A4= =C3=9Flich ist, daneben viel Erfreuliches =C3=BCber die johanneisch inspiri= erte Ostkirche. Ich mu=C3=9F auf die Entgleisungen Lockers hinweisen, um de= r Gefahr zu begegnen, da=C3=9F jemand, der mein Werk nicht mag, weil es sic= h mit gewohnten und beliebten Denkweisen nicht vertr=C3=A4gt, sich die M=C3= =BChe leicht macht, indem er mich zum verr=C3=BCckten Neurotiker stempelt.<= /p>=20
((26)) Solches Leichtmachen unterl=C3=A4uft Locker bez=C3=BCglich Platon= s. Er unterstellt mir Unsinn, den ich nie behauptet habe (=E2=80=9Eda=C3=9F= Platon die demokritische Konzeption der Idee =C3=BCbernommen habe"), um gl= eich zu fotgem, da=C3=9F der =E2=80=9Evon Demokrit eingeleitete Paradigmenw= echsel von Platon nicht fortgef=C3=BChrt wurde" ((4)). Ich rate zur Lekt=C3= =BCre meiner B=C3=BCcher Platon und Aristoteles. (Die Ideenlehre des Aristo= teles Band ?) und Der Ursprung des Gegenstandes. Von Parmenides bis Demokri= t. =C3=9Cbringens enth=C3=A4lt Was ist Neue Ph=C3=A4nomenologie? einen Absc= hnitt =E2=80=9EPlaton als Demoluiteer" (S.348-363).
=20((27)) An dem Beitrag von WESTMEYER habe ich nichts auszusetzen, zumal a= uch er nichts gegen mich einwendet, sondem mit elegantem Schwung die Neue P= h=C3=A4nomenologie in den Armen des sozialen Konstruktivismus auff=C3=A4ngt= . Die zugeh=C3=B6rige Skepsis w=C3=BCrde ich allerdings nicht wie er ontolo= gisch so ausdr=C3=BCcken wollen: =E2=80=9EEtwas ist nicht wirklich, sondern= etwasgilt als wirklich." Ich w=C3=BCrde lieber sagen: Die Tats=C3=A4chlich= keit objektiver (und vieler subjektiver) Sachverhalte kann nicht endg=C3=BC= ltig (f=C3=BCr immer und alle), sondern nur provisorisch (durch =E2=80=9EEv= idenz im Augenblick", Buchtitel von Manfred Sommer) gesichert werden. Dem s= ozialen Konstruktivismus entspricht in meiner Terminologie der erkenntnisth= eoretische Explikationismus, dar=C3=BCber zuletzt: Der Spielraum der Gegenw= art S. 167-174. Gem=C3=A4=C3=9F dem erkenntnistheoretischen Explikationismu= s besteht Erkenntnis nicht in richtiger Beschreibung von Sachen, sondern in= der Explikation von Tatsachen aus der Bedeutsamkeit von Situationen. Diese= Gebundenheit des Erkennens an einen kontingenten Hof der Bedeutsamkeit sch= lie=C3=9Ft =C3=BCbrigens die relativistische Gestalt der Skepsis vielmehr a= us statt ein, weil es f=C3=BCr die Wahrheit einer Behauptung lediglich auf = die Entscheidung zwischen kontradiktorischen Annahmen ankommt, die immer de= mselben =E2=80=9EHof' entnommen sind, so da=C3=9F dessen Unterschied gegen = andere solche H=C3=B6fe f=C3=BCr die Wahrheit nicht ins Gewicht f=C3=A4llt = Allerdings ist das immer eine Wahrheit in beschr=C3=A4nkter Perspektive, ni= cht in der allumfassenden eines imagin=C3=A4ren Alleskenners. Diese Beschr= =C3=A4nktheit l=C3=A4=C3=9Ft sich potentiell ad infinitum (wenn auch nicht = vollst=C3=A4ndig) ausgleichen durch die Anpassungsund Erweiterungsf=C3=A4hi= gkeit solcher H=C3=B6fe der Bedeutsamkeit. Meine von Westmeyer unter ((3)) = angef=C3=BChrte soziale Relativierung der Halluzinationen, wof=C3=BCr die A= uditionen des Propheten Mohammed ein gutes Beispiel sein k=C3=B6nnten, ist = eine Anwendung des erkenntnistheoretischen Explikationismus.((28)) MRAS beg= innt ihre Kritik mit einer sehr verst=C3=A4ndnisvollen Einf=C3=BChrung; was= sie unter ((2)) schreibt, ist eine korrekte Interpretation meiner Bem=C3= =BChungen. Ihre folgende Kritik ist mir nicht durchsichtig geworden, zumal = sie mir mit eigenwilligen Umformulierungen Absichten (z. B. in ((5)): =E2= =80=9Edie Ansicht entstehen zu lassen, da=C3=9F wir immer mehr das verliere= n, was unseren =C3=9Cberzeugungen Halt gibt") unterstellt, die mir fern lie= gen. Eine sehr umst=C3=A4ndliche Interpretation ihres Textes w=C3=A4re mir = n=C3=B6tig, um blo=C3=9Fe Mi=C3=9Fverst=C3=A4ndnisse von diskutierbaren Vor= haltungen zu trennen. Ich bitte, mir zu verzeihen, da=C3=9F ich diese dann = unvermeidlich breiten Ausf=C3=BChrungen der Knappheit des Druckpapiers opfe= re. Ich begn=C3=BCge mich hier mit zwei Hinweisen: 1. Man m=C3=B6ge den kau= salen Erkl=C3=A4rungsanspruch des naturwissenschaftlichen Weltbildes auf re= duktionistischer Grundlage von dem methodischen Reduktionismus der Naturwis= senschaft, den ich begr=C3=BC=C3=9Fe, immer scharf unterscheiden. 2. Da=C3= =9F sich Ph=C3=A4nomene herausstellen, die unseren =C3=9Cberzeugungen Halt = geben k=C3=B6nnen, ist ein kontingentes (nicht von vorn herein mit Sicherhe= it zu erwartendes) Faktum, liefert aber keineswegs =E2=80=9Eeinen Standpunk= t zur Rechtfertigung dieser nicht revidierbaren =C3=9Cberzeugungen", den na= ch Mras ((II)) ,Hermann Schmitz (...) zu entwickeln scheint", denn prinzipi= ell nicht revidierbare =C3=9Cberzeugungen kenne ich nicht.
=20((29)) LEMBECK h=C3=A4lt mit ausladender Rhetorik eine Mahn- und Strafpr= edigt an einen leeren Stuhl, auf dem ich nicht sitze. Er verteidigt gegen m= ich =E2=80=9Edie Idee der Naturwissenschaft" ((2)). Gegen die Idee habe ich= nichts, nur gegen ihre Ideologisierung zum naturwissenschaftlichen Weltbil= d in dem von mir unter ((21)) angegebenen Sinn, von dem Lembeck keine Kennt= nis nimmt. Die Naturwissenschaft an sich ist unschuldig; die =E2=80=9ESchur= ken im St=C3=BCck" sind die Philosophen einschlie=C3=9Flich der Naturwissen= schaftler, die sich leichtfertig auf das Eis der Philosophie begeben haben.= Ihre Aufgabe w=C3=A4re gewesen, die von den Errungenschaften der Naturwiss= enschaft geweckte Hybris durch umsichtige Selbstbesinnung abzufangen; statt= dessen haben sie sich zu Vorreitern menschlicher Welt- und Selbstbem=C3=A4= chtigung gemacht. V=C3=B6llig verdreht werden meine Bedenken, wenn Lembeck = mir in ((3)) vorwirft, Konstellationen zu denunzieren. Die m=C3=B6glichst w= eitgehende Rekonstruktion von Situationen durch Konstellationen ist nach me= iner =C3=9Cberzeugung die legitime und unentbehrliche Grundform menschliche= r Orientierung; ich selbst versuche nichts anderes. Wogegen ich mich wende,= bitte ich unter ((43)) nachzulesen; es ist der Konstellationismus, der =C3= =BCber den Konstellationen die Situationen vergi=C3=9Ft oder verleugnet, un= d als seine verh=C3=A4ngnisvolle Ausgeburt der Projektionismus. Die Einstel= lung, die zur naturwissenschaftlichen Arbeit geh=C3=B6rt, wird von mir nich= t angefochten; wenn allerdings Lembeck in ((5)) durch =E2=80=9Ephilosophisc= he Einsicht in die Korrelation von Einstellungsqualit=C3=A4ten und Weltkonz= epten" das naturwissenschaftliche Weltbild im von mir angegebenen Sinn legi= timieren will, macht er seine Ph=C3=A4nomenologie zum B=C3=BCtte] einer Hyb= ris, die die von mir unter ((49)) skizzierten Verh=C3=A4ngnisse herauff=C3= =BChrt, Die Menschen m=C3=B6gen sich die Welt mit diesen oder jenen Konzept= en zurechtlegen, aber das entbindet sie nicht von der Pflicht, gegen=C3=BCb= er ihren Einstellungen ein kritisches Auge zu bewahren, und es ist Aufgabe = der Philosophen, sie darauf hin-zuweisen.
=20((30)) Seltsam verwirrend sind in ((6)) Lembecks abf=C3=A4llige Darlegun= gen meiner ph=C3=A4nomenologischen Methode. Er unterstellt mir eine =E2=80= =9EStrukturanalyse binnendiffuser Situationen", w=C3=A4hrend ich in ((45)) = betone, da=C3=9F bei Situationen =E2=80=94 anders als bei Konstellationen = =E2=80=94 die Strukturanalyse an eine Grenze kommt. Dann liest er aus ((45)= ) heraus, da=C3=9F die Explikation von Bedeutungen mit unbeschr=C3=A4nkter = Allgemeinheit nicht zur Aufgabe ph=C3=A4nomenologischer Strukturanalyse z= =C3=A4hle, sondern erst im Zuge der Rechenschaftsablegung eines sich anschl= ie=C3=9Fenden Denkens relevant werde. Weder in ((45)) noch an anderer Stell= e meines Thesenpapiers steht so etwas. Kurios finde ich, da=C3=9F Lembeck m= ir eine Bilderbuchph=C3=A4nomenologie vorwirft, die nur schildern wolle, = =E2=80=9Ewas es alles so gibt" =E2=80=94 mir, dem Verfasser eines =C3=BCber= 5000 Seiten langen Werkes System der Philosophie, dessen ganze Leidenschaf= t der konvergenten Integration aller ph=C3=A4nomenologischen Einzelanalysen= gilt.
=20((31)) Ernst nehme ich einige Andeutungen unter ((5)) und ((6)), die man= so verstehen kann, als wolle Lembeck Anspr=C3=BCche Husserls gegen mich in= Stel- lung bringen. Er verrni=C3=9Ft in meinem Thesenpapier =E2=80=9Emetho= dologische Reflexionen" =C3=BCber =E2=80=9EProbleme ph=C3=A4nomenologischen= Erkenntnis- und Geltungsanspruchs", wobei ihm =E2=80=9Eder universale Ansp= ruch von Antworten" vorschwebt. per Erkenntnisanspruch Husserls war apodikt= isch universal, der meinige ist tentativ universal. Der Philosoph darf sich= nicht aufs hohe Ro=C3=9F setzen, s. 5. ((5)); eher sollte er die wegwerfen= de Geb=C3=A4rde in der Frage riskieren, wen denn seine Antworten interessie= ren k=C3=B6nnten, wenn er sie nur an seiner Selbstpr=C3=BCfung bew=C3=A4hrt= , ohne gleich einen universalen Anspruch apodiktisch zu erheben. Ich w=C3= =BCrde antworten: erst einmal ihn selbst, sogar dann noch, wenn er sich mit= der Bitte um Kritik oder Best=C3=A4tigung an seine Mitmenschen wendet, den= n auch das dient zun=C3=A4chst seiner Selbstvergewisserung. Allgemein wicht= ig k=C3=B6nnen seine Bem=C3=BChungen trotz ihres tentativen Geltungsanspruc= hes werden, wenn der Philosoph, gleichsam als Pionier der Selbstbesinnung, = exemplarisch Wege zeigt, auf denen andere etwas entdecken k=C3=B6nnen, das = ihnen f=C3=BCr ihr Welt- und Selbstverst=C3=A4ndnis bedeutsam wird.
=20((32)) Husserlianisch ist auch Lembecks Versuch in ((6)), die kategorial= e Anschauung und Wesensschau dadurch zu rechtfertigen, =E2=80=9Eda=C3=9F da= rin Emst gemacht wird mit dem Problem der Gegebenheit der Welt als einer = =E2=80=94 bei aller gestalthaften Varianz=E2=80=94doch stets identischen We= lt". =C3=9Cber Identit=C3=A4t habe ich mein ganzes Philosophenleben lang na= chgedacht; j=C3=BCngste Frucht ist der Aufsatz =E2=80=9EIdentit=C3=A4t und = Einzelheit" (Was ist Neue Ph=C3=A4nomenologie73.2). Sie versteht sich nicht= von selbst; es gibt unz=C3=A4hlig vieles ohne Identit=C3=A4t mit etwas. Di= e Welt, das Feld der freien Einzelheit ist freilich identisch, aber nicht m= ehr als eines von mehreren Gesichtern, das der Weltstoff =E2=80=94 sit veni= a verbo! =E2=80=94 annimmt, und alles andere als ein stabiler Rahmen, s. o.= ((20)).
=20((33)) Im Schlu=C3=9Fabschnitt ((7)) dehnt Lembeck seine Abwehr zur summ= arischen Verwerfung meiner Ph=C3=A4nomenologie aus. Als neu erkennt er dari= n nur eine =E2=80=9EChuzpe" (Verschlagenheit) an, die sich zu omin=C3=B6sen= Heilsversprechungen versteige. Mit grollender Rhetorik dr=C3=BCckt er in v= ielen Wendungen seine Verachtung aus. Da ich mich nicht auf dieses Niveau b= egeben m=C3=B6chte, empfehle ich den Abschnitt allen Liebhabern billiger Po= lemik als Fundgrube.
=20((34)) Nachdenklicher bem=C3=BCht sich BERMES um eine Husserl-Apologie. = Er beginnt mit goldenen Worten =C3=BCber die immer neu anzufangende Ph=C3= =A4nomenologie, um meiner in besonderer Weise =E2=80=9ENeuen" einen Seitenh= ieb zu versetzen. Dagegen setze ich ein drastisches Goethe-Wort aus den Max= imen und Reflexionen: =E2=80=9EWer das erste Knopfloch verfehlt, kommt mit = dem Zukn=C3=B6pfen nicht zu Rande." Mich treibt die Sorge, da=C3=9F die Ph= =C3=A4nomenologie gleich anfangs sich selbst blockiert hat, weil sie in den= Schienen des psychologistisch-reduktionistischintrojektionistischen Paradi= gmas die unwillk=C3=BCrliche Lebenserfahrung ((5)) verpa=C3=9Fte, und da=C3= =9F diese Blockade anh=C3=A4lt, solange der von Husserl gegebene Ansto=C3= =9F die Wurfbahn bestimmt. Noch in ((1)) setzt Bermcs aber zum Thema der un= aufh=C3=B6rlich zu erneuernden Ph=C3=A4nomenologie einen Kontrapunkt mit de= r Forderung nach einem =E2=80=9Esicheren Fundament", damit man der Erneueru= ngsbereitschaft =E2=80=9EErfolg versprechen" k=C3=B6nne; deswegen will er a= n Descartes als Patron festhalten. Die-ser Fundamentalismus starker Vorauss= etzungen ruiniert die ph=C3=A4nomenologische Offenheit. Sicherheit kann der= Ph=C3=A4nomenologe nach meiner =C3=9Cberzeugung nur regressiv gewinnen, in= dem er seinen binnendiffusen Glauben durch Revision kl=C3=A4rt und pr=C3=BC= ft, aber nicht progressiv, indem er von einem vermeintlichen fundamentum in= concussum aus vorw=C3=A4rts schreitet. Jede Vorgabe verengt den Blick.
