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2.

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Zusammenfassendes Fazit

Die Wissenschaft, der wissenschaftliche Blick auf die Welt, hat in den letzten Jahrhunderten viel entdeckt, erklärt und verständlich machen können. Dabei galt und gilt: Je präziser eine Aussage sein soll, desto genauer und enger muss zuvor definiert werden, was Sache ist und wie sie begrifflich zu fassen sei. Doch je stärker durch die Wissen-schaft der mikroskopische Blick ins Kleine und der kosmologische ins Grosse geschärft worden ist, desto mehr geriet der Sinn fürs Ganze und die Zusammenhänge zwischen den in immer kleinere Stücke „sezierten" Einzelteile verloren. 

2.1 Welt als Gegenüber des Menschen

In der vorliegenden Studie wird zunächst dieser Weg zur zunehmender „Atomisierung und Individualisierung der Welt" in geraffter Form zurückverfolgt, und zwar in den Wissenschafts-disziplinen der Philosophie, Soziologie, Wirtschaftswissenschaften, Physik sowie Geschichts-/Kunstwissenschaft. Dabei werden relevante wissenschaftliche Modellvorstellungen und die sie prägenden Weltbilder herausgearbeitet.

In den Weltbildern zeigen sich ja auch Menschen- und Ge-schichtsbilder, Vorstellungen über die Beziehungen zwischen Ich und Welt, Zeit und Raum. Je nach Auffassung dieser Beziehungen erkennt man unterschiedliche Raumbilder, Vorstellungen der Relationen von Menschen, Lebewesen und sozialen Gütern untereinander und zum Raum. In der bisherigen Literatur werden hier meist drei Raumauffassungen genannt:-         Die

  • Die absolute (Raum und Körper dualistisch gesehen und Raum als von Beobachtern, Objekten sowie physikalischen Abläufen unabhängiger Behälter verstanden).

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  • Die relative (Raum als Ergebnis der Struktur der relativen Lagen der Körper und Leib als Garant der Erfahrung räumlicher Qualitäten).

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  • Die relationale (Raum als netzartig-polyzentrisches Relationen-gefüge, als gleichzeitiges Nebeneinander materieller Stellen).

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Diesen Raumauffassungen kann man bestimmte Denker und Denk-richtungen zuordnen und deren Entwicklung in eine zeitliche Abfolge bringen. Doch ein Blick in die Gegenwart zeigt, dass - zumal weltweit gesehen - diese Raumverständnisse nicht zu betrachten sind als nacheinander gültige, sondern als nebeneinander wirksame. Ein ähnliches Nebeneinander kann beispielsweise bei der Entwicklung der Physik beobachtet werden. Denn die Grundüberlegungen der Quantentheorie zu Raum und Zeit, zu Energie, zu Information und Masse haben zwar den Erkenntnishorizont verglichen mit früheren Modellen wesentlich erweitert, die Richtigkeit der Aussagen der klassischen Physik in ihrem beschränkten Geltungsraum jedoch belassen.

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Die Studie stellt dieses Problematik aber nicht nur fest, sondern macht konkrete Vorschläge, wie das Welt- und Raumverständnis weiter-entwickelt werden kann, erarbeitet dabei aus den drei bisherigen, oben genannten Raumvorstellungen eine vierte, nämlich die „ortsorientiert-ganzheitliche", in der Studie „topisch-henadisch" genannte  genannte Raumauffassung. 

2.2 Vom Raum zum Lebensraum

Ausgehend von raumphilosphischen Vorstellungen aus Japan, die in den beiden schon veröffentlichten Buchpublikationen dieser Trilogie (Pfister 2004/1 und 2005/1) ausführlich behandelt und verarbeitet worden sind und analog zu Kernvorstellungen der Quantentheorie stellt die vorliegende Arbeit den feldhaft verstandenen Ort und den Prozess des „Spacing", zu deutsch der Raumentwicklung, Lebens-raumbildung oder Raumformation ins Zentrum.

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Das hat Konsequenzen bezüglich einer (ganzheitlichen) Begrifflichkeit und Denkarbeit, welche ausführlich erörtert wird. So muss zum Beispiel Energie im Sinne der drei Dimensionen der Nachhaltigen Entwicklung als Lebensenergie in ihrer-         ökonomischen

  • ökonomischen,

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  • sozialen und

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  • physikalischen Form

differenziert und definiert werden, was ja wieder dem alten abend-ländischen Begriffsverständnis von Energie nahe kommt, nämlich als etwas „einer Wirkung Fähiges", als alles, was - auf einer abstrakten Ebene betrachtet - die Entstehung von Wirklichkeit ermöglicht.