= =20((35)) In ((3)) streift Bernies die Philosophiegeschichte, um mich einig= er Ungenauigkeiten zu =C3=BCberf=C3=BChren, erkl=C3=A4rt diese aber f=C3=BC= r unerheblich, denn es gehe =E2=80=9Enicht um Philosophiegeschichte, sondem= um Schmitz selbst". R=C3=BChrend, da=C3=9F er sich so um mich sorgt! Aber = ich nehme die Geschichte sehr wichtig, als ein Verh=C3=A4ngnis, vor dem sic= h mit klarem Geist nur behaupten kann, wer mit redlicher Sorgfalt darauf ei= ngeht, und werfe daher einen Blick auf die Einw=C3=A4nde. Bennes wendet mei= nen Begriff der Abstraktionsbasis ((2)) nicht so an, wie er gemeint ist. Je= de solche Basis l=C3=A4=C3=9Ft gegens=C3=A4tzliche Theorien, Bewertungen un= d erstrecht Methoden zu. Aristoteles und Berkeley stehen auf der Abstraktio= nsbasis des psychologistisch-reduktionistisch-introjektionistischen Paradig= mas, Berkeley so konsequent, da=C3=9F er nach perfekter Abschlie=C3=9Fungde= r privaten Innenwelten die reduzierte Au=C3=9Fenwelt (und damit die Auszeic= hnung der prim=C3=A4ren Qualit=C3=A4ten) wegl=C3=A4=C3=9Ft, aber nicht so k= onsequent, auch alle anderen Innenwelten au=C3=9Fer der seinigen abzuschaff= en und Solipsist zu werden, Die mittelalterliche Philosophie ist extrem psy= chologistisch und h=C3=BCrojeknudstisch; blo=C3=9F der Reduktionismus tritt= mit dem Interesse an der (der Macht Gottes =C3=BCberlassenen) Au=C3=9Fenwe= lt zur=C3=BCck.
=20((36)) Eine Ungenauigkeit wirft mir Bernres in ((4)) auch gegen=C3=BCber= Husserl vor, weil ich dessen =E2=80=9EPrinzip aller Prinzipien" in ((5I)) = nur mit zwei Zitatfetzen ohne die Worte =E2=80=9Ein den Schranken, in denen= es sich gibt" anf=C3=BChre. Aber die Auslassung ist unschuldig: sie betrif= ft nicht meinen Einwand, da=C3=9F alles Hinnehmen =E2=80=9Eim Licht eines k= ontingenten, von der jeweiligen Abstraktionsbasis vorgegebenen Verst=C3=A4n= dnisses" steht. Husserl will nur jede Hinzuf=C3=BCgung zu dem leibhaft sich= Darbietenden ausschlie=C3=9Fen, genauer zu dem, =E2=80=9Eals was es sich g= ibt", wie er sagt. Damit unterstellt er eine eindeutige Gegebenheitsweise, = die das reine Hinnehmen von selbst f=C3=BChrt. Dagegen richtet sich mein Ei= nwand. Die Schranken des Gegebenseins verb=C3=BCrgen keine Eindeutigkeit de= s Gegebenseins, die das Verst=C3=A4ndnis f=C3=BChren k=C3=B6nnte.
=20((37)) Unter ((7)) kommt Bermes auf das f=C3=BCr Husserl zentrale Thema = der Intentionalit=C3=A4t, die er so versteht: =E2=80=9EDie Intentionalit=C3= =A4t ist nicht das Gesch=C3=A4ft eines Cowboys, sie bezeichnet vielmehr ein= en Befund und eine F=C3=A4higkeit. DerBefund besteht in der strukturellen V= orgegebenheit von Sinnzusammenh=C3=A4ngen, in die das Subjekt verstrickt is= t; und die F=C3=A4higkeit besteht darin, diese Ordnungen zu reorganisieren = und zu erhellen, indem sie zur Gegebenheit kommen." Goldene Worte, ganz in = meinem Sinn (wenn ich so etwas auch nicht =E2=80=9EIntentionalit=C3=A4t" ne= nnen w=C3=BCrde), aber ist das noch Husserl? Er konzipiert Intentionalit=C3= =A4t als Eigenschaft von Akten, die reelle Bestandteile eines Bewu=C3=9Ftse= ins sind, sogar eines Bewu=C3=9Ftseinsstromes, der f=C3=BCr jeden Bewu=C3= =9Fthaber (=E2=80=9Ereines Ich") sein eigener ist, gesondert von jedem ande= ren. Ein solches Bewu=C3=9Ftsein halte ich f=C3=BCr eine Fiktion, einig mit= William James, dem Erfinder der Metapher vom Bewu=C3=9Ftseinstrom, der die= sen sp=C3=A4ter f=C3=BCr das Produkt einer Verwechslung mit dem Atemstrom h= ielt (Does consciousness exist?, in: W, James, Essays in Radical Empiricist= n, London 1912, S. 1-38)
=20((38)) Damit es nicht scheint, da=C3=9F ich den Mund zu voll nehme, wenn= ich das Husserl angelegene Bewu=C3=9Ftsein gleichsam wegwische, will ich a= usnahmsweise =C3=BCber die Antikritik hinausgehen und in extremer K=C3=BCrz= e =E2=80=94 ohne Erl=C3=A4uterung der verwendeten Begriffe, die aus meinen = B=C3=BCchern leicht ersichtlich ist =E2=80=94skizzieren, was ich an die Ste= lle dieses Bewu=C3=9Ftseins setze. An der Quelle befindet sich das effektiv= e Betroffensein, das nicht unbewu=C3=9Ft sein kann, weil es dann nicht affe= ktiv w=C3=A4re. Es beruht auf der Enge des Pl=C3=B6tzlichen, das Dauer und = Weite zerrei=C3=9Ft und Identit=C3=A4t, Sein und Subjektivit=C3=A4t mitbrin= gt. Diese primitive Gegenwart setzt sich in leiblicher Dynamik und leiblich= er Kommunikadon zu einem Leben in primitiver Gegenwart fort, das Tiere und = Menschen f=C3=BChren. Menschen (mit F=C3=A4higkeit zu satzf=C3=B6rmiger Red= e) werden obendrein einbezogen in die Entfaltung der primitiven Gegenwart i= n f=C3=BCnf Dimensionen, von denen eine die personale des Eigenen und Fremd= en ist. Dabei wird der blo=C3=9F identische Bewu=C3=9Fthaber zum einzelnen = (d. h. mit der F=C3=A4higkeit, die Anzahl einer endlichen Menge um I zu ver= gr=C3=B6=C3=9Fern, ausgestatteten) personaten Subjekt. Das personale Subjek= t lebt ambivalent zwischen entfalteter und primitiver Gegenwart in einer pe= rs=C3=B6nlichen Situation, die ihm zugleich H=C3=BClle und Partner ist, von= ihm aber auch in leiblicher Dynamik und leiblicher Kommunikation unterschr= itten wird zur Offenheit f=C3=BCr widerfahrende vielsagende Eindr=C3=BCcke.= Die pers=C3=B6nliche Situation. in der unz=C3=A4hlige Situationen gleiten = und die in Situationen gleitet, wandelt sich lebenslang, in der Auseinander= setzung mit solchen Eindr=C3=BCcken (impressiven Situationen).
=20((39)) Unter ((9)) weist Bermes meine Auffassung der unwillk=C3=BCrliche= n Lebenserfahrung als =E2=80=9Ekritische Instanz wie das Gewissen" ((38)) z= ur=C3=BCck, um Husserl gegen meinen in ((5I)) erhobenen Einwand zu sch=C3= =BCtzen. Er h=C3=A4lt mir vor, die Lebenserfahrung und die mit ihr verbunde= nen Ph=C3=A4nomene k=C3=B6nnten in einem rationalen Verfahren aufgewiesen w= erden. Ganz meine Meinung! Ich bem=C3=BChe mich um nichts anderes. Die ph= =C3=A4nomenologische Revision gilt mir als das berufene rationale Verfahren= . Aber auch sie kommt nicht aus ohne eine Abstraktionsbasis, die der Lebens= erfahrung etwas antut. Man macht sich etwas vor, wenn man sich einredetet, = sich nichts mehr so vorzumachen, da=C3=9F dagegen nicht die unwillk=C3=BCrl= iche Lebenserfahrung als kritisches Gewissen gebraucht w=C3=BCrde. Den Schl= u=C3=9F der Kritik von Bernres kann ich nur als schlechten Witz auffassen: = Das Neue der Neuen Ph=C3=A4nomenologie soll darin bestehen, da=C3=9F das Se= lbst der Selbstreferenz den Namen =E2=80=9ESchmitz" bekommt. Solchen =C3=9C= bermut =C3=BCberbietet Bermes mit der ans Ende gesetzten Anmerkung 9: =E2= =80=9EWenn die Welt voll von Halbdingen ((17)) w=C3=A4re, wie Schmitz meint= , w=C3=A4re sie genau so langweilig wie ein K=C3=BChlschrank voller Eisw=C3= =BCrfel." Mit Verlaub gesagt, zwar nicht Bemies selbst, wohl aber dieser Sa= tz ist einfach dumm. Bermes schie=C3=9Ft sich auf das Wort =E2=80=9Evoll" i= n ((17)) ein. Was h=C3=A4lt er von dem dem Thales zugeschriebenen Satz: =E2= =80=9EAlles ist voll von G=C3=B6ttern" (Actius Placita 17, 11)7 Wenn es so = w=C3=A4re, w=C3=A4re die Welt dann auch so langweilig wie ein Eisschrank vo= ller Eisw=C3=BCrfel?
=20((40)) WIEGERLING h=C3=A4lt der Neuen Ph=C3=A4nomenologie eine nach sein= er Meinung unl=C3=B6sbare Aufgabe vor, die sie sich aufgeladen habe: =E2=80= =9ESchmitz betont, da=C3=9F die Ph=C3=A4nomenologie in die wissenschaftlich= e Philosophie geh=C3=B6rt ((37)). Zwischen dem, was er aber als unwillk=C3= =BCrliche Lebenserfahrung bezeichnet, in der sich letztlich alle Erkenntnis= ereignet, und der Darstellung dieser Erkenntnis tut sich allerdings eine k= aum =C3=BCberwindbare L=C3=BCcke auf, die ebenso gro=C3=9F erscheint wie in= der Mystik." ((8)) Was ich =E2=80=9Eunwillk=C3=BCrliche Lebenserfahrung" n= enne, habe ich oben unter ((5)) angegeben: =E2=80=9Ealles, was Menschen mer= klich widerf=C3=A4hrt, ohne da=C3=9F sie es sich mit konstruktiver Absicht = zurechtgelegt haben." Alles echte affektive Betroffensein, z. B. von Zahnsc= hmerz oder von Liebe, ist von dieser Art. Da=C3=9F es nur in kultureller Ge= formtheit, mit entsprechenden Unterschieden zwischen Kulturen, vorkommt, wa= s Wiegerling mir gleichfalls vorh=C3=A4lt, ist kein Einwand. Die kulturelle= Geforrntheit der Liebe habe ich ausf=C3=BChrlich an der europ=C3=A4ischen = Geschichte nachgewiesen. Mag aber auch die Weise, wie der Schmerz oder die = Liebe usw. jemanden packt, noch so sehr durch die zust=C3=A4ndlichen gemein= samen Situationen, in denen er lebt, mitbestimmt sein, das =C3=A4ndert nich= ts daran, da=C3=9F der Betroffene sich die Liebe oder den Schmerz oder etwa= s anderes, das ihm unterl=C3=A4uft oder ihn packt, keineswegs in konstrukti= ver Absicht zurechtgelegt hat, so da=C3=9F es sich um ein St=C3=BCck seiner= unwillk=C3=BCrlichen Lebenserfahrung handelt. Die kulturelle Formung verei= telt nicht die M=C3=B6glichkeit sinnvollen Kulturvergleiches und schlie=C3= =9Ft interkulturelle Invarianten nicht aus. Zur kritischen Instanz wird die= unwillk=C3=BCrliche Lebenserfahrung, die im unverstellten Betroffensein da= s Vertauteste ist, f=C3=BCr die ph=C3=A4nomenologische Reduktion von einer = Abstraktionsbasis aus, auf der dank sprachlicher und geschichtlicher Vorpr= =C3=A4gung das Unmittelbare immer nur gefiltert f=C3=BCr Begreifen und Bewe= rten zur Verf=C3=BCgung steht. Ein Spalt bleibt immer, ist aber bei geschic= ktem Umgehen mit ihm asymptotischer Verkleinerung zug=C3=A4nglich. Daran is= t nichts Mystisches.
=20((41)) Unklar ist Wiegerling =C3=BCber die Rolle der Reinheit in der Ph= =C3=A4nomenologie. Er warnt mich: =E2=80=9EUnd hier scheint das gro=C3=9Fe = Problem von Schmitz zu liegen, da=C3=9F er n=C3=A4mlich nach einer vermeint= lichen Reinheit der Erfahrung strebt, die er aber such und gerade in der le= iblich disponierten unwillk=C3=BCrlichen Erfahrung nicht bekommen kann." ((= 7)) Reinheit von Ph=C3=A4nomenen
=20((41)) ist nichts als s=C3=A4uberliche Heraussch=C3=A4lung der Sachverha= lte, denen der sich Besinnende jeweils den Glauben an ihm Tats=C3=A4chlichk= eit im Ernst nicht verweigern kann, aus beliebigen Annahmen, wobei aber nie= sicher ist, da=C3=9F solche Reinheit erreicht wird, weil niemand wei=C3=9F= , ob die Weite seiner Betrachtung reicht, um in ph=C3=A4nomenologischer Rev= ision alle Gegenm =C3=BCglichkeiten auszusch=C3=B6pfen. Auf eine Reinheit d= es Inhaltes oder der Er=E2=80=A2 fahreng kommt es daf=C3=BCr nicht an, scho= n gar nicht als das =E2=80=9EProblem, da=C3=9F sinnliche Daten nie rein geg= eben werden k=C3=B6nnen" ((7)). Dar=C3=BCber habe ich keine Belehrung durch= Cassirer n=C3=B6tig.
=20((42)) Eigenartig ber=C3=BChren mich die Versuche von Wiegerling, meinen= Standpunkt geschichtlich einzuordnen. Die N=C3=A4he zu Klages, Heidegger u= nd Mach ist mir zwar ersichtlich, aber der Monisrnus Machs, der seiner posi= tivistisch gewendeten unio mystica die Subjektivit=C3=A4t opfert, liegt mir= fern. Ganz abwegig scheint mir die Er=C3=B6rterung, ob ich den Titel eines= Ph=C3=A4nomenologen beanspruchen darf, nachdem ich der =E2=80=9EBewu=C3=9F= tseinsphilosophie" in den Spu=E2=80=A2 ren Husserls abgeschworen habe. Es w= =C3=A4re f=C3=BCrchterlich, wenn k=C3=BCnftig das systematische Bem=C3=BChe= n, den festen Boden des jeweils unhintergehbaren Glaubens unter dem Haufen = der dem Belieben verf=C3=BCgbaren Annahmen auszugraben, also die Ph=C3=A4no= menologie, dem verwehrt werden sollte, der nicht den Illusionen Husserl mit= dem Bewu=C3=9Ftsein an der Spitze seinen Tribut zollt, Ph=C3=A4nomenologie= darf nicht Husserl-Scholastik sein.
=20((43)) PIEPER beginnt sein Plaidoyer f=C3=BCr R=C3=BCckkehr der Neuen Ph= =C3=A4nomenologie in den Scho=C3=9F der alten mit h=C3=BCbschen Beobachtung= en an meinem Sprachgebrauch im Thesenpapier; sie haben mich am=C3=BCsiert. = Dagegen mi=C3=9Fbillige ich seinen Vorwurf. =E2=80=9EErst recht mu=C3=9F di= e Vorstellung befremden, die neuzeitliche Geschichte der westlichen Welt la= sse sich auf philosophische Fehlentwicklungen reduzieren." ((2)) So etwas h= abe ich nie behauptet. Ich erinnere an meine Bemerkung in ((14)) =C3=BCberd= as Christentum, hinter der die breiten Ausf=C3=BChrungen in Adolf Hitler in= der Geschichte stehen. Wer wollte behaupten, das Christentum lasse sich au= f philosophische Fehlentwicklungen reduzieren? Aber freilich hatten solche = entscheidenden Einflu=C3=9F auf die Bahn, die das Christentum der Geschicht= e gewiesen hat. Falsch gezielt ist auch die Apologie der Aufkl=C3=A4rung ge= gen meine =E2=80=9EIdeologieverd=C3=A4chtigungen" in ((7)). Ich bin selbst = ein begeisterter Aufkl=C3=A4rer, der sich auf Hume beruft ((31)), den =E2= =80=9EUrph=C3=A4nomenologen" ((34)). Mein Vorbehalt gegen die spezielle Ges= talt, die die Aufkl=C3=A4rung im 18. Jahrhundert angenommen hat, ist in Ado= lf Hitler in der Geschichte auf S. 239-242 unter dem Titel =E2=80=9EAntike = und moderne Aufkl=C3=A4rung" formuliert.
=20((44)) Ab ((9)) bis zum Ende verteidigt Pieper Husserl gegen meine Vorbe= halte. Ich freue mich =C3=BCber jede Br=C3=BCcke, die mir zu Husserl gebaut= wird, sie mu=C3=9F nur halten. Husserl untemimmt nach Pieper eine =E2=80= =9EReduktion (...) auf die Welt in ihrem R=C3=BCckbezug zur sie bewu=C3=9Ft= habenden Subjektivit=C3=A4t und auf die Subjektivit=C3=A4t in ihrer Bezogen= heit auf ein Universum von Objekten." Aber leider hat er nicht die Subjekti= vit=C3=A4t in meinem (von Fichte entdeckten, aber schlecht gefa=C3=9Ften) S= inn, die strikte Subjektivit=C3=A4t, im Sinn, sondem nur die positionale, c= artesischc, vgl. Was ist Neue Ph=C3=A4nomenologie? S. 363382 und die breite= m Ausf=C3=BChrung in meinem Buch Husserl und Heidegger. Das von Husserl mit= intentionalen Akten und hyletischen Daten gef=C3=BCllte Bewu=C3=9Ftsein ha= lte ich f=C3=BCr eine Fiktion, s. o. ((38)). Da=C3=9F Husserl sich an ein s= olches Bewu=C3=9Ftsein klammert, ist Ergebnis seiner Einschn=C3=BCrung in d= en traditionellen Psychologismus laut Punkt ((10)) meines Thesenpapiers. Di= eses Korsett produktiv (nicht nur polemisch) zu sprengen, ist Aufgabe der N= euen Ph=C3=A4nomenologie, und deshalb kann ich nicht glauben, da=C3=9F sie = gegen=C3=BCber der Husserrschen eine =E2=80=9Edeutliche Verengung" bringt, = wie Pieper mit der falschen Begr=C3=BCndung behauptet, meine Ph=C3=A4nomeno= logie betreffe nur die =E2=80=9Evorpr=C3=A4dikative Lebenserfahrung" ((11))= . Darf ich ihn auf die B=C3=A4nde M./3, 111/4 und IV meines Werkes Syriern = der Philosophie hinweisen?
=20((45)) Besonders ung=C3=BCnstig f=C3=A4llt bei Pieper der Vergleich mein= er ph=C3=A4nomenologischen Methode mit der von Husserl aus. Jene hat er im = Verdacht, =E2=80=9Eins Beliebige" zu f=C3=BChren; es sei =E2=80=9E=C3=BCber= haupt keine wissenschaftliche Methode spezifiziert" ((11)). Dagegen empfieh= lt er Husserls Programm: =E2=80=9EWeitreichende philosophische Relevanz gew= innt die Strukturanalyse verdeckter Schichten des Erlebens jedoch erst im R= ahmen ausgewiesener Transundeetuiphilosophie." ((13)). Auf dem hohen Ro=C3= =9F der Transundeneilphilosophie reitet der Ph=C3=A4nomenologe Hesseil'sche= r Provenienz =E2=80=9Efrei ins willenlose Netz" (Goethe) der Verstrickung i= n angema=C3=9Fte Letztbegr=C3=BCndung, die vielmehr Selbstblendung ist. Um = dieses Ungl=C3=BCck zu vermeiden, deklariere ich Ph=C3=A4nomenologie konseq= uent als empirische Wissenschaft, die an Tiefe und Spannweite hinter der Tr= anszendentalphilosophie aber nicht zur=C3=BCckbleibt, indem sie sich anheis= chig macht, durch Abstieg zur primitiven Gegenwart die Erm=C3=B6glichung vo= n Welt, Sein, Identit=C3=A4t und Ich (d. h. Subjektivit=C3=A4t) aufzudecken= . Den Verdacht, der Glaube an Auffindbarkeit von Ph=C3=A4nomenen gem=C3=A4= =C3=9F Nr. ((4I)) meines Thesenpapiers sei ein =E2=80=9Eblo=C3=9Fes Konstru= kt' ((13)), kann ich nicht durch ein Argument widerlegen, sondem nur durch = die Tat. Als Beispiel w=C3=A4hle ich gern den Sachverhalt, den mein (m=C3= =BCndlicher) Anspruch des Satzes Jetzt erschallt Ger=C3=A4usch" beschreibt,= sowie die von Joseph Geyser beschriebene Szene, wo er, auf ein mit schwarz= en Lettern bedrucktes, wei=C3=9Fes Papier blickend, nicht umhin kann, sich = einzugestehen, Bestrehie9n,26das=C3=9F.n2i0c2h)t alles einfarbig ist, denn:= "Dieses Schwarz hier ist verschieden von diesem Wei=C3=9F hier." (Auf dem = Kampffelde der Logik Freiburg i. Br. 1926, S. 202)
=20((46)) Pieper schlie=C3=9Ft mit den Behauptungen: =E2=80=9EDie Bruchlini= e zwischen einer alten und einer neuen Ph=C3=A4nomenologie ist nicht zu erk= ennen (...). Radikal neu an der Neuen Ph=C3=A4nomenologie ist wohl nur das = N." Ich ordne mista=C3=A4techihalsicgh den vvgern in de mindren Strom einer= sowohl alten als neuen Phaenornenologia semper reformanda ein, wenn es mir= nur gelingt, nicht nur die Fenster dm von Husserl ihr eingerichteten Gef= =C3=A4ngnisses zu =C3=B6ffnen, wie schon Heidegger Weg insFreie kein Feldzu= g folgte, sondern tat-
=20((47)) Meine Hoffnung, ehe eben angebotene Einordnung k=C3=B6nnte geling= en, erh=C3=A4lt kr=C3=A4ftige Nahrung durch den Aufsatz von SEPP, der meine= n Intentionen so nahe kommt, da=C3=9F ich seine Ausf=C3=BChrungen weitgehen= d als Beitrag zum Verst=C3=A4ndnis der meinigen empfehlen kann. F=C3=BCr = =C3=BCberfl=C3=BCssig halte ich allenfalls die Rangordnung mit Hilfe des Wo= rtes =E2=80=9Eprim=C3=A4r" in folgendem Satz: =E2=80=9EDemnach ist Ph=C3=A4= nomenologie Forschung prim=C3=A4r nicht aus dem Grund, weil sie mit einer s= pezifischen Methodik Spezifisches an irgend welchen Sachen entdeckt, sonder= n die Zugangsweisen der pluralen ph=C3=A4nomenologischen Positionen selbst = ins Licht stellt." ((2)) Beides, Selbstkl=C3=A4rung und Sacharbeit, geh=C3= =B6ren nach meiner =C3=9Cberzeugung ohne Vorzug einer Seite vor der anderen= zusammen. Schon in System der Philosophie Band III Teil 1 S.I f. habe ich = demgem=C3=A4=C3=9F herausgestellt, da=C3=9F die Explikation des eigenen dif= fus-ganzheitlichen Glaubens zu einzeln pr=C3=BCfbaren Annahmen und die Hera= ussch=C3=A4lung von Ph=C3=A4nomenen durch Variation solcher Annahmen Hand i= n Hand gehen.
=20((48)) Zur Rechtfertigung fordert mich der Vorwurf von Sepp ((7)) heraus= , mein Zusatz =E2=80=9ENeue" zu =E2=80=9EPh=C3=A4nomenologie" entspringe al= s =E2=80=9EEingrenzung dem Bed=C3=BCrfnis nach Machtgewinn". Diesen Vorwurf= bereitet cr in ((5)) mit dem Hinweis vor, ich n=C3=A4hme neuere Versuche d= er Husserl-Exegese in der japanischen Ph=C3=A4nomenologie und der franz=C3= =B6sischen Alter-Gruppe nicht so ernst, wie Husserl es verdienen k=C3=B6nnt= e. Mein Bem=C3=BChen einschlie=C3=9Flich der Namenswahl wurzelt nicht im Wi= llen zur Macht, sondern in der Sorge, da=C3=9F Husserl die Ph=C3=A4nomenolo= gie zwar auf den Weg gebracht hat, aber auf einen Irrweg, der die unwillk= =C3=BCrliche Lebenserfahrung durch die Vorurteile der klassischen europ=C3= =A4ischen Metaphysik verstellt und den vier Verfehlungen des abendl=C3=A4nd= ischen Geistes nach Punkt ((48)) meines Thesenpapiers ausliefert, Ich f=C3= =BCrchte, da=C3=9F der Versuch, solche M=C3=A4ngel durch das =E2=80=9EHinei= ngeheimnissen" von Vertiefungen der von Sepp in 1(5)) angegebenen Art in di= e Husserl-Exegese auszugleichen, den Schaden vertuscht und dadurch sein Wei= terwuchem f=C3=B6rdert.
=20((49)) BREIDBACH zeigt viel Verst=C3=A4ndnis f=C3=BCr das Programm meine= r Ph=C3=A4nomenologie, objektive Tatsachen in der Perspektive subjektiver P= robleme aufzusuchen, erhofft sich aber dar=C3=BCber hinaus eine Synthese de= r Ph=C3=A4nomenologie mit einer mit Geiste Goethes ((8)) zur Subjektivit=C3= =A4t ge=C3=B6ffneten Naturwissenschaft; wenn ich ihn recht verstehe, ist da= s der Sinn seines Satzes: =E2=80=9EEine umfassende Subjektivit=C3=A4t mu=C3= =9F diese Objektivit=C3=A4t der Wissenschaft mit umgreifen." ((15)) Eine um= fassende Subjektivit=C3=A4t gibt es nicht. Daf=C3=BCr kann ich mich auf Sep= p ((4)) berufen: =E2=80=9EPh=C3=A4nomenologische Forschung ist nur so lange= neu, als eine Spannung erhalten bleibt zwischen dem philosophischen Anspru= ch, ein Gesamt zu repr=C3=A4sentieren, und dem Eingest=C3=A4ndnis, da=C3=9F= Evidenz stets nur in Bezug auf einen Ort, von dem aus das Gesamt angepeilt= wird, erlangt werden kann." F=C3=BCr diese Spannung gibt es zwei konsequen= te L=C3=B6sungen: die naturwissenschaftliche und die ph=C3=A4nomenologische= . Die naturwissenschaftliche Konsequenz besteht in der Beschr=C3=A4nkung de= r Abstraktionsbasis auf einen bequem intermomentan und intersubjektiv ident= ifizierbaren Ausschnitt der Lebenserfahrung mit der von mir skizzierten pro= gnosedienlichen Nachbereitung durch Statistik, Experiment und mathematische= Konstruktionen. Die ph=C3=A4nomenologische Konsequenz besteht darin, auf e= iner m=C3=B6glichst weit gespannten Abstraktionsbasis mit klaren Begriffen = und pr=C3=BCfbaren Behauptungen nach Sachverhalten zu fahnden, denen der Fo= rscher die Anerkennung als Tatsachen nicht verweigern kann, und dabei die e= igene Perspektive zur Best=C3=A4tigung, Erg=C3=A4nzung oder Korrektur durch= Zeugnisse aus anderen Perspektiven offen zu halten. Vor der Ph=C3=A4nomeno= logie ist die Naturwissenschaft dadurch im Vorteil, da=C3=9F sie sich unbef= angen auf intersubjektive Objektivit=C3=A4t berufen kann. Vor der Naturwiss= enschaft ist die Ph=C3=A4nomenologie dadurch im Vorteil, da=C3=9F sie der S= elbstbesinnung ergiebige Wege zu den Tatsachen der Lebenserfahrung anbietet= , w=C3=A4hrend die Naturwissenschaft blasse Tatsachen =C3=BCber Me=C3=9Fdat= en in Konstruktionen verschluckt und aus diesen durch Zwecke geschiente Tat= sachen prognostischer Bew=C3=A4hrung hervorzaubert. In der Mitte zwischen d= iesen beiden konsequenten Formen der Auseinandersetzung mit der Spannung zw= ischen Universalit=C3=A4t und Einseitigkeit stehen die =E2=80=9Eweicheren",= von Breidbach in Punkt ((9)) behandelten induktiven Wissenschaften (Psycho= logie, Soziologie), deren exemplarische Methode nach ((10)) der Fragebogen = ist.
=20((50)) Vor voreiligen Synthesen warne ich. Breidbach ((18)) postuliert e= inen von der Hirnforschung angebotenen =E2=80=9EPh=C3=A4nomenraum", in dem = =E2=80=9Eeine umfassend ansetzende Ph=C3=A4nomenologie mit dem so offeriert= en Datenvorrat umgehen" m=C3=BCsse. Die Daten sind in der Hirnforschung abe= r nichts als die Basis der Konstruktionen und sogar selbst Konstrukte der z= u ihrer Messung ben=C3=BCtzten, nach physikalischen Theorien konstruierten = Apparate. Eine Zusammenarbeit von Ph=C3=A4nomenologie und Hirnforschung kan= n ich mir gut in der Weist vorstellen, da=C3=9F die Ph=C3=A4nomenologie neu= npsychologisch interessante Fragestellungen abwirft. Dagegen sind die Ergeb= nisse ph=C3=A4nomenologischer Forschung mit jedem beliebigen Ergebnis der H= imforschung vereinbar.
=20((51)) KANITSCHEIDERS Haupteinwand ist =E2=80=9Enat=C3=BCrlich der naive= und dogmatische Ausgang der Ph=C3=A4nomenologie von der Lebenserfahrung de= s Alltagsverstandes" ((33)). Ein solcher Ausgang findet nicht statt, vielme= hr der R=C3=BCckgang auf die unwillk=C3=BCrliche Lebenserfahrung im oben un= ter ((5)) definierten Sinn alles dessen, was Menschen merklich widerf=C3=A4= hrt, ohne da=C3=9F sie es sich mit konstruktiver Absicht zurechtgelegt habe= n. Zweck dieses R=C3=BCckgangs ist das Ende ungepr=C3=BCfter Dogmatik in ra= dikaler Vergewisserung =C3=BCber das, was der Pr=C3=BCfende jeweils gelten = lassen mu=C3=9F, d. h. welchen Sachverhalten er die Anerkennung ihrer Tats= =C3=A4chlichkeit nicht im Ernst entziehen kann. Davon k=C3=B6nnen die absic= htlichen Konstruktionen der Naturwissenschaften so wenig wie z. B. die theo= logischen ausgenommen werden, und dann zeigt sich, da=C3=9F sie ihre Glaubw= =C3=BCrdigkeit allein der Bew=C3=A4hrung bei Prognosen f=C3=BCr die =E2=80= =9ELebenserfahrung des Alltagsverstandes" verdanken. Das hat Konsequenzen n= icht gegen ihre Plausibilit=C3=A4t, aber f=C3=BCr den Anspruch auf kausale = Erkl=C3=A4rung dieser Alltagswelt im Rahmen des naturwissenschaftlichen Wel= tbildes ((24)). Damit ist keine Opposition gegen die Naturwissenschaft verb= unden, wenn diese keine =C3=BCberzogenen metaphysischen Anspr=C3=BCche stel= lt und nicht =E2=80=9Emit hochfahrendem Stolz auf die Objektivit=C3=A4t der= vermeintlich blo=C3=9F noch neutralen Tatsachen" ((33)) =E2=80=9Eblind f= =C3=BCr Subjektivit=C3=A4t" ((34)) wird. Nie habe ich =E2=80=9Edie Mathemat= isierung und die experimentelle Methode" beklagt, schon gar nicht in ((17))= , wie Kanitscheider mir vorwirft; ebenso wenig habe ich in ((23)) versucht,= =E2=80=9Edas menschliche Erleben von der Aktivit=C3=A4t des Gehirns zu tre= nnen", als ob ich bezweifelt h=C3=A4tte, da=C3=9F die naturwissenschaftlich= e Gehirnforschung sehr interessante und hilfreiche Korrelationen zwischen i= hrem Objekt und dem Erleben ermittelt hat und sicherlich weiter ermitteln w= ird.