Der Lebensraum im topisch-henadischen Raumverständnis kann weiter differenziert werden. Im Unterschied zur relationalen Raumvorstellung ist die Differenzierung aber nicht als ein System-Umwelt-Verhältnis und eine Gegenüberstellung zu betrachten, son-dern als ein Feld-Resonanz-Verhältnis, bei dem sich die Räume durchdringen, und zwar in stufenmässig aufbauender Weise vom Kosmos bis zum Ort hin. Folgende Räume werden in der Studie ausführlich dargestellt:

1.        Der als gegeben zu betrachtende Zeit-Raum/Sphärenraum, der auf den Kosmos konstituierend, allumfassend und einheits-stiftend wirkt.
2.        Die Themenräume der Nachhaltigen Entwicklung: der Natur-, Gesellschafts- und Wirtschaftsraum, dessen Fragestellun-gen und Gegebenheiten auf die nächsten Raumstufen wirken.
3.        Die Eigenräume: der überindividuelle/institutionelle und der individuelle Eigenraum, der Markenraum und der Selbst-/Körperraum. Über sie können Institutionen und Menschen - verglichen mit allen übrigen Räumen - am meisten verfügen und wirken dadurch auf die Lebensräume.
4.        Die Lebensräume des überindividuellen/institutionellen Eigenraums: der Kultur-, Wissens- und Arealraum, dessen Fragestellungen und Gegebenheiten auf die Gestaltung des institutionellen Lebensraums Auswirkungen haben.
5.        Die Lebensräume des individuellen Eigenraumes: Beobachter- und Denkraum sowie Ort, wo sich alle nicht-lokalen Raumstufen zeigen, örtlich und zeitlich präsent sind.

Vor Ort also verbindet sich Zeit, Raum und Leben. Nachfolgende Abbildung zeigt die ganze Terminologie der topisch-henadischen Raumauffassung auf einen Blick, und zwar in der Mitte die raum-, links die wahrnehmungs-/macht- und rechts die prozessbezogenen. Dies Spirale in der Bildmitte weist auf das Sich-Durchdringen der Eigen- und Lebensräume hin.

 

Abbildung 1: Kernbegriffe des topische-henadischen Raumverständnisses im Überblick 

Nach diesen raum- und ortsbezogenen begrifflichen Klärungen wird auf die prozess- und damit auch organisationsbezogenen Zusammenhänge ausführlich eingegangen und damit dargestellt, wie vom sezierenden Beobachten zum synthetisierenden Handeln fortgeschritten werden kann. 

2.3 Geschäfts- und Lebensprozesse

In der topisch-henadischen Raumauffassung stehen Mensch, Lebens-raum und Ort im Zentrum der Betrachtungen. Wenn nun der Aspekt der Zeit dazu kommt, rücken die Raumveränderungsprozesse ins Blickfeld, die hier sogenannten In-Formations- und Trans-Formationsprozesse, also die Umwandlungsprozesse von Infor-mation, Masse/Materie sowie Lebensenergie des in einem Ort Befindlichen. In dieser Studie liegt der Akzent auf der Information, die im Ort und Lebensraum feldhaft denkbar ist, wohingegen Masse und Energie dies auch ausserhalb von Orten sind.

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1. Trans-Formationsprozesse:-         Ökonomische

  • Ökonomische Energien, den Wirtschaftsraum betreffend.

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  • Soziale Energien, auf den Gesellschaftsraum bezogen.

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  • Physikalische Energien, den Naturraum betreffend.

Diese Prozesse transformieren sich jeweils horizontal, „innerhalb" der eigenen Energieform oder vertikal, hin zu einer anderen Energieform im Eigenraum.

2. In-Formationsprozesse:     -         Im

  • Im Selbst-/Köperraum: persönlichkeitsbasierte Prozesse/Denk-prozesse des Durchdringens, des Wahrnehmens, Erinnerns etc. des individuellen und überindividuellen/institutionellen Lebens-raumes und des Durchdrungen-werdens von den übrigen Räumen, was sich insgesamt in der gefühlten und analysierten Atmosphäre zeigt.   

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  • Im Lebensraum: Menschen, Lebewesen und Soziale Güter betreffende Prozesse der Informations-Kondensation von abstrak-ter über klassische Information bis zur Masse/Materie und zurück, also von der Formation, Formierung, Gestaltentwicklung und von Masse/Materie „zurück" zur gestaltimpliziten Information.

In der topisch-henadischen Raumauffassung und im feldhaft verstandenen Ort steht, wie eben erwähnt, Information im Zentrum. Die In-Formations-Prozesse werden deshalb ausführlich behandelt. Im Praxisteil fokussiert sich die Studie auf das sogenannte Area Spacing. Dabei wird denkend ein Ort durchdrungen und planend verändert. Das Handeln (der sinnlich wahrnehmbare der beiden In-Formations-Prozesstypen) gestaltet dann den Ort entsprechend um. So kondensiert gedachte Information in Masse und Materie.