=20((52)) Die materialistische philosophy of mind ist mir allerdings suspek= t, was mich aber keineswegs (wie Kanitscheider behauptet) gehindert hat, mi= ch mit ihr auseinanderzusetzen. Die Neurophilosophie solcher Autoren wie Ch= urehland widerlege ich in Was ist Neue Ph=C3=A4nomenologie? S. 34-38; ferne= r verweise ich auf meine Auseinandersetzungen mit G. Roth (Der Spielraum de= r Gegenwart 5. 16-20) und M. Bunge (Allgemeine Zeitschrift f=C3=BCr Philoso= phie 14.3, 1989, S. 71-73). Die philosophy of mind geht von der antiquierte= n, ph=C3=A4nomenologisch unheilbaren Gegen=C3=BCberstellung von body und mi= nd (oder mental phenomena) aus, wobei unter mental phenomena das Heterogens= te (z. B. pers=C3=B6nliche Stellungnahmen, der sp=C3=BCrbare Leib, Gef=C3= =BChle als Atmosph=C3=A4ren, bedeutsame Situationen) vermischt wird, und st= ellt diesem immerhin ph=C3=A4nomenalen Sammelsurium das naturwissenschaftli= che, aus Messungen mit Apparaten der Physik plausibel konstruierte Gehirn (= oder auch andere K=C3=B6rperteile) in offen oder verdeckt kausaler Rolle ge= gen=C3=BCber. Das kann sogar richtig sein, ist aber als Erkenntnis nicht zu= rechtfertigen, wie meine Einw=C3=A4nde unter ((24)) und ((26) zeigen; die = Kausalit=C3=A4t des Gehirns f=C3=BCr das Erleben ist so sehr und so wenig w= ahrscheinlich wie die Kausalit=C3=A4t eines =C3=BCbermenschlichen Wesens (c= . B. Gottes), das die Ereignisse so steuert, da=C3=9F die Erwartungen des G= ehimforschers so gut oder schlecht, wie die Erfahrung zeigt, best=C3=A4tigt= werden, ohne da=C3=9F eine physische Kausalit=C3=A4t dazwischen kommt. Wen= n man der Kausalit=C3=A4t durch Identit=C3=A4t von Gehirn und Erleben zu en= tkommen sucht, entgeht man nicht der Forderung kausaler Erkl=C3=A4rung daf= =C3=BCr, da=C3=9F das Gehirn auch als Erteben (oder umgekehn) vorkommt, und= hat also nichts gewonnen.
=20((53)) Besonders bezichtigt mich Knnitscheider der Ignoranz wegen meiner= Bemerkungen ((27)) - ((29)) zur Physik der Zeit. Die Pointe meiner Argumen= tation unter ((27)) hat er offenbar nicht verstanden. Die Zeit der Physik i= st eine reine Lagezeit, d. h. eine Anordnung von Ereignissen durch die Rela= tion des Fr=C3=BCheren zum Sp=C3=A4teren oder Gleichzeitigen. An der Abfolg= e solcher Ereignisse beobachtet die Physik sogenannte irreversible Prozesse= , z. B. Wachstum der thermodynamischen Entropie oder vielleicht Expansion d= es Universums (Beispiele von Kanitscheider). Sie erfa=C3=9Ft damit in ihrer= reinen Lagezeit aber nur monotone Funktionen, deren Werte sich stets in zw= ei Richtungen ablesen lassen, ohne irgend eine von ihnen auszuzeichnen. Um = von der monotonen Funktion zur Richtung eines Prozesses zu gelangen, mu=C3= =9F der Physiker eine Anleihe bei seiner unwillk=C3=BCrlichen Lebenserfahru= ng einer modalen Lagezeit machen, genauer noch bei deren Flu=C3=9F. Da=C3= =9F dieses Flu=C3=9F-Bild so metaphorisch ist wie das bei Physikern beliebt= e vom Pfeil der Zeit, tut trotz Kanitscheider nichts zur Sache, weil ich in= ((28)) genau sage, was ich damit meine: da=C3=9F die Gesamtvergangenheit w= =C3=A4chst, die Gesamtzukunft schrumpft und die Gesamtgegenwart wechselt. A= n diesen Flu=C3=9F der Zeit mu=C3=9F der Physiker sich halten, nicht, um ei= ne Richtung der Zeit selbst - davon ist nicht die Rede -, sondern, um eine = Richtung irgend welcher Prozesse (mit oder ohne =E2=80=9Et-Spiegelung") ann= ehmen zu k=C3=B6nnen. Einen Proze=C3=9F ohne Richtung kann es aber nicht ge= ben; von Prozessen oder Abl=C3=A4ufen kann der Physiker daher nur sprechen,= indem er eine Anleihe bei dem in seiner Theorie gar nicht bedachten Flu=C3= =9F der Zeit im Sinne der modalen Lagezeit macht.
=20((54)) Ganz besonders b=C3=B6se ist Kanitscheider aber meine Auseinander= setzung mit der Relativit=C3=A4tstheorie. =E2=80=9ESeit Bergson hat wohl ka= um wieder jemand die Spezielle (513T) und die Allgemeine Relativit=C3=A4tst= heorie (ART) so mi=C3=9Fverstanden." Das soll bez=C3=BCglich ersterer der F= all sein, weil diese als reversible Theorie =C3=BCber die Richtung der Zeit= keine Aussage mache. Das habe ich ihr auch nicht nachgesagt; von einer Ric= htung der Zeit ist nicht die Rede, sondern von der Richtung von Prozessen, = die die spezielle Relativi-t=C3=A4tstheorie mindestens f=C3=BCr Lichtsignal= e in Anspruch nimmt, um u. u. einen Begriff der Gleichzeitigkeit einzuf=C3= =BChren. Gleichzeitigkeit ist ein Begriff nut einer lagezeitlichen und eine= r modalzeitlichen Komponente. Die modalzeitliche ergibt sich aus dem Axiom:= =E2=80=9EMit jedem Ereignis ist jedes und nur jedes gleichzeitige Ereignis= gegenw=C3=A4rtig." Dank dieser Unterstellung wird mit der Gleichzeitigkeit= auch die Gegenwart lokal relativiert, damit aber auch der Flu=C3=9F der Ze= it; auf diese Weise zerst=C3=B6rt eine so verstandene Relativit=C3=A4tstheo= rie ihre eigenen Voraussetzungen. Ob sie so verstanden werden mu=C3=9F, wil= l ich nicht entscheiden und spreche daher in ((28)) von einem Anschein (=E2= =80=9EDies scheint die spezielle Relativit=C3=A4tstheorie..."). Keinesfalls= betrifft der Fehler die blo=C3=9F lagezeitliche Gleichzeitigkeit und =C3= =BCberhaupt die Zeitmetrik, =C3=BCber die ich mich von der Theorie (etwa be= treffend die Abh=C3=A4ngigkeit des Alterns vom Bewegungszustand) gern beleh= ren lasse.
=20((55)) Denselben Fehler, nicht zwischen Lagezeit und Modalzeit zu unters= cheiden, begeht Kanitscheider wieder, wenn er mich von der vermeintlichen D= ynamik des Weltbildes der allgemeinen Relativit=C3=A4tstheorie belehren wil= l und als Beleg den Gebrauch nennt, den die Kosmologie von =E2=80=9Edieser = dynamischen Raumzeit" mache. Die Zeit der allgemeinen Relativit=C3=A4tstheo= rie ist eine reine Lagezeit, die aus dem eben ((53)) angegebenen Grund kein= e Richtung und keine Prozesse kennt, und daher eo ipso statisch. Die allgem= eine Relativit=C3=A4tstheorie ben=C3=B6tigt - im Gegensatz zur speziellen -= allerdings keine Prozesse mehr, aber dadurch wird sie so statisch, da=C3= =9F der Wissenschaftler, der sie als Beschreibung der Wirklichkeit behaupte= t, seinem Anspruch, ein Wissenschaftler zu sein, in performativen Widerspru= ch ger=C3=A4t ((29)). Ob er dabei versucht, =E2=80=9EErkl=C3=A4rungen f=C3= =BCr die unwillk=C3=BCrliche Lebenserfahrung zu bilden", wogegen Kanitschei= der ihn in Schutz nimmt, ist f=C3=BCr den performativen Widerspruch belangl= os. Sofern er aber die allgemeine Relativit=C3=A4tstheorie ben=C3=BCtzt, um= als dynamischer Kosurologe einen Proze=C3=9F der Expansion des Weltalls vo= m Urknall auf Nimrnerwiederschen zu konstruieren, macht er dieselbe Anleihe= bei der unwillk=C3=BCrlichen Lebenserfahrung wie jeder Physiker zwecks Beh= auptung irreversibler Prozesse, s. 9: =C2=AB53=C2=BB
=20((56)) SCHR=C3=96TER l=C3=A4=C3=9Ft einer Skizze seiner an Ludwig angele= hnten Theorie der Physik eine scharfe und selbstsichere Kritik meines These= npapiers (=E2=80=9EEntzerrung eines Zerrbildes") folgen. Weil er sich dabei= auf die Skizze beruft, gehe ich zuerst auf sie ein. Sie krankt an Gewagthe= it und Verschwommenheit, besonders beim Begriff =E2=80=9EWirklichkeitsersch= lie=C3=9Fung". Aus einer axiomatisch formulierten physikalischen Vortheorie= sollen mit Hilfe eines logischen Beweisschemas =E2=80=9Ebisher unbekannte = Elemente der Wirklichkeit" erschlossen werden; als Beispiel nennt er den = =E2=80=9EBegriff der Energie in der Mechanik oder Elektrodynamik". Wirklich= keit kann durch logische Beweisschemata nicht erschlossen werden. Solches z= u versuchen, war der Fehler des ontologischen Gottesbeweises. =E2=80=9EWirk= lichkeit" ist ein gro=C3=9Fes Wort. Ich habe bewiesen, da=C3=9F es kein Kri= terium der Wirklichkeit (im Sinne einer zirkelfrei angebbaren notwendigen u= nd zureichenden Bedingung daf=C3=BCr, da=C3=9F etwas wirklich ist) geben ka= nn, daf=C3=BCr aber einen empirischen Zugang zur Wirklichkeit (dem Sinn nac= h, noch vor der Frage, was wirklich ist) angegeben (Der Spielraum der Gegen= wart S. 20-37); woher Schr=C3=B6ter das Recht nimmt, sich das Wort =E2=80= =9EWirklichkeit" in die Feder flie=C3=9Fen zu lassen, sagt er dagegen nicht= . Wenn er es z. B. auf Energie anwendet, begibt er sich in den hypothetisch= en Vernunftgebrauch im Sinne von Kant. Wie verschafft die Physik solchen Ko= nstrukten Respekt angesichts der Wirklichkeit? Doch nur durch Bew=C3=A4hrun= g im Bereich aller satzf=C3=B6rmig registrierbaren Ergebnisse von Beobachtu= ngen laut Punkt ((24)) meines Thesenpapiers. Solche Bew=C3=A4hrung vollbrin= gt in der Physik das die Theorie best=C3=A4tigende Experiment. F=C3=BCr des= sen Leistung hat Schr=C3=B6ter den Satz: =E2=80=9EDurch Experimente wird di= e sprachlich erschlossene Wirklichkeit an die Alltagswirklichkeit angeschlo= ssen." ((9)) Was hei=C3=9Ft hier =E2=80=9Eangeschlossen"? Das Wort klingt w= ie freundliche Herablassung, aber wenn der Anschlu=C3=9F nicht in der Bew= =C3=A4hrung von Prognosen in der Alltagswelt besteht, ist es um die Glaubw= =C3=BCrdigkeit der von physikalischen Theorien erschlossenen Wirklichkeit s= chlecht bestellt.
=20((57)) Nun zur =E2=80=9EEntzerrung eines Zerrbildes". Vergebens tastet S= chr=C3=B6ter danach, was ich =E2=80=9EAbstraktionsbasis der Physik" nenne. = Diese besteht laut ((2)) und ((16)) meines Thesenpapiers in den der unwillk= =C3=BCrlichen Lebenserfahrung entnommenen Merkmalsorten, aus denen die in E= xperimenten gemessenen Daten bezogen werden. Schr=C3=B6ter verf=C3=A4llt da= gegen auf den Begriff des Ereignisses, der zwar f=C3=BCr physikalische Theo= rien, aber noch nicht fdr die daf=C3=BCr zu Grunde gelegte Abstraktionsbasi= s konstitutiv ist. =E2=80=9EDer Begriff Ereignis umfa=C3=9Ft alles, was in = der Welt passiert, sofern es von einem Beobachter (...) registriert ist." (= Etwa auch Stimmungsschwankungen und feierliche Stille? Pa=C3=9Ft das wirkli= ch in die Physik?) =E2=80=9EDa Ereignisse gezielt gesucht und herbeigef=C3= =BChrt werden k=C3=B6nnen, ist dieser Begriff nicht auf die (...) unwillk= =C3=BCrliche Lebenserfahrung zur=C3=BCckzuf=C3=BChren." Wieso denn nicht? E= rstens gibt es viele Ereignisse, die jemandem unwillk=C3=BCrlich widerfahre= n, und zweitens besteht die Zur=C3=BCckf=C3=BChrung gerade in der Feststell= ung willk=C3=BCrlicher Auswahl oder Manipulation an unwillk=C3=BCrlich vorg= egebenem Material.
=20((58)) Nachdem Schr=C3=B6ter den Begriff der Abstraktionsbasis als =E2= =80=9Eder Physik nicht angemessen" zur=C3=BCckgewiesen hat, bleibt er trotz= dem dabei, um zu zeigen, da=C3=9F eine solche Abstraktionsbasis, selbst wen= n es sie g=C3=A4be, nicht reduktionistisch w=C3=A4re. Sein Argument besteht= in der entwaffnenden Frage: =E2=80=9EDenn welche Begriffe sind weniger ein= geschr=C3=A4nkt als dieser Ich verweise auf den elementaren logischen Satz,= da=C3=9F Inhalt und Umfang eines Begriffes reziprok sind: Je weiter der Um= fang, desto =C3=A4rmer der Inhalt. Zwar ist nach Punkt ((4)) meines Thesenp= apiers nicht jede Abstraktion reduktionistisch, aber jeder Reduktionismus i= st abstrakt, und wenn die unwillk=C3=BCrliche Le-benserfahrung so kr=C3=A4f= tig reduziert wird wie in der Physik, kommen Begriffe heraus, die zwar nich= t die uneingeschr=C3=A4nktesten sind, aber immerhin sehr weiten Umfang habe= n.
=20((59)) Mit meinem peiorativen Begriff des Konstellationismus laut ((12))= und ((43)) setzt sich Schr=C3=B6ter nach Fehldeutung auseinander. Ich vers= tehe darunter den Versuch der Ersetzung von Situationen durch Konstellation= en, d. h. Vernetzungen einzelner Faktoren, bis zur Verleugnung der Situatio= nen. Aus dieser Frontstellung macht Schr=C3=B6ter ein simples Plaidoyer f= =C3=BCr das Ganze, das mehr ist als die Summe seiner Teile, und setzt dageg= en, da=C3=9F in der Physik =E2=80=9EKomplexit=C3=A4t aus Teilen zu gewinnen= ist", Aber zur Situation geh=C3=B6rt nicht nur Ganzheit, sondern auch binn= endiffuse Bedeutsamkeit aus nicht s=C3=A4mtlich einzelnen Sachverhalten, Pr= ogrammen und Problemen, und die kommt in der Abstraktionsbasis der Physik n= icht vor.
=20((60)) Um das Gericht =C3=BCber meine Charakterisierung der Physik voll = zu machen, greift Schr=C3=B6ter auch noch die Merkmale der mathematischen M= odellierung und der experimentellen Methode an. Aber die mathematische Mode= llierung ist genau das, was er selbst in ((5)) als =E2=80=9ERahmendefinitio= n des Begriffs physikalische Theorie im L-Konzept" vorschl=C3=A4gt. Und da= =C3=9F die experimentelle Methode f=C3=BCr die Experimentalphysik unwesentl= ich sein soll, ist doch wohl die H=C3=B6he. Schr=C3=B6ter verweist f=C3=BCr= diese gewagte Behauptung auf seinen Punkt ((9)), aber dort findet man nur = das Schwrunmwort =E2=80=9Eangeschlossen".
=20((61)) In ((12)) und ((13)) geht Schr=C3=B6ter von der Physik im Allgeme=
inen zu der von mir in ((27)) - ((29)) angesprochenen Physik der Zeit =C3=
=BCber. Nach wenigen Zeilen f=C3=BChrt ein eigenm=C3=A4chtiger Klammerzusat=
z seine Polemik auf Abwege. Ich behaupte nach ihm, da=C3=9F =E2=80=9Esich k=
eine eindeutige Richtung (der Lagezeit) ermitteln" l=C3=A4=C3=9Ft. Ich denk=
e nicht daran, der blo=C3=9Fen Lagezeit eine Richtung zuzutrauen; meine The=
se ist vielmehr, da=C3=9F sich f=C3=BCr beliebige Prozesse eine Richtung nu=
r aus dem Flu=C3=9F der Zeit in dem in ((28)) angegebenen Sinn und damit au=
s der Modalzeit gewinnen l=C3=A4=C3=9Ft. Diese Pointe hat Schr=C3=B6ter nic=
ht verstanden, weil er den Unterschied zwischen einem gerichteten Ablauf od=
er Proze=C3=9F und einer =E2=80=9ESignal- oder Kausalrelation", wovon er st=
att dessen in ((12)) spricht, ignoriert. Eine solche Relation linearer Ordn=
ung zeichnet keine Richtung eines Ablaufs aus, denn die Anordnung durch die=
Relation des Fr=C3=BCheren zum Sp=C3=A4teren im abstrakt mathematischen Si=
nn stimmt genau =C3=BCberein mit der Anordnung durch die Relation des Sp=C3=
=A4teren zum Fr=C3=BCheren. Das gilt auch f=C3=BCr die mit fragw=C3=BCrdige=
m Recht so genannten irreversiblen Prozesse, die man gem=C3=A4=C3=9F dem Ze=
itbegriff der theoretischen Physik nach Belieben als monoton wachsende oder=
monoton abnehmende Anordnungen auffassen kann. Sobald man freilich von der=
Gegenwart des Beobachters spricht, hat man den Flu=C3=9F der modalen Lagez=
eit eingeholt, aber nur verbal; in der Tat ist man aus der physikalischen T=
heorie in die unwillk=C3=BCrliche Lebenserfahrung hin=C3=BCbergesprungen, d=
enn f=C3=BCr die Physik ist Gegenwart irgend ein Zeitpunkt, und da=C3=9F es=
einen vor allen anderen Zeitpunkten ausgezeichneten, den gegenw=C3=A4rtige=
n, gibt, kommt in ihr nicht vor.
((62)) Unter ((13)) bestreitet Schr=C3=
=B6ter, da=C3=9F es zwischen spezieller und allgemeiner Relativit=C3=A4tsth=
eorie einen Unterschied im Zeitbegriff gebe, weil die spezielle Theorie ein=
Spezialfall der allgemeinen sei. Das ist schon logisch nicht korrekt, denn=
vom speziellen Fall darf man nicht auf den allgemeinen schlie=C3=9Fen. Abg=
esehen davon sehe ich den Unterschied darin, da=C3=9F man fdr die spezielle=
Relativit=C3=A4tstheorie Prozesse ben=C3=B6tigt, in der allgemeinen aber m=
it Ordnungsrelationen (a B. Signalrelationen) auskommt. Auf diesen Untersch=
ied habe ich gerade aufmerksam gemacht. Zu dem Einwand, die allgemeine Rela=
tivit=C3=A4tstheorie sei nicht statisch, s. o. ((55)).
((63)) Unter ((14)) weist Schr=C3=B6ter die mir von ihm zugeschriebene B= ehauptung zur=C3=BCck, die Naturwissenschaften strebten eine umfassende Erk= l=C3=A4rungsleistung an, aber das habe ich nie behauptet; in ((21)) benenne= ich =E2=80=9EVork=C3=A4mpfer der Naturwissenschaft in der =C3=B6ffentliche= n Meinung (oft selbst Naturwissenschaftler)" f=C3=BCr einen solchen Anspruc= h, keineswegs =E2=80=9Edie Naturwissenschaften" oder - eine andere Formulie= rung von Schr=C3=B6ter - =E2=80=9Edie (Vertreter der) Naturwissenschah". In= den Schlu=C3=9Fabschnitten ((15)) und ((17)) legt Schr=C3=B6ter eine Gifts= pur. Der Tenor von ((15)) geht dahin, es habe keinen Sinn, mit solchen Sond= erlingen wie mir =C3=BCber Physik zu sprechen. Dieses wegwerfende Urteil un= terbaut er unter ((16)) mit einer Anschw=C3=A4rzung, die mich zum Adepten d= er hippokratischen Medizin und Astrologie verdreht und dem Spott aufgekl=C3= =A4rter Wissenschaftler wie Schr=C3=B6ter aber so viel Obskurantismus ausse= tzt. H=C3=A4tte Schr=C3=B6ter den letzten Satz von Punkt ((42)) meines Thes= enpapiers ber=C3=BCcksichtigt, w=C3=A4re ihm die Chance solcher Herabsetzun= g entgangen.
=20((64)) HOFMANN wagt einen =E2=80=9EGro=C3=9Fangriff' auf zentrale Positi= onen von mir, wof=C3=BCr ich ihm sehr danke, weil er mir Gelegenheit zur Pr= ofilierung gibt. Meine Kritik beruht nach ihm auf =E2=80=9EMi=C3=9Fverst=C3= =A4ndnissen und unschl=C3=BCssigen Argumenten" ((2)). Genau das m=C3=B6chte= ich nun der seinigen nachweisen. Diese beginnt mit einigem Vorgepl=C3=A4nk= el. Aus meinem Punkt ((11))=E2=80=A2 liest er in ((1)) heraus, die Naturwis= senschaft habe die wichtigsten Massen der Lebenserfahrung vergessen, und ve= rweist mich auf naturwissenschaftliche Studien zu Gef=C3=BChlen, K=C3=B6rpe= rwahrnehmung, Kommunikation und Situationen. Dabei unterschl=C3=A4gt er in = meinem Punkt ((11)) das Wort =E2=80=9Edamals", d. h. zur Zeit Demokrits und= Platons. Die m=C3=A4chtige Pr=C3=A4gekraft ihres Paradigmas wirkt bis heut= e verk=C3=BCrzend und verzerrend auf die entsprechenden naturwissenschaftli= chen Studien und macht deren ph=C3=A4nomenologische Erg=C3=A4nzung erforder= lich. F=C3=BCr ung=C3=BCnstige Wertungen, die er in ((5)) aus meiner Wortwa= hl heraus liest, vermi=C3=9Ft er eine Begr=C3=BCndung, die er in ((49)) h= =C3=A4tte finden k=C3=B6nnen. Die Vorw=C3=BCrfe wegen Wortwahl sind aber un= berechtigt. Ich schreibe in ((4)) =E2=80=9Ezersetzt", nicht =E2=80=94 wie e= r erg=C3=A4nzt =E2=80=94 =E2=80=9Ezersetzend", ein Wort aus dem Nazi-Jargon= , das man aus Geschmacksgr=C3=BCnden heute nicht unn=C3=B6tig andeuten soll= te, =E2=80=9EAbfall" nur in Bezug auf bei Abschleifung abfallende Sp=C3=A4n= e und =E2=80=9Elangweilig" nicht als Vorwurf an die Naturwissenschaft, sond= ern an eine Welt, die es zum Gl=C3=BCck nicht gibt. Ein weiterer Vorwurf Ho= fmanns in ((5)) betrifft vermeintliche Unsch=C3=A4rfe meines Begriffs der B= edeutsamkeit. Ich verwende das Wort in folgendem Sinn: Bedeutsamkeit ist ch= aotisches Mannigfaltiges von Bedeutungen. Chaotisch ist Mannigfaltiges, das= nicht nur Einzelnes enth=C3=A4lt. Einzeln ist, was eine Anzahl um 1 vermeh= rt (anders ausgedr=C3=BCckt: was Element einer endlichen Menge ist). Bedeut= ungen sind Sachverhalte, Programme und Probleme. ((65)) In ((6)) beginnt Ho= fmann seinen Angriff gegen meine Kritik am Erkl=C3=A4rungsanspruch des natu= rwissenschaftlichen Weltbildes. Schon dessen Kennzeichnung in ((21)) wird f= alsch wiedergegeben, erst recht mein Argument in ((24)). Abgesehen von ande= ren Mi=C3=9Fverst=C3=A4ndnissen, unterstellt er mir aus ((24)) folgende The= se: =E2=80=9EDie Rechtfertigung jeder Kausalaussage =C3=BCber (einen Teil v= on) W liegt allein darin, da=C3=9F K durch eine Wahrnehmung (eines Teils) v= on W best=C3=A4tigt wird." Durch die eigenm=C3=A4chtigen Klammerzus=C3=A4tz= e wirft Hofmann mein Argument aus der Bahn. Meine Kritik richtet sich nur g= egen den Anspruch auf globale Erkl=C3=A4rungsleistung mit dem naturwissensc= haftlichen Weltbild als kausalem Explanans und dem, =E2=80=9Ewas Menschen a= ls sie betreffend oder von ihnen erfahren oder sonst sie ber=C3=BChrend erl= eben" ((21)) als kausalem Explanandum, einen Anspruch, der im Prinzip erhob= en wird, auch wenn die Ausf=C3=BChrung dahinter zur=C3=BCckbleibt. Dieser A= nsprach hat zwei wunde Stellen, die ich in meiner Kritik herausarbeite: 1. = Es werden Kenntnisse =C3=BCber kausale Zusammenh=C3=A4nge ohne rechtm=C3=A4= =C3=9Fige Grundlage in Anspruch genommen; diesen Einwand formuliere ich in = ((24)). 2. Gem=C3=A4=C3=9F dem naturwissenschaftlichen Weltbild verl=C3=A4u= ft die Verursachung des Erlebens einzelner Menschen in zwei Stufen. Die ers= te Stufe besteht darin, da=C3=9F =C3=A4u=C3=9Fere Reize an die K=C3=B6rper = der Menschen gelangen. Die zweite Stufe besteht darin, da=C3=9F diese K=C3= =B6rper als ganze oder mit Teilen solche Reize verarbeiten oder neue hinzuf= =C3=BCgen. Erst in einem dritten Schritt von diesen Transformatoren aus sol= l das Erleben der einzelnen Menschen kausal erkl=C3=A4rt werden. Bei der Au= swahl der relevanten K=C3=B6rperteile sind verschiedene Schulen verschieden= gro=C3=9Fz=C3=BCgig; im Mittelpunkt steht aber das Gehirn. Daraus ergeben = sich abermals (mit der Summe des Erlebens einzelner Menschen statt der Gesa= mtheit des Erlebens aller Menschen) meine Einw=C3=A4nde aus ((24)) und zus= =C3=A4tzlich die aus ((26)). Da durch diese Bedenken die globale Erkl=C3=A4= rungsleistung des naturwissenschaftlichen Weltbildes unglaubw=C3=BCrdig wir= d, ergibt sich eine Schwankungsbreite f=C3=BCr die Auswahl seiner kausal er= kl=C3=A4renden Teile. Deswegen habe ich in ((25)) geschrieben, es sei jedem= =C3=BCberlassen, was davon er als nicht blo=C3=9F prognostisch bew=C3=A4hr= t, sondem auch kausal erl=C3=A4rend gelten lassen will, aber wenig solle es= nicht sein. Das war nicht ironisch gemeint. Viele Theorien der Naturwissen= schaft sind so scharfsinnig und plausibel ausgedacht und experimentell so g= ut bew=C3=A4hrt, da=C3=9F es schwer fallt, ihnen den Glauben zu verweigern.=
=20((66)) In ((9)) unterstellt mir Hofmann die tolle Behauptung, nach der = =E2=80=9EGnindaussage der Neuropsycholog,ie" sei alles, was wir erleben und= denken, nur eine vom Hirn verursachte lllusion. Statt dessen habe ich in (= (26)) aus den betreffenden Thesen nur gefolgert, da=C3=9F gem=C3=A4=C3=9F d= er Neuropsychologie alles, was sich Menschen darstellt, eine Vorspiegelung = ihrer Gehirne w=C3=A4re, die nur zuf=C3=A4llig ein getreuer Spiegel sein k= =C3=B6nnte. Aber das kann sie zuf=C3=A4llig doch sein.
=20((67)) Da=C3=9F die Naturwissenschaft Selbstbewu=C3=9Ftsein und Subjekti= vit=C3=A4t ausklammere, habe ich nicht behauptet, wie mir Hofmann in ((1ft)= ) unterstellt, wohl aber, da=C3=9F sie dabei zu kurz greift, indem sie die = subjektiven Tatsachen =C3=BCbersieht. Gegen diesen Einwand macht sich Hofma= nn zu ihrem Advokaten, indem er behauptet, da=C3=9F es keine subjektiven Sa= chverhalte gibt, sondem nur verschiedene Gegebenheitsweisen desselben Sachv= erhaltes, einmal in der eigenen, subjektiven Perspektive (da=C3=9F ich trau= rig bin), zweitens in der fremden (da=C3=9F der da tmurig ist). Um den Irrt= um dieser Wegdeutung zu erkennen, mu=C3=9F man nur scharf die Definitionen = objektiver und subjektiver Tatsachen (entsprechend: untats=C3=A4chlicher Sa= chverhalte) festhalten: Objektiv oder neutral ist eine Tatsache, wenn jeder= sie aussagen kann, sofern er genug wei=C3=9F und gut genug sprechen kann; = subjektiv ist eine Tatsache, die h=C3=B6chstens einer im eigenen Namen auss= agen kann. Wenn ich sage =E2=80=9EIch bin sehr, sehr traurig" und dann nach= spreche, was dar=C3=BCber ein anderer sagen will, also etwa =E2=80=9EHerman= n Schmitz ist sehr, sehr traurig", nun aber davon absehend, da=C3=9F ich He= rmann Schmitz bin, hat die erste Aussage einen =C3=9Cberschu=C3=9F =C3=BCbe= r die zweite, denn jene geht mir=E2=80=94 vorausgesetzt, es stimmt =E2=80= =94 wirklich sehr nahe, w=C3=A4hrend die zweite mich ziemlich kalt l=C3=A4= =C3=9Ft, obwohl in beiden F=C3=A4llen das Selbe von dem Selben ausgesagt wi= rd. Der Unterschied liegt also nicht am Inhalt (d. h. dem, was ausgesagt wi= rd, und wovon), sondem an der Form der Tats=C3=A4chlichkeit als erstens sub= jektive, zweitens neutrale. Dieser Unterschied kann nicht auf eine blo=C3= =9Fe Gegebenheitsweise abgew=C3=A4lzt werden. Die Besonderheit einer blo=C3= =9Fen Gegebenheitsweise ist n=C3=A4mlich voll. st=C3=A4ndig durch Aussage e= iner objektiven Tatsache darstellbar. Gesetzt z. B., da=C3=9F mir auf Grund= eines momentanen Sehfehlers der Laternenpfahl vor mir nur in verschwommene= r Weise gegeben ist, so ist diese Thtsache nicht weniger neutral und objekt= iv als die Tatsachen, da=C3=9F der Pfahl anderen Leuten deutlich gegeben is= t und nichts von seiner gew=C3=B6hnlichen Bestimmtheit geb=C3=BC=C3=9Ft hat= . Dagegen ist der Uberschu=C3=9F an Darstellung einer Tatsache durch meinen= Ausspruch =E2=80=9EIch bin traurig" =C3=BCber die entsprechende Darstellun= gsleistung eines neutralisierten Ausspruches der Form =E2=80=9EHermann Schm= itz in traurig" (ohne R=C3=BCcksicht darauf, da=C3=9F ich er bin) nicht von= dieser Art, denn er l=C3=A4=C3=9Ft sich h=C3=B6chstens von mir aussagen, v= on anderen nur mittelbar durch Umschreibung, indem sie explizit oder impliz= it auf eine wirkliche oder fit:- gierte Aussage von mir Bezug nehmen, etwa = in der Form: =E2=80=9Edie Tatsache, die Hermann Schmitz jetzt mit den Worte= n pp. darstellen k=C3=B6nnte." Also gibt es sehr wohl subjektive Sachverhal= te. Daraus folgt ober nicht, da=C3=9F der Satz ganz falsch w=C3=A4re, mit d= em Hofmann ((10)) schlie=C3=9Ft: =E2=80=9EPrivate Sachverhalte oder Tatsach= en gibt es nicht." Es kommt darauf an, was man unter =E2=80=9Eprivat" verst= eht. Wenn man Sachverhalte meint, die blo=C3=9F einer kennen kann und zu de= ren Darstellung eine Privatsprache =C3=A4 la Wittgenstein n=C3=B6tig w=C3= =A4re, gebe ich Hofmann recht (au=C3=9Fer f=C3=BCr extreme Ausnahmef=C3=A4l= le wie die Entr=C3=BCckung des Apostels Paulus in den siebenten Himmel, wo = er sah, was kein Auge je gesehen hat, und h=C3=B6rte, was kein Ohr je geh= =C3=B6rt hat), aber davon war hier nicht die Rede.