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Abbildung 2: Vereinfachte Darstellung der Zusammenhänge zwischen Ort, Prozessen und Räumen mit dem Menschen als für sich und das Ganze verantwortlicher Lebensraum-Gestalter

 

Dieses Modell ist als Weiterentwicklung des St. Galler Management-Modells zu verstehen und soll die dort festgestellten weltbildinhärenten Begrenzungen hinsichtlich der Realisierung einer ganzheitlichen Nachhaltigkeit überwinden helfen. Dabei werden unter Anderem folgende Aspekte weiter entwickelt:-         Die

  • Die im Kern zweidimensionale Vorstellung des St. Galler Modells wird durch eine räumliche Betrachtungsweise erweitert.

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  • Das Modell wird in eine umfassende Raumvorstellung, in einen Stufenraum eingebettet.

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  • Das im Zentrum des St. Galler Modells abgebildete, prozesshaft gesehene Unternehmen wird durch das, ebenfalls prozesshaft gedachte, verantwortungsvolle Individuum ersetzt.

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  • Indem der Mensch und die menschlichen Beziehungen ins Zentrum gerückt und die Produktions- und Nutzungsprozesse „rückwärts" in den individuellen Eigenraum verlängert werden, wird dessen Mit- und Eigenverantwortung wieder klar verortbar.

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  • Das Modell ist im Lebensraum verortet.

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  • Die Prozesse der Anspruchsgruppen und des Unternehmens stehen sich und dem Ganzen nicht gegenüber, sondern die Beziehungen der Prozesse untereinander sollen ebenfalls als sich durchdringend verstanden werden.

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  • Die Managementprozess-Vorstellung wird um die Dimension des Denkprozesses erweitert.

Was nun die im St. Galler Management-Modell wichtigen Systeme betrifft, so werden diese im topisch-henadischen Raumverständnis der Raumstufe der Eigenräume zugeordnet. Denn im Erkennen von Elementen und Strukturen liegt ja oft auch die Absicht, über solche Zusammenhängen verfügen zu wollen. Das „Worin" der Raumstufe des Eigenraums wiederum stellen die Themenräume dar, die in dieser Studie im Sinne der Nachhaltigen Entwicklung auf die Dimensionen Natur, Gesellschaft und Wirtschaft fokussiert werden.

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Abbildung 3: Vereinfachte Darstellung der raumdurchdringenden Dimen-sionen, welche die Raumatmosphäre vor Ort bestimmen 

Die hier ausgearbeiteten Weiterentwicklungen der heute im europäisch-nordamerikanischen Raum dominierenden Raum-, Prozess- und Systemvorstellungen und der dazugehörenden Welt-bilder haben Konsequenzen für die Praxis, was im zweiten Hauptteil der Studie am Beispiel des Marketing-, Kommunikations- und Markenmanagements erörtert wird.

 

2.4 Praxis des Spacing-Management und Sustainable Branding

In der vorliegenden Studie stehen die Raumgestaltung, -entwicklung oder -formation im Zentrum. Denn gerade im Dienstleistungs-marketing wie auch beim sinnlich Wahrnehmbar-Machen von Unternehmenskultur und -identität, ist die Raumgestaltung bisher in Theorie und Praxis eher unterschätzt worden. So ist es eines der Hauptziele der Studie, theoretisch darzulegen, wie man „Raumatmosphäre" beschreiben und wie man in der Praxis im Arealraum bewusster gestalterisch vorgehen kann.

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Das Area Spacing wird je nach Anwendungsgebiet weiter unter-schieden in:-         Corporate

  • Corporate Spacing, (Industry, Services): Areal-/Gebäude-entwicklung von Unternehmen und Verwaltungen

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  • Real Estate Spacing: Immobilienentwicklung

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  • Public Spacing: Stadtentwicklung, Raumplanung

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  • Hospitality Spacing: Hotel, Restaurant, Altersheime und -residenzen

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  • Shop Spacing: Verkaufsraumentwicklung

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  • Private Spacing: Private Wohnung.

Das Human Spacing zielt auf die Persönlichkeitsentwicklung des Individuums, befasst sich mit den Strategien der Wissens-raumgestaltung und versucht diese im Denk- und Beobachterraum bewusst zu machen und allenfalls zu optimieren. Auch wenn im Praxisteil aus Gründen der Kompetenz des Autors dieser Studie der Akzent auf das Area Spacing gelegt wird, muss stets bewusst bleiben, dass diese beiden Spacing-Prozesse nicht getrennt werden können und dürfen und dass der eigenverantwortlichen Persönlichkeits-Gestaltungsarbeit (Bildung) eine ganz zentrale Bedeutung zukommt.

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Gerade die Arealraumgestaltung stellt hier aber eine hervorragende Chance dar, in der bewussten eigenen Arbeit an der sinnlich wahrnehmbaren Gestaltung der Privat- und Firmenräume die abstrakten und sinnlich nicht wahrnehmbaren Zusammenhänge im Wissens- und Kulturraum herauszuarbeiten und zu vertiefen zu lernen.