=20((68)) Meine Stellungnahme zur Kritik von KEIL kann kurz ausfallen, weil= seine Einw=C3=A4nde gr=C3=B6=C3=9Ftenteils schon in den bisherigen Er=C3= =B6rterungen abgearbeitet worden sind, etwa in denen zu Kanitscheider und S= chr=C3=B6ter bez=C3=BCglich des physikalischen Zeitverst=C3=A4ndnisses, in = der Auseinandersetzung mit Hofmann ((67)) zur Subjektivit=C3=A4t, bez=C3=BC= glich der Situationen (deren binnendiffuse Bedeutsamkeit Keil mit der uners= ch=C3=B6pflichen Eigenschaftsf=C3=BClle einzelner Dinge verwechselt, obwohl= Einzelheit von Dingen nach meiner Lehre von der Explikation einzelner Bede= utungen aus Situationen abh=C3=A4ngt) in ((59)) und ((64)), hinsichtlich de= s Obskurantismus-Verdachtes in Keils Punkt ((8)) in ((63)) und bez=C3=BCgli= ch des Vorwurfes ungen=C3=BCgender Genauigkeit meiner Methode ph=C3=A4nomen= ologischer Revision im letzten Satz seiner Kritik in ((5)). Zu dem philosop= hiegeschichtlichen Gepl=C3=A4nkel in ((2)) will ich jetzt nur sagen, da=C3= =9F ich niemals =E2=80=9ESubstanzen als dem Atomismus zugesetzte Parameter"= ausgegeben habe; f=C3=BCr das N=C3=A4here verweise ich auf mein Buch Neue = Grundlagen der Erkenntnistheorie S. 19-24. Zu ((3)): Mc Taggart's A-Reihe e= ntspricht in meiner Terminologie nicht die Modalzeit schlechthin, sondern d= ie modale Lagezeit. In zwei Hinsichten stimme ich Keil zu: bez=C3=BCglich d= er Kraft ((5)) mit dem Hinweis, da=C3=9F zu Ereignissen als kausalen Relata= das eben genannte Buch S. 24-26 sowie Der Spielraum der Gegenwart S. 250 v= erglichen werden kann; ferner bez=C3=BCglich des Vorwurfes eines Ph=C3=A4no= menalismus in ((6)), der bei mir aber nicht bestreitender, sondern vergewis= sernder Ph=C3=A4nomenalismus ist, ein Erbe Humes, des =E2=80=9EUrph=C3=A4no= menologen" nach Punkt ((34)) meines Thesenpapiers. Der R=C3=BCckgang auf di= e Ph=C3=A4nomene endet oft (nicht immer) bei Er- fahrungen und Erlebnissen.= Zu Unrecht wirft mir Keil aber vor, ich besch=C3=A4ftigte mich nicht genug= =E2=80=9Emit der Wirklichkeit, die da erfahren wird" ((6)); dagegen s. o. = ((56)) zu Schr=C3=B6ter.
=20((69)) STAUDACHER versieht das naturwissenschaftliche Weltbild mit globa= lem Erkl=C3=A4rungsanspruch laut ((21)) meines Thesenpapiers mit dem K=C3= =BCrzel =E2=80=9EANW" (f=C3=BCr: =E2=80=9Eanerkannte Version des naturwisse= nschaftlichen Weltbildes") und fragt bez=C3=BCglich der von mir dort in ((1= 1)) genannten, bei der Introjektion vergessenen und in der Naturwissenschaf= t entsprechend unzul=C3=A4nglich behandelten Massen der Lebenserfahrung: = =E2=80=9EWarum soll ANW nicht mit diesen Beschreibungen kompatibel sein?" I= n dieser Frage steckt ein Mi=C3=9Fverst=C3=A4ndnis. Ich habe gegen kausale = Erkl=C3=A4rungen nichts einzuwenden, abgesehen von Vorbehalten wegen Versch= wommenheit der verwendeten Kausalbegriffe. Eine denkbare Erkl=C3=A4rung des= menschlichen Erlebens und seiner Inhalte ist die physikalische, eine ander= e die theologische, da=C3=9F Gott oder ein anderer =C3=BCbermenschlicher Ge= ist alles so steuert, da=C3=9F die vom Naturwissenschaftler erwarteten Erge= bnisse ohne Wirksamkeit physischer Ursachen herauskommen. Beide Erkl=C3=A4r= ungen stimmen im Ergebnis =C3=BCberein, aber die theologische hat einen Vor= zug. Er ergibt sich aus meinem Nachweis (Der Spielraum der Gegenwart S. 32-= 37; Was ist Neue Ph=C3=A4nomenologie? S. 112-131), da=C3=9F Einzelheit Bede= utungen (Sachverhalte, Programme, Probleme) voraussetzt. Die Physik hat bed= eutsame Situationen und daher auch Bedeutungen nicht in ihrer Abstraktionsb= asis und erliegt daher dem Vorurteil, da=C3=9F etwas, ohne im Licht einer v= org=C3=A4ngigen Bedeutung als etwas zu stehen, einzeln sein k=C3=B6nnte; Go= tt pa=C3=9Ft eher in ein solches Licht. Von solchen Erw=C3=A4gungen ist abe= r in meinem Thesenpapier nicht die Rede. Da geht es nicht um die logische M= =C3=B6glichkeit, die Kompatibilit=C3=A4t, sondern um die erkenntnistheoreti= sche Berechtigung der von ANW beanspruchten Kausalerkl=C3=A4rung. 1(70)) Se= hr interessant ist Staudachers Einwand in ((8)) gegen Punkt ((26)) meines T= hesenpapiers: =E2=80=9EViele Vertreter von ANW w=C3=BCrden n=C3=A4mlich dar= auf insistieren, da=C3=9F die unmittelbaren Gegenst=C3=A4nde unserer Wahrne= hmung die uns umgebenden Gegenst=C3=A4nde in Raum und Zeit sind, an deren k= ausaler Vorgeschichte das Gehirn nicht den geringsten Anteil hat." Das verb= l=C3=BCfft mich, denn ich hatte angenommen, da=C3=9F in ANW mindestens f=C3= =BCr die spezifischen Sinnesqualit=C3=A4ten =E2=80=94 die in der philosophy= of rnind viel diskutierten Qualia =E2=80=94 ein kausaler Anteil des Gehirn= s postuliert werde; von da k=C3=B6nnte man mit Berkeley das Entsprechende f= =C3=BCr prim=C3=A4re Qualit=C3=A4ten erschlie=C3=9Fen. Wenn aber Anh=C3=A4n= ger von ANW glauben sollten, da=C3=9F z.B. die h=C3=A4=C3=9Fliche graue Mas= se eines in Formalin gelegten Gehirns genau in der Weise, wie sie gesehen w= ird, ohne kausale Beteiligung des Gehirns des Zuschauers vorhanden sei, w= =C3=BCrde ich das Argument ((24)) meines Thesenpapiers etwas umformulieren.= Ich w=C3=BCrde, statt von der Menge aller satzf=C3=B6rmig registrierbaren = Beobachtungen, von der Menge aller sinngem=C3=A4=C3=9Fen Verst=C3=A4ndnisse= von Beobachtungssatzausspr=C3=BCchen sprechen. Da=C3=9F daran Gehirne kaus= al beteiligt sind, wird jeder Anh=C3=A4nger von ANW zugeben, und mehr hat d= er Naturwissenschaftler nicht zur Verf=C3=BCgung, um seine kausalen Erkl=C3= =A4rungen durch erfolgreiche Prognosen zu bew=C3=A4hren.
=20((71)) Unter ((5)) und ((6)) kommentiert Staudacher unpolemisch, aber zw= eifelnd meine Lehren von der R=C3=A4umlichkeit der Gef=C3=BChle und der Ver= schiedenheit zwischen Leib und K=C3=B6rper, wobei er aber nur meine fr=C3= =BChen =E2=80=9EPionierarbeiten", nicht die sp=C3=A4teren Nachbesserungen (= zuletzt in Was ist Neue Ph=C3=A4nomenologie?) ber=C3=BCcksichtigt. Unstritt= ig ist zwischen uns, was er mir in ((5)) entgegenh=C3=A4lt: =E2=80=9EDenn a= us dem Umstand, da=C3=9F uns etwas als r=C3=A4umlich erscheint, folgt nicht= , da=C3=9F es tats=C3=A4chlich r=C3=A4umlich ist." Ich verallgemeinere dies= es Bedenken zu der These, da=C3=9F wir von nichts, das uns als tats=C3=A4ch= lich erscheint, mit =C3=BCbermomentaner Gewi=C3=9Fheit wissen k=C3=B6nnen, = da=C3=9F es tats=C3=A4chlich so ist. Mein doppelt relativierter Ph=C3=A4nom= enbegriff ((41)) ist auf dieses Bedenken abgestimmt. Zu Staudachers Verbl= =C3=BCffung =C3=BCber meine geringe Anteilnahme an den Identit=C3=A4tstheor= ien der neuesten philosophy of rnind (s. Anmerkung 8 seines Papiers) s. o. = ((52)).
=20((72)) Staudacher endet mit Andeutung einer Motivation von ANW: =E2=80= =9Eeine plausible Erkl=C3=A4rung daf=C3=BCr zu finden, worum die Naturwisse= nschaften solch eine Erfolgsgeschichte aufweisen, ohne dabei Magie ins Spie= l bringen zu M=C3=A4ssen." Das ist psychologisch sehr verst=C3=A4ndlich, ab= er deswegen erkenntnistheoretisch noch lange nicht legitim; =C3=BCbrigens g= ibt es andere, ebenso plausible Erkl=C3=A4rungen, s. o. ((69)), wof=C3=BCr = nicht einmal Gott bem=C3=BCht werden m=C3=BC=C3=9Fte, sondern irgend ein = =C3=BCbermenschliches Wesen gen=C3=BCgen w=C3=BCrde, das in mehr als 3 r=C3= =A4umlichen Dimensionen existiert und ausreichend Intelligenz har, um trans= finite Ordnungszahlen m=C3=BChelos effektiv durchzuz=C3=A4hlen.
=20((73)) Ein Mi=C3=9Fverst=C3=A4ndnis m=C3=B6chte ich noch aufkl=C3=A4ren:= Staudacher schreibt mir in ((2)) eine vergleichende Bewertung von Abstrakt= ionsbasen zu, die mir fern liegt. Ich bewundere den antiken Atomismus und d= ie modeme Physikf=C3=BCr ihre geschickt reduzierte Abstraktionsbasis wegen = der gro=C3=9Fen damit erzielten Erfolge. Die Abstraktionsbasis ist unschuld= ig. Mein Angriff gilt der Ideologie, die daraus die Aufmarschstellung f=C3= =BCr den Anspruch auf umfassende kausale Erkl=C3=A4rung der unwillk=C3=BCrl= ichen Lebenserfahrung macht.
=20((74)) GHIN wendet sich (mit einer miss- ja unverst=C3=A4ndlichen Bemerk= ung in ((8)): =E2=80=9EWas Schmitz voraussetzt, ist die M=C3=B6glichkeit, d= a=C3=9F es ein eingeschlossenes, inneres oder privates Bewu=C3=9Ftsein gibt= , welches die Gesamtheit aller Bewu=C3=9Ftseinsinhalte erzeugt") gegen mein= e in ((26)) vorgebrachte Kritik an der vermeintlichen Kausalit=C3=A4t des G= ehirns f=C3=BCr die Inhalte menschlichen Erlebens. Daran =C3=A4ndert sich a= ber nichts durch das Veto, das er mir in ((10)) entgegenschleudert: =E2=80= =9EEs ist im Rahmen der Theorien der modernen Bewu=C3=9Ftseinspsychologie n= icht m=C3=B6glich, ein von der physischen und sozialen Umwelt abgetrenntes = Gehirn als Ursache anzunehmen." Zun=C3=A4chst freue ich mich, diesem Satz e= ntnehmen zu k=C3=B6nnen, da=C3=9F der radikale Konstruktivismus mit seinen = Anspr=C3=BCchen auf Autopoiesis des Gehirns (Maturana, v. F=C3=B6rster) in = der modernen Bewu=C3=9Ftseinspsychologie keine Chance mehr hat. Dann aber m= =C3=B6chte ich zweierlei gegen das Veto vorbringen. Erstens ist das keine E= rrungenschaft der modernen Bewu=C3=9Ftseinspsychologie. Neu ist h=C3=B6chst= ens die Betonung der sozialen Umwelt, aber die geht vielleicht schon etwas = zu weit, denn es gibt auch einsame Zust=C3=A4nde bewu=C3=9Ften Erlebens, we= nn z. B. ein Schwimmer drau=C3=9Fen im Meer mit dem Ertrinken k=C3=A4mpft. = Zweitens =C3=BCbersieht Ghin =C3=BCber der von ihm postulierten inh=C3=A4re= nten Intersubjektivit=C3=A4t des individuellen menschlichen Bewu=C3=9Ftsein= s, f=C3=BCr die er in ((9)) Thompson zum Zeugen aufruft, die Privatheit des= materiellen Substrats. Jeder Mensch hat sein nur ihm eigenes Gehirn, seine= n eigenen K=C3=B6rper. Wenn in meinem K=C3=B6rper z. B. ein Karzinom verste= ckt sein sollte, w=C3=A4re noch lange nicht die ganze Menschheit krebskrank= .
=20((75)) In ((101) konzediert Ghin meinen Ausf=C3=BChrungen in ((26)): ,Es= ist durchaus m=C3=B6glich, da=C3=9F sich der Neuropsychologe zu einem best= immten Zeitpunkt t=C3=A4uschen kann, wenn er etwa nicht existente Gehirne u= nd Kollegen wahrnimmt." Falls er glaubt, damit die Tragweite meines Argumen= tes in ((26)) gen=C3=BCgend ber=C3=BCcksichtigt zu haben, irrt er. Die grun= ds=C3=A4tzliche M=C3=B6glichkeit von T=C3=A4uschungen besteht immer und in = jeder Hinsicht. Mein Argument geht dahin, da=C3=9F jemand, der das Gehirn f= =C3=BCr die Ursache des Erlebens h=C3=A4lt, keinen vern=C3=BCnftigen, erken= ntnistheoretisch haltbaren Grund zu der Vermutung hat, da=C3=9F er sich nic= ht t=C3=A4uscht (da=C3=9F vielmehr das ph=C3=A4nomenale Gehirn das kausale = hinl=C3=A4nglich getreu spiegelt).
=20((76)) Bei dem Versuch, auf die Kritik von LEIBER zu erwidern, rutsche i= ch sozusagen ab, da er selten eigene Behauptungen aufstellt, vielmehr Zensu= ren und Bewertungen verteilt, und oft nicht genau auf meinen Text eingeht, = so da=C3=9F ich teils nicht wei=C3=9F, wie ich ihn zufrieden stellen soll, = teils durch Richtigstellungen von weiterf=C3=BChrender Auseinandersetzung a= bgehalten werde. Zuerst aber will ich hervorheben, was mir gef=C3=A4llt: er= stens in ((11)) die Zulassung einer =E2=80=9EKomplernentarit=C3=A4tsoder Ko= mpensationsfunktion" der Ph=C3=A4nomenologie f=C3=BCr die Naturwissenschaft= . In ((8)) vermutet Leiber bei mir allerdings stirnrunzelnd die Tendenz, ph= =C3=A4nomenologisches Besinnen als das gr=C3=BCndlichere gegen naturwissens= chaftliches Denken auszuspielen. Es kommt darauf an, was man =E2=80=9Egr=C3= =BCndlich" nennt. Auf den Grund dessen, was man gelten lassen mu=C3=9F, geh= t gute Ph=C3=A4nomenologie mehr als Naturwissenschaft. Sofern aber Gr=C3=BC= ndlichkeit in Sorgfalt besteht, kann sie froh sein, wenn sie der Naturwisse= nschaft gleichkommt. Zweitens begr=C3=BC=C3=9Fe ich die Vermutung in ((1)),= der Anspruch =E2=80=9Eder Naturwissenschaft" =E2=80=94 o bitte doch nicht = der Naturwissenschaft, sondern des naturwissenschaftlichen Weltbildes im Si= nne von ((21))=E2=80=94 solle =E2=80=9Eauf der Grundlage der Unterscheidung= von ,objektiven und neutralen Tatsachen' (...) und den ,h=C3=A4rteren subj= ektiven Tatsachen'" abgelehnt werden. So habe ich in meinem Thesenpapier ni= cht argumentiert, aber die Anregung ist brauchbar. In der Tat nimmt die Nat= urwissenschaft von den subjektiven Tatsachen keine Notiz. Das ist ihr nicht= vorzuwerfen, solange sie sich auf ihr Gebiet beschr=C3=A4nkt. Sobald jeman= d aber mit den Anspr=C3=BCchen des naturwissenschaftlichen Weltbildes dar= =C3=BCber hinausgeht, r=C3=A4cht sich die Verkennung in Gestalt der philoso= phisch naiven Abservierung der menschlichen Freiheit auf Grund eines angebl= ichen Determinismus im Gebiet der objektiven Tatsachen, s. o. ((4)).
=20((77)) Nun kurz zu den Richtigstellungen (ohne Vollst=C3=A4ndigkeit). Zu= ((2)): Ich habe nie =E2=80=9Eein Scheitern der Physik konstatieren" wollen= . Zu ((6)): Ich habe nicht behauptet, da=C3=9F es =E2=80=9Eso etwas wie die= anerkannte Version des naturwissenschaftlichen Weltbildes gibt", sondern i= n ((2I)) nur, da=C3=9F die Forschungsergebnisse zu einem solchen integriert= werden sollen, f=C3=BCr welches schon im voraus die vollmundigen Erkl=C3= =A4rungsanspr=C3=BCche erhoben werden. Zu ((1)): Leiber begeht denselben Fe= hler wie Hofmann, so. o. ((64)), in meiner These ((11)) das Wort =E2=80=9Ed= amals" zu =C3=BCbersehen. Zu ((7)): Meine These ((26)) versteht Leiber fals= ch wie Hofmann und zieht daraus den Schlu=C3=9F, ich mutete irgend welchen = Naturforschem einen Solipsismus zu, dazu s. o. ((66)). Zu (18)). Die Einw= =C3=A4nde von Leiber gegen meine Thesen zur Physik der Zeit sind bereits in= der Auseinandersetzung mit Kanitscheider und Schr=C3=B6ter besprochen word= en.
=20((78)) Noch drei Einzelpunkte: Leiber fragt zu ((16)) in ((2)), ob die Z= irkel physikalischer Begriffsbildung durch den non-statement-view aufgehobe= n werden. Ich antworte: ja, sofem der view darin besteht, die Axiome physik= alischer Theorien nicht als S=C3=A4tze zu verstehen, sondern als Satzformen= mit freien Variablen, wie in der abstrakten Mathematik, z. B. der Hilben's= chen Geometrie mit ihren "impliziten Definitionen"; denn voneinander abh=C3= =A4ngige freie Variable in einer Satzfunktion erzeugen keinen Zirkel wie vo= neinander in der Bedeutung abh=C3=A4ngige Namen. Die mengentheoretischen Ko= nstrukte, die uns die =E2=80=9EStrukturalisten" statt der S=C3=A4tze und Fo= rmeln auf dem Papier als physikalische Theorien anbieten, interessieren mic= h viel wenigen Leibers Behauptung unter ((3)), Hume habe kein Band zwischen= Ursache und Wirkung vermi=C3=9Ft, sondern nur deren analytisch notwendige = Verkn=C3=BCpfung bestritten, ist falsch; er hat seine Kausalskepsis auf bei= de Weisen begr=C3=BCndet. Unter ((7)) fragt Leiber zu meiner These ((25)): = =E2=80=9EAber wer erhebt in den Naturwissenschaften tats=C3=A4chlich einen = solchen Anspruch, naturwissenschaftlich zu erkl=C3=A4ren, welches die unbed= ingten Letztheilen unserer existentialen Verfa=C3=9Ftheiten und der von uns= erfahrenen Welt sind?" Au=C3=9Fer auf Schiemann, s. o. ((21)), verweise ic= h ihn auf folgenden Satz in dem Papier von Kanitscheider unter ((6)): =E2= =80=9EDie Wissenschaft intendiert in der Tat dos Verstehen aller Bereiche d= er Natur, elnschlie=C3=9Flich der Subjektivit=C3=A4t, der Individualit=C3= =A4t und dem Ich-Bewu=C3=9Ftsein der Forschenden." (Er meint die Naturwisse= nschaft.) Beide sind Philosophen, vielleicht auch Naturwissenschaftler. Nat= urwissenschaftler sind gewi=C3=9F die ideologisch militanten Gehirnforscher= .
=20((79)) Die Kritik von SOENTGEN ist sch=C3=A4rfer ausgefallen, als es die= Sache verdient. Ich glaube nicht, da=C3=9F bei genauer Pr=C3=BCfung ein ne= nnenswerter Gegensatz der =C3=9Cberzeugungen bleibt. In ((1)) schreibt mir = Soentgen eine =E2=80=9EFrontstellung gegen die westliche Kultur =C3=BCberha= upt" zu. Eine ungeheuerliche Unterstellung! Ich habe oft betont, da=C3=9F d= ie Engen der europ=C3=A4ischen Intellektualkultur durch die Freiz=C3=BCgigk= eit haupts=C3=A4chlich im Kultursystem der Phantasie (Dichtung) kompensiert= oder wenigstens abgefedert werden, und diese Erg=C3=A4nzung namentlich an = der Geschichte der Liebe in Europa verfolgt. Gleich im folgenden Satz unter= stellt Soentgen einen =E2=80=9EAngriff auf die Naturwissenschaft"; dazu und= zu den Fortf=C3=BChrungen des Themas durch Soentgen wird gen=C3=BCgen, was= oben ((65)) zu Hofmann und an anderen Stellen dieser Replik gesagt ist. Di= e f=C3=BCr Soentgen =E2=80=9E=C3=BCberzeugendere Position" Husserls in dem = von ihm unter ((9)) angef=C3=BChrten Zitat ist ganz die meine. Zu einer =E2= =80=9Eprinzipiellen Entfremdung ,der' Naturwissenschaft von Ph=C3=A4nomenen= (oder der Lebenserfahrung)", wovon sich Soentgen in ((10)) durch mich nich= t =C3=BCberzeugen lassen will, die ich so allgemein aber gar nicht behaupte= , kann es freilich kommen, wenn die von der reduktionistischen Abschleifung= =C3=BCbrig gelassenen, prim=C3=A4ren Sinnesqualit=C3=A4ten mit den zugeset= zten Konstrukten so zu einer konstruierten Hinterwelt verschrnolzen werden,= da=C3=9F der introjizierte Rest der Lebenserfahrung auf den Status =E2=80= =9Ementaler Ph=C3=A4nomene", die aus der Hinterwelt zu erkl=C3=A4ren sind, = herabsinkt.
=20((80)) Soentgen wirft mir vor, da=C3=9F ich die Bedeutung der Physik f= =C3=BCr die Naturwissenschaft =C3=BCbersch=C3=A4tzte. Ich gebe ihm zu, da= =C3=9F die Abstraktionsbasis spezieller Naturwissenschaften wie Chemie, Bio= logie (einschlie=C3=9Flich Medi. zin) und Geowissenschaften breiter als die= der Physik ist, oder, wie ich in ((18)) sage, =E2=80=9Escheint" =E2=80=94 = scheint, weit sich die gr=C3=B6=C3=9Fere Breite auf die ars invenicndi und = die vorl=C3=A4ufige Best=C3=A4tigung bezieht, w=C3=A4hrend sich Er die stre= ng naturwissenschaftliche Best=C3=A4tigung auch solche spezielleren Wissen.= schatten auf die Messung mit nach Theorien der Physik konstruierten Ap. pa= raten zur=C3=BCckziehen. Insofern ist die Physik weniger die geb=C3=A4rende= als die stillende Mutter der anderen Naturwissenschaften.
=20((81)) Mein Thesenpapier bereitet Soentgen Verst=C3=A4ndnisschwierigkeit= en. Ihm ist nicht klar geworden, was ich =E2=80=9EAbstraktionsbasis" nenne,= doch scheint es sich ihm um das zu handeln, was Thomas Kuhn =E2=80=9EParad= igma" nennt. Da er seine Unklarheit nicht pr=C3=A4zisiert, wei=C3=9F ich ni= cht, wie ich ihm helfen soll. Die Abstraktionsbasis entscheidet dar=C3=BCbe= r, was aus der unwillk=C3=BCrlichen Le. benserfahrung so aufgenommen wird, = da=C3=9F es in Begriffe, Theorien und Bewertungen Eingang findet. Im Fall d= er Physik sind das die prim=C3=A4ren Sinnesqualit=C3=A4ten. Ein Paradigma n= ach Kuhn scheint mehr zu enthalten, n=C3=A4mliche eine ausbauf=C3=A4hige Ra= hmentheorie. F=C3=BCr die Frage, was die unwillk=C3=BCrliche Lebenserfahrun= g ist, verweise ich Soentgen auf die oben unter ((5)) gegehe. ne Definition= . Daran d=C3=BCrfte sich ablesen lassen, da=C3=9F seine Gleichsetzung der u= nmittelbaren mit der durchschnittlichen Lebenserfahrung ((9)) problematisch= ist. Damit verliert sein Versuch, den Gegensatz zwischen Naturwissenschaft= und Ph=C3=A4nomenologie als konstruiert zu erweisen ((9)), die St=C3=BCtze= an der Feststellung in ((10)): =E2=80=9E=C3=9Cber Alltagserfahrungen kann = man sich (...) sowohl mit Natursvissenschaftlem als auch mit Ph=C3=A4nomeno= logen unterhalten." Der Gegensatz, wie ich ihn sehe, besteht nicht in Konfr= ontation, die sich nur aus =C3=BCberzogenen Anspr=C3=BCchen ergibt, sondern= in Forschungsrichtungen, die von der Alltagserfahrung ausgehen und im eine= n Fall auf die Bereitstellung theoretischer und praktischer Voraussetzungen= menschlicher Lebensf=C3=BChrung durch sich bew=C3=A4hrende Prognosen abzie= len, im anderen Fall auf Heraussch=C3=A4lung dessen, was man gelten lassen = mu=C3=9F. Beide Richtungen k=C3=B6nnen einander erg=C3=A4nzen.
=20((82)) REHBOCK teilt viele meiner ph=C3=A4nomenologischen =C3=9Cberzeugu= ngen und Bestrebungen, glaubt aber, zweierlei gegen mich in Schutz nehmen z= u m=C3=BC=C3=9Fen: 1. den Anspruch der Naturwissenschaft auf =E2=80=9EErken= ntnis der Realit=C3=A4t" gegen dessen angebliche Verk=C3=BCrzung durch mich= auf eine blo=C3=9F =E2=80=9Etechnisch-instrumentelle Bedeutung" ((2)); 2. = das Recht einer Vernunftkritik durch =E2=80=9Etranszendentale Analysen" ((9= )) gegen meine Bestimmung der Ph=C3=A4nomenologie als empirische Wissenscha= ft. Zum ersten Desiderat habe ich schon genug gesagt in meinem Thesenpapier= unter ((25)) und hier zu Hofmann unter ((65)) und zu Staudacher unter ((69= )) und ((72)). Einer verkehrten Alternative unterwirft Rehbock meinen Begri= ff einer reduktionistischen Abstraktionsbasis in ((3)). Ich hatte gehofft, = mit Punkt ((4)) des Thesenpapiers solchen Mi=C3=9Fverst=C3=A4ndnissen vorge= beugt zu haben. Abstrakte, aber nicht reduktionistische Abstraktionsbasen s= ind in meinem Sinn solche, die impressive Situationen oder vielsagende Eind= r=C3=BCcke in typisierter Form durchlassen. Eine impressive Situation ist S= ituation, weil irgend welche Best=C3=A4nde durch eine Bedeutsamkeit in dem = unter ((64)) angegebenen Sinn ganzheitlich zusammengehalten werden, und imp= ressiv, weil diese Bedeutsamkeit ganz (nicht nur st=C3=BCckweise) pr=C3=A4s= ent ist. Der Versuchung, mich ausschlie=C3=9Flich vormodemer Medizin anzuve= rtrauen ((4)), bin ich nicht ausgesetzt, s. o. ((63)). Was das zweite Desid= erat angeht, vermisse ich eine genaue Bestimmung des Begriffes der Vernunft= . Anscheinend l=C3=A4=C3=9Ft Rehbock die Vernunftkritik erst mit Platon beg= innen, der =E2=80=9Eein entschiedener Kritiker Demokrits" ((5)) gewesen sei= ; sie =C3=BCbersieht, da=C3=9F schon Demolcrit ein entschiedener Kritiker D= emokrits und Vernunftkritiker gewesen ist, vgl. 68 B 125 Diels/Kranz. Die n= egative Theologie und die Mystik, die nach Rehbock die Fackel der Vernunftk= ritik im Christentum hochgehalten haben, habe ich keineswegs in Punkt ((14)= ) meines Thesenpapiers dem mir von Rehbock in ((5)) unterstellten Verdacht = aussetzen wollen, sie dienten der Unterjochung des Menschen unter die Macht= Gottes. Sofern Vernunftkritik in gr=C3=BCndlicher Selbstbesinnung auf die = Voraussetzungen eigener Anspr=C3=BCche besteht, ist sie selbstverst=C3=A4nd= lich unerl=C3=A4=C3=9Flicher Bestandteil der Philosophie, s. o. ((3)). Tran= szendentale Analysen lasse ich nur in Gestalt transzendentaler Argumente ge= lten, d. h. solcher, die performative Widerspr=C3=BCche aufdecken, d. h. so= lche, die nicht im ausgesagten Inhalt bestehen, sondern im Aussagen, weil d= er Sprecher sich durch Anspr=C3=BCche, die er erhebt, das betreffende Behau= pten selbst verbietet. Mein Einwand gegen die allgemeine Relativit=C3=A4tst= heorie ((29)) ist ein solches Argument; ein analoges k=C3=B6nnte man gegen = Wissenschaftler vorbringen, die die Dauer der Person bestreiten. Weitere Si= nnIcl=C3=A4rungen =C3=BCberlasse ich der ph=C3=A4nomenologischen Revision a= ls empirischer Methode, s. o. ((47)).
=20((83)) Rehbock bestreitet meine Unterscheidung subjektiver und objektive= r Tatsachen in ((8)) mit untriftigen Gr=C3=BCnden. Die Unf=C3=A4higkeit der= Mitmenschen, die f=C3=BCr jemand subjektiven Tatsachen auszusagen, steht i= hrem Wissen darum und der Mitteilbarkeit dieser Tatsachen nicht im Wege, s.= o. 1(67)) gegen Hofmann. Solches Wissenk=C3=B6nnen beruht auf antagonistis= cher wechselseitiger Einleibung, vgl. Was ist Neue Ph=C3=A4nomenologie? S. = 39 f. Dabei sind in der Tat die Innen- und Au=C3=9Fenperspektiven =E2=80=9E= untrennbar miteinander verschr=C3=A4nkt" gem=C3=A4=C3=9F Rehbock ((10)), ab= er an der Subjektivit=C3=A4t f=C3=BCr jemand subjektiver Tatsachen =C3=A4nd= ert das nichts.
=20((84)) BLUME ((2)) hat meinen Text mi=C3=9Fverstehend so gelesen, als h= =C3=A4tte ich etwas gegen eine reduktionistische Abstraktionsbasis und woll= te deshalb die moderne Naturwissenschaft abqualifizieren, dagegen s. o. ((7= 3)). Ich wehre mich nur gegen Grenz=C3=BCberschreitung vom methodischen Red= uktionismus zum umfassenden kausalen Erkl=C3=A4rungsanspruch des naturwisse= nschaftlichen Weltbildes laut ((21))-((23)) meines Thesenpapiers. Daran abe= r h=C3=A4lt die Majorit=C3=A4t der Neurowissenschaftler immer noch fest, wi= e Blume unter ((3)) zugibt, und so lange gilt mein im Thesenpapier unter ((= 24)) und ((26)) begr=C3=BCndetes Verdikt in der unter ((65)) gegen Hofmann = pr=C3=A4zisierten Fassung auch gegen den von Blume der Ph=C3=A4nomenologie = nahe ger=C3=BCckten Damasio. Ihre Aufstellung von Parallelen Damasio =E2=80= =94 Schmitz ist dankenswert, enth=C3=A4lt aber kein neurowissenschaftliches= Resultat; denn Beobachtungen am Selbstbewu=C3=9Ftsein bei neurologischen E= rkrankungen k=C3=B6nnte man auch machen, wenn man nicht w=C3=BC=C3=9Fte, da= =C3=9F sie neurologisch sind. Es ist immer erfreulich, wenn neurowissenscha= ftliche und ph=C3=A4nomenologische Ergebnisse konvergieren; Gelegenheiten k= =C3=B6nnte es in der Ged=C3=A4chtnisforschung geben (vgl. von mir Begriffen= e Erfahrung S. 99-112), vielleicht auch bei Spiegelneuronen bez=C3=BCglich = leiblicher Kommunikation (Was ist Neue Ph=C3=A4nomenologie? S. 34-43). Aber= solche Analogien bleiben vage: teils werden sie =C3=BCbert=C3=B6nt durch d= ie Hybris des neuropsychologischen Erkl=C3=A4rungsanspruches, 5.0. ((69)) u= nd ((72)), teils ber=C3=BChren sie nicht die Immunit=C3=A4t der Ph=C3=A4nom= enologie, deren Ergebnisse mit jedem neurowissenschaftlichen Ergebnis verei= nbar sind. Gar nicht kann ich mich dem Vorschlag zur G=C3=BCte anschlie=C3= =9Fen, mit dem Blume ihren Aufsatz schlie=C3=9Ft: die Ph=C3=A4nomenologie s= olle die qualitative Charakteristik des Mentalen =C3=BCbernehmen und der Ne= urowissenschaft die kausale Erkl=C3=A4rung =C3=BCberlassen. Dazu gen=C3=BCg= t das zu Hofmann und Staudacher Ausgef=C3=BChrte.
=20((85)) B=C3=9CRGER erhebt keine Einw=C3=A4nde gegen mein Thesenpapier, s= ondern sucht nach m=C3=B6glichen Ertr=C3=A4gen f=C3=BCr die Medizin. Seine = =E2=80=9Ezentrale Frage" lautet: =E2=80=9EInwieweit kann die Ph=C3=A4nomeno= logie zu einer fundierten Vermittlung zwischen den mit Methoden der Naturwi= ssenschaft beschreibbaren Konstellationen und der ph=C3=A4nomenalen Wirklic= hkeit so beitragen, da=C3=9F sie als wissenschaftlich fundiertes Werkzeug f= =C3=BCr die Medizin wirken kann?" F=C3=BCr die Antwort kommt es auf das Ver= h=C3=A4ltnis von Situationen und Konstellationen an. Konstellationen, Verne= tzungen einzelner Faktoren, werden durch menschliche Intelligenz auf der Gr= undlage satzf=C3=B6rmiger Rede aus Situationen gesch=C3=B6pft und, indem si= e im =C3=A4rztlichen Handeln auf Patienten angewendet werden, in neu sich b= ildende Situationen zur=C3=BCckgef=C3=BChrt. An beiden Stellen, beim Sch=C3= =B6pfen und beim Zur=C3=BCckf=C3=BChren, k=C3=B6nnte die konstellationistis= ch-naturwissenschaftliche Medizin von der Neuen Ph=C3=A4nomenologie profiti= eren.
=20((86)) Was das Sch=C3=B6pfen angeht, wird die Unterscheidung analytische= r und hermeneutischer Intelligenz wichtig. Analytische Intelligenz, mit dem= Muster der Probleml=C3=B6sung, expliziert prosaisch, indem aus der ganzhei= tlich- binnendiffusen Bedeutsamkeit einzelne Sachverhalte als Tatsachen ode= r (bei praktischen Problemen) einzelne Programme als geltende herausgeholt = und vemetzt werden, der ganze Rest der Situation aber als etwas, worauf es = nicht ankommt, weggeworfen wird. Hermeneutische Intelligenz expliziert poet= isch, wie der Dichter mit einer geschickten Sparsamkeit des Redens, die ein= nicht zu dichtes Netz von Explikatcn kn=C3=BCpft, so da=C3=9F die ganzheit= lich- binnendiffuse Bedeutsamkeit unversehrt hindurchscheinen und ber=C3=BC= cksich. tigt werden kann. Durch die Figur des Dichters soll man sich nicht = zu dem Vorurteil verf=C3=BChren lassen, so etwas sei nicht realistisch. Gan= z im Gegenteil ist hermeneutische Intelligenz unentbehrlich f=C3=BCr den ge= schickten Menschenbehandler, sei er nun Demagoge oder z. B. t=C3=BCchtiger = Arzt und Psychotherapeut. Alles Wollen ist in der Hauptsache hermeneutische= Intelligenz des Menschen beim Sichzurechtfinden in der eigenen pers=C3=B6n= lichen Situation, mit dem Ergebnis des Wissens, was man will. Die Induktion= des klugen Arztes in Gestalt seiner pers=C3=B6nlichen =C3=A4rztlichen Erfa= hrung ist hermeneutische Intelligenz. Neuerdings sucht man ihr durch die za= hlenm=C3=A4=C3=9Fig und an Exaktheit =C3=BCberlegene statistische Induktion= den Rang abzulaufen, etwa durch randomisierte Doppelblindstudien =C3=BCber= die Wirkung von Therapeutika. Ohne den Wert einer solchen Statistik anzuzw= eifeln, habe ich auf eine Grenze hingewiesen, die der Ausgleich individuell= er Besonderheiten durch zuf=C3=A4llige Mischung (Randomisierung) an den Sit= uationen findet: Die Anatomie und Physiologie aller Menschenk=C3=B6rper ist= so =C3=A4hnlich, da=C3=9F man hoffen kann, den Unterschied durch zuf=C3=A4= llige Mischung in einer hinreichend gro=C3=9Fen Stichprobe auszugleichen; d= agegen sind die Situationen, die in der zust=C3=A4ndlichen pers=C3=B6nliche= n Situation ((38)) eines Menschen stecken und in denen sie steckt, schon vo= n Mensch zu Mensch und erst recht von Population zu Population so verschied= en, da=C3=9F die Ermittlung eines Durchschnitts durch Statistik nur bei vie= l Mut aussichtsreich scheinen kann, und doch h=C3=A4ngt davon viel f=C3=BCr= die therapeutische Wirkung ab. =C3=84rztliche Erfahrung als F=C3=A4higkeit= zum Erfassen und Speichern impressiver (auch zust=C3=A4ndlichcr) Situation= en (vielsagender Eindr=C3=BCcke) wird daher zur Erg=C3=A4nzung statistische= n Wissens unentbehrlich sein. Das wichtigste Hilfsmittel ihrer Schulung ist= die Ein=C3=BCbung typisierenden Denkens, vgl. System der Philosophie Band = IV S. 247-258: Typen als Schl=C3=BCssel zu Eindr=C3=BCcken. Hierzu pa=C3=9F= t die Frage Burgers in ((7)), ob nicht doch die von mir abgelehnte R=C3=BCc= kkehr zum archaischen Eindrucksdenken f=C3=BCr die Medizin ergiebig sein k= =C3=B6nnte. F=C3=BCr die gro=C3=9Fen, universell konzipierten Systeme der a= rchaischen, z. B. chinesischen und indischen Medizin m=C3=B6chte ich das eh= er bezweifeln, weil die Auswahl weniger Standard- Typen ein zu starres Ganz= es ergibt; im engeren Rahmen kann dagegen die systematische Abstraktion von= vielsagenden Eindr=C3=BCcken praktischen Nutzen bringen, wof=C3=BCr ich al= s m=C3=B6gliches Beispiel meine Reaktivierung der Kretschmer'schen Typenleh= re zur Charakteristik von Bindungsformen des vitalen Antriebs in der pers= =C3=B6nlichen leiblichen Disposition (System der Phi-losophie Band IV S. 33= 1-343; Der Spielraum der Gegenwart S. 112 f.) anf=C3=BChre, =C3=BCbrigens n= icht nur f=C3=BCr die Beurteilung von Patienten, sondem auch f=C3=BCr die s= pezifische Qualifikation von =C3=84rzten und Pflegern: Wer ist der rechte M= ann/die rechte Frau am rechten Platz?
=20((87)) Vom Sch=C3=B6pfen =C3=A4rztlicher Klugheit aus Situationen komme = ich zur Zur=C3=BCckf=C3=BChrung der gesch=C3=B6pften Konstellationen bei de= r Anwendung natur wissenschaftlichen Wissens auf den Patienten. Grundlegend= ist daf=C3=BCr die Einsicht, da=C3=9F Kontakte unter Menschen immer leibli= che Kommunikation vom Typ der Einleibung in gemeinsamen Situationen sind, u= nd dann, wenn der andere (die anderen) gegen=C3=BCber ist (sind), vom Typ d= er antagonistischen Einleibung (im Medium der Bewegungssuggestionen und syn= =C3=A4sthetischen Charaktere). Wichtigstes Werkzeug der Passung, nach der s= ich Burger in ((10)) erkundigt, ist dabei die Schwingungsf=C3=A4higkeit der= leiblich-personalen Fassung. (N=C3=A4heres zu diesem Thema: Was ist Neue P= h=C3=A4nomenologie7 S.
=20((88)) Von gro=C3=9Fer Bedeutung f=C3=BCr den Kontakt des Arztes mit dem= Patienten ist die Bahnung sprachlicher Verst=C3=A4ndigung, wobei es in die= sem Zusammenhang in erster Linie um das leibliche Befinden geht. Ich bin ni= cht der Meinung, da=C3=9F die Patienten, um mit dem Arzt eine gemeinsame Sp= rache zu finden, in die Terminologie der Neuen Ph=C3=A4nomenologie =C3=BCbe= r leibliche R=C3=A4umlichkeit, leibliche Dynamik und leibliche Kommunikatio= n eingef=C3=BChrt werden m=C3=BC=C3=9Ften. Wenn aber die Arzte sich dieser = begrifflichen und terminologischen Erschlie=C3=9Fung des Gegenstandsgebiete= s des am eigenen Leib Sp=C3=BCrbaren ann=C3=A4hmen, h=C3=A4tten sie es leic= hter, auf die oft unklaren Andeutungen der Patienten verst=C3=A4ndnisvoll e= inzugehen und diese so zu f=C3=BChren, da=C3=9F die Patienten sich in ihrem= leiblichen Befinden genauer zu orientieren lernten. Das w=C3=A4re auch des= wegen von Vorteil, weil der Verstiegenheit entgegengewitkt werden k=C3=B6nn= te, da=C3=9F die Menschen immer mehr ihren sp=C3=BCrbaren Leib =C3=BCberseh= en und ihren K=C3=B6rper nach angelernten Schemata der Physik und Chemie be= obachten und beurteilen - u. a, weil sie oft zum Arzt gehen und in den Medi= en vielerlei =C3=BCber Resultate naturwissenschaftlicher Medizin h=C3=B6ren= oder sehen.
=20((89)) Speziellere Beitr=C3=A4ge der Neuen Ph=C3=A4nomenologie zur somat= ischen Medizin betreffen u. a. den Schmerz (Was ist Neue Ph=C3=A4nomenologi= e? S. 222-226), Spannung und Entspannung als therapeutische Techniken im Zu= sammenhang mit Leibinselbildung (System der Philosophie Band II Teil 1 S. 1= 51-169, 274-281), Par=C3=A4sthesien bei Diabetes und orthop=C3=A4dische Pro= bleme im Zusammenhang mit abgespaltenen Leibesinseln. Ich habe einmal die H= ypothese aufgestellt, da=C3=9F es bei Schleudertraumen weniger um die Heilu= ng k=C3=B6rperlicher Sch=C3=A4den geht, als um die Reintegration einer durc= h privative Engung des Leibes abgespaltenen Leibesinsel in das motorische K= =C3=B6rperschema. Die Orthop=C3=A4die k=C3=B6nnte f=C3=BCr die Neue Ph=C3= =A4nomenologie fruchtbar werden (R=C3=BCckenprobleme). Noch mehr Zug=C3=A4n= ge d=C3=BCrfte diese aber zu Verst=C3=A4ndnis und Behandlung psychischer Kr= ankheiten haben. Was ich =C3=BCber Depression und Schizophrenie sagen kann,= steht in System der Philosophie Band IV 5. 322-331 bzw. 415-473 und wird, = soweit letztem betroffen ist, in dem Buch Schizophrenie - eine philosophisc= he Krankheit? der Nerven=C3=A4rztin A. Moldzio (W=C3=BCrzburg 2004) der the= rapeutischen Praxis zugef=C3=BChn =C3=BCber psychotherapeutisch behandelbar= e St=C3=B6rungen in ph=C3=A4nomenologische; Perspektive findet man Entsprec= hendes in dem Buch von mir, Gabriele Marx und Andrea Moldzio Begriffene Erf= ahrung. Beitr=C3=A4ge zur ct, ntireduk. zionistischen Ph=C3=A4nomenologie (= Rostock 2002) sowie in meinem Buch Leib und Gef=C3=BChl (mit dem von mir ni= cht zu verantwortenden Untertitel: Materialien zu einer philosophischen The= rapcutik), hg. v. H. Gausebeck und G. Risch, 2. Auflage Paderborn 1992.
= =20((90)) Manchen Kritikern ist an meinem Thesenpapier ein =E2=80=9Emessian= ischer Zug" von =E2=80=9EHeilserwartungen an die Philosophie", der mir mit = Husserl gemeinsam sei und =E2=80=9Ezu einer Art von Religions- oder Meditat= ionsersatz aufzusteigen" scheine, aufgefallen, so Wiegerling ((6)), Pieper = ((2)), Leiber ((12)). Der Polemiker Lembeck macht daraus =E2=80=9Ekulturthe= rapeutische Scharlatanerie" ((5)) und =E2=80=9Eomin=C3=B6se Heilsversprechu= ngen" ((7)). Diesen Fehdehandschuh will ich zum Schlu=C3=9F aufgreifen.
= =20((91)) Die Philosophie mag nicht mehr zur F=C3=BChrung der Wissenschafte= n taugen (au=C3=9Fer als magistra modestiae), aber sie ist berufen, F=C3=BC= hrerin des menschlichen Lebens zu sein, weil Menschen durch ihr Sichbesinne= n auf ihr Sichfinden in ihrer Umgebung exemplarisch f=C3=BCr das Selbst- un= d Weltverst=C3=A4ndnis anderer Menschen werden k=C3=B6nnen; das ist ihr ma= =C3=9Fgeblicher Ertrag f=C3=BCr die Kultur. Die westliche Zivilisation hat = sich verrannt in die Sackgasse steriler Betriebsamkeit und die Sklaverei de= s Gezogenwerdens durch undurchsichtigen technischen Fortschritt ohne =C3=BC= berlegene Besonnenheit des Umgangs mit ihm. Die Menschen haben meist keine = gro=C3=9Fen Zwecke mehr, f=C3=BCr die es sich lohnt, wie Antigone das eigen= e Leben aufzuwenden; Menschen sind aber wichtig als Medien, an denen ein Sc= hicksal sich abzeichnet, in das sie mit Tun und Leiden sich verstricken, ni= cht dadurch, da=C3=9F sie sich selber (Kant: ,,als ZWeck") wichtig nehmen. = Was zu tun w=C3=A4re, um aus dieser agitierten L=C3=A4hmung herauszukommen,= habe ich, soweit es politisch ist, in meinem Buch Adolf Hitler in der Gesc= hichte ausgef=C3=BChrt. Die Aufgabe ist aber nicht nur politisch. Sie f=C3= =BChrt darauf, den Lebenswillen in der Gegenwart zu verankern, so da=C3=9F = die Bereitschaft, zu leben, nicht mehr der Hoffnung auf etwas, das noch kom= men soll, bedarf. Allerdings ist die Gegenwart kein stabiler Ankerplatz, so= ndern ein Spielraum zwischen der primitiven Gegenwart des pl=C3=B6tzlichen = Betroffenseins und ihrer Entfaltung in die Dimensionen wacher personaler Or= ientierung zur Welt als dem Feld der freien Einzelheit. In der Tiefe dieses= Spielraums haben sich die Menschen noch nicht zurechtgefunden, da sie wie = die Griechen =E2=80=9Ein the grip of the past" (Titel eines Buches von B.A.= van Groningen, Leiden 1953) oder wie Juden und Christen aus der Zukunft = =C3=BCber die Gegenwart hinweggelebt haben. Mir geht es darum, sie mit der = Tiefe dieses Spielraums vertraut zu machen, damit sie lernen, gegenw=C3=A4r= tiger zu leben.
=20((92)) Aber ist es nicht phantastisch zu glauben, die Menschen w=C3=BCrd= en sich heute noch auf den Weg ihres Lebens von den Philosophen f=C3=BChren= lassen? Selbstverst=C3=A4ndlich. Wenn ich je etwas anderes geglaubt h=C3= =A4tte, w=C3=BCrde mich die Erfahrung eines langen Lebens belehrt haben. Wi= e sollte ich, der an vier bis f=C3=BCnf Fronten gleichzeitig mit dem Zeitge= ist um Ehrlichkeit k=C3=A4mpft, darauf hoffen k=C3=B6nnen, die kompakte Maj= orit=C3=A4t meiner Zeitgenossen zu bekehren? Wenn einige die Binde liebgewo= rdener Vorurteile um die Augen ablegen, andere wenigstens daran r=C3=BCcken= , habe ich genug Grund zur Freude. Ich werbe nicht. Aber ich bem=C3=BChe mi= ch, Vorsorge zu schaffen f=C3=BCr den Fall, da=C3=9F eine Besinnungspause e= intritt, die den Epigonalisrnus und flachen progressiven Rationalismus unte= rbricht, sei es durch spontanes Stutzen, sei es durch den Bedarf gewandelte= r Sensibilit=C3=A4t auf Grund einer Umstimmung der kollektiv dominanten lei= blichen Disposition. F=C3=BCr diesen Fall will ich eine Sprache vorbereiten= , die den Menschen helfen soll, sich besser in ihrer unwillk=C3=BCrlichen L= ebenserfahrung zurechtzufinden